Mit großer Begeisterung hatte ich heute festgestellt, dass meine langjährige, absolute Lieblings-Geierdokumentation „Zum Geier! – Die fliegenden Mistkübel“ endlich wieder im Fernsehen ausgestrahlt wurde: Von 20.15 bis 21 Uhr auf Phoenix. Meine WDR-Aufnahme von 2004 (?) habe ich bereits so häufig angeschaut, dass ihre Qualität mittlerweile sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dennoch sehe ich sie mir immer wieder gerne an, weil sie auf lustige und informative Weise genau das genial übermittelt, was ich selber seit langer Zeit versuche: Die Menschen für Geier zu begeistert oder zumindest ihre Abscheu in Akzeptanz zu wandeln!
Hier die Video-Text-Beschreibung der Sendung von Phoenix:
„Geier – die Aschenputtel im Reich der Tiere, unbeliebt und missverstanden. Sie haben ein besseres Image verdient. Ohne sie wäre die Erde kein blaues Juwel, sondern ein stinkender Misthaufen. Beispiele dafür fand Paul Reddish überall: In der Serengeti, über den Prärien Nordamerikas, zwischen den Anden genauso wie in Spanien und Indien. Dem üblen Leumund der Geierbande stellt Reddish die nackten Fakten entgegen, die er weltweit unter den verschiedensten Geiern gesammelt hat.“
-
Der Aufbau der Dokumentation ist sehr gut strukturiert. Hin und wieder werden niedliche Cartoon-Geier eingeblendet, die sich unterhalten, verschiedene Fragen zu ihrer Person stellen und diese kurz kommentieren. Darauf folgt dann eine wissenschaftlich-emotionale Erklärung mit traumhaften Bildern aus der Natur.
-
Warum mögen uns die Menschen nicht?Weil Geier mieserweise immer nur mit Tod und Verderben in Verbindung gebracht werden. Zum Beispiel, wenn sie nach einer Kriegsschlacht das Leichenfeld „säubern“.
-
Sind wir eigentlich hässlich?Das liegt natürlich im Auge des Betrachters. Ich persönlich finde sie bekanntlich wunderschön!!! Wissenschaftlich lässt sich das Aussehen und der Nutzen eines jeden Körperteiles gut erklären:
Krummer, spitzer Schnabel: Um die dicke Haut von Kadavern und das Fleisch von den Knochen reißen zu können.
Kleine Augen, starrer Blick: Geier haben eine super Sehkraft, mit der sie auch aus mehreren Kilometern Höhe winzige Kadaver entdecken können.
Kahler Kopf: Kopffedern würden durch Blut und Eingeweide verschmutzen und verkleben, wenn Geier ihren Kopf genüsslich ins Aas hacken.
Sehr langer Hals: Damit sie mit den Schnabel ganz tief ins Aas gelangen und sich die saftigsten Häppchen rausmampfen können.
Geiermagen: Aufgrund seiner hochkonzentrierten Magensäure können Geier nicht nur Knochen, sondern sogar lebensgefährliche Cholera- und Milzbranderreger zersetzen. Dadurch wird auch das Risiko einer Übertragung auf den Menschen stark eingedämmt.
Lange Beine, große Füße: Kräftig aber dennoch in „Leichtbauweise“ helfen sie dem Geier möglichst schnell zum Aas zu laufen oder vor Feinden zu flüchten.
Bei Arten wie dem Gänsegeier gibt es sogar die Theorie, dass der lange Hals und der nackte Kopf als natürliche Klimaanlage dienen. Wie auch viele andere Geierarten dreht der Gänsegeier auf Nahrungssuche seine Kreise zum Teil in mehreren Kilometern Höhe. Dort herrschen Minusgrade, so dass der Geier seinen Körper vermutlich wärmt, indem er den nackten Kopf und seinen langen Hals dicht an den Körper zieht. Wird eine Beute erspäht, so geht der Gänsegeier in den Sturzflug über und würde bei einem folgenden, rasanten Temperaturanstieg von bis zu 50 °C „überhitzen“. Daher wird der Kopf aus dem Gefieder gezogen und der lange Hals ausgefahren, um den Körper zu kühlen. Schlaues Tier, oder?
-
Stinken Geier?Nunja, da sie sich von Fleisch, Blut und Eingeweiden ernähren, bleibt ein „leichter“ Geruch nicht aus. Aber ansonsten gilt es wie beim Menschen: „Der Geruch hängt vom Zeitpunkt des letzten Bades ab!“
-
Sind wir Geier intelligent?„Geier sind keine gefiederten Einsteins!“ Da weiß ich aber ein aktuelles Gegenbeispiel, von dem ich in Kürze berichten werde!!! Kleiner Tipp: Er ist weiß, unglaublich knuffig und wurde im April im Erlebnis-Zoo Hannover geboren ;-)
-
Desweiteren wird der Giga-Geier Argentavis magnificens vorgestellt, der bis vor etwa sechs Millionen Jahren in Südamerika lebte. Er soll knapp 2 m groß und 80 kg schwer gewesen sein mit einer Flügelspannweite von 8 m. Die einzelnen Schwungfedern waren etwa 1,5 m lang und 20 cm breit. Offenbar hat er sich nicht nur von Aas ernährt, sondern war ein Jäger, der Hasen-große Tiere am Stück verschlingen konnte. Ihn Fliegen zu sehen muss ein majestätischer Anblick gewesen sein... Bei einer ersten, kurzen Suche für weitere Infos bin ich auf folgende Seite gestoßen: http://sciencev1.orf.at/science/news/148508
-
Ein Bericht, der mich jedes Mal traurig stimmt, behandelt das großer Geier-Sterben in Indien. Zu Dreh-Beginn vor einigen Jahren war dieses Problem wohl deutlich akuter und mittlerweile wurde viel zum Geierschutz in Indien beigetragen (ich hoffe bei Zeiten mit mehr Detail-Infos dienen zu können), aber was sich dort abspielte ist schrecklich gewesen: Früher hat es in Indien die weltgrößten Kolonien von Bengalengeiern und Indien-Geiern gegeben, die dem Gänsegeier sehr ähnlich sehen. Überall nisteten sie und verzehrten die auf großen Mülldeponien außerhalb der Städte entsorgten Kadaver der Heiligen Kühe. Dadurch verhinderten sie das Ausbreiten von Krankheiten und Seuchen. Auf einmal gingen die Zahlen der Geier-Populationen rapide zurück, etwa 90 % aller Geier verendeten in kürzester Zeit ;-( Der Grund war zu Dreh-Beginn noch nicht bekannt; es wurde vermutet, dass es sich um einen Virus oder ein landwirtschaftliches Gift handelt. Dieses traurige Geier-Massensterben hatte nun zur Folge, dass sich die Kadaver und der Unrat auf den Mülldeponien immer höher auftürmten und die Deponien zur Brutstätte von Gestank und Krankheiten wurden. Für den Menschen wurde dies zu einer immer größeren Bedrohung, weil sich riesige Rudel wilder, aggressiver Hunde bildeten, die das verseuchte Fleisch fraßen und somit Krankheiten auf den Menschen übertragen konnten. Zwar trafen auch weiterhin einige Geier auf den Müllbergen ein, aber dies waren oft „zugereiste“ Geier aus Europa und Asien, die den Winter in Indien verbringen. Während die Mönchsgeier scheinbar immun waren, bestand bei den Gänsegeiern, Schmutzgeiern und anderen Arten die Gefahr, dass sie sich infizieren und ebenfalls sterben – oder sogar den Erreger in ihre Kolonien nach Asien und Europa einfliegen. Daher wurde das „Vulture Care Center“ gegründet, das sich mit der Erforschung der Todes-Ursache befasst (wie gesagt, weitere Infos folgen hoffentlich bald).
-
Um die mittlerweile gedrückte Stimmung wieder etwas aufzumuntern, wird kurz von erfolgreichen Geier-Schutzprojekten, wie der Auswilderung des Bartgeiers in den Alpen, berichtet. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Herrn Daniel Hegglin von der Stiftung „Pro Bartgeier“ entschuldigen, von dem ich kurz nach meinem Zürich-Urlaub super Info-Material und tolle Fotos zur Verfügung gestellt bekommen hatte und dessen Stiftung (sowie allgemein das Auswilderungsprojekt der Bartgeier) ich leider noch immer nicht gebührend vorgestellt habe.
Es ist NICHT in Vergessenheit geraten, sondern wird in jedem Fall noch erfolgen!!!
-
Es folgen ein paar Aufnahmen aus dem Süden Frankreichs von der größten Geier-Flugshow Europas. Da muss ich unbedingt hin!!!
-
Und zu guter Letzt die Frage:
Gibt es Leute, die Geier wirklich mögen?JA, MICH!!!
Und vielleicht mögt ihr die Geier jetzt ja auch!? Zumindest ein bisschen?
Sonntag, 16. Mai 2010
Zum Geier! – Die fliegenden Mistkübel
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen