Im Sommer 2020 hatten alle Freunde der Kalifornischen Kondore den Atem angehalten, als das schreckliche Dolan Fire in Big Sur wütete und die dortige Kondor-Auswilderungsvoliere sowie große Teile des Schutzgebietes zerstörte. Der verheerende Brand hielte monatelang an und kostete vielen Kalifornischen Kondoren das Leben, alten wie Küken. Ein kleiner Lichtblick war das Überleben und die anschließende Rettung von Iniko, einem flauschigen Küken, das in seinem Nest in einem Redwood das Feuer aussaß. Die Nestkamera war aufgrund der Hitze zwischenzeitlich ausgefallen und die Flammen gingen bis 3 Meter unter das Nest, aber irgendwie trotzte das Küken der Hitze und überlebte. Auch seine Mutter Redwood Queen überstand das Feuer und versorgte Iniko aufopferungsvoll, während Inikos Vater Kingpin leider verschollen blieb.
Auch heute ist Redwood Queen noch immer eine ganze besondere Kondor-Dame, über die die Ventana Wildlife Society (VWS) – und damit natürlich auch ich – gerne berichten.
Wie sich VWS Senior Wildlife Biologe & California Condor Recovery Program Manager “Condor Joe” Burnett erinnert, war es Redwood Queen, die ihn vor über 20 Jahren zu einer bahnbrechenden Idee im Rahmen der Auswilderungen inspirierte.
Redwood Queen wurde 1999 in Big Sur ausgewildert. Als im Jahr 2000 die nächste Kondor-Gruppe auf ihre Freilassung vorbereitet wurde, kam Redwood Queen sofort angeflattert und machte es sich auf dem Netz der Auswilderungsvoliere bequem. Dort verbrachte sie die meiste Zeit damit mit den drei Junggeiern und dem Mentor-Kondor zu interagieren. Tagelang bewegte sie sich kaum noch fort.
© Ventana Wildlife Society |
Durch ihr Verhalten entstand die Idee, sie als weiteren Mentor in die Voliere zu den Junggeiern zu lassen. Die Voliere wurde also seitlich um eine weitere Doppeltür-Voliere ergänzt („double door trap pen“, Abkürzung DDT). Als Redwood Queen am nächsten Morgen auftauchte, wurde vorsichtig die erste Tür geöffnet und zack, latschte die Kondordame in die DDT-Voliere hinein. Die Tür hinter ihr wurde geschlossen und die Verbindungstür zur Auswilderungsvoliere geöffnet. Auch dort spazierte sie ohne zu zögern hindurch und begann sofort mit den jüngeren Kondoren zu interagieren. Seitdem wurde die DDT-Methode an allen Auswilderungsvolieren in Kalifornien etabliert.
Die gesamte Historie von Redwood Queen und anderen Kondoren ist übrigens auf der Webseite der VWS nachzulesen.
© Ventana Wildlife Society |
Die berühmte Dame wurde am 11.05.1998 im L.A. Zoo geboren und wurde ein Jahr später in Big Sur ausgewildert. Anfangs war sie die schüchternste aller Kondore und bekam erst Futter, wenn alle anderen Kondore satt waren bzw. den Futterplatz verlassen hatten. Jahre später verpaarte sie sich mit Kingpin, dem dominantesten Männchen des Kondor-Schwarms. Gemeinsam zogen sie sechs Küken groß, darunter das berühmte Kondormädchen Iniko.
Kingpin und Tochter Iniko vor dem großen Feuer, April 2020. © explore.org's condor nest cam |
Nachdem ihre Partner jedoch im Dolan Fire umkam, bandelte sie schon bald mit Phoenix an, einem anderen dominanten Männchen. Schon 2021 legten sie ein Ei in das gleiche Nest, in dem zuvor Iniko geschlüpft war. Allerdings schien das Ei unbefruchtet zu sein.
2022 entschieden sie sich für ein neues Nest ganz in der Nähe und legten erneut ein Ei. Aus diesem schlüpfte am 28.04.‘22 tatsächlich ein erstes gemeinsames Küken, das hoffentlich keinem Feuer ausgesetzt sein wird!
Redwood Queen, Phoenix, Nestplatz und ein Beispielbild eines 3monatigen Kükens. © webnectarphoto and Ventana Wildlife Society |
Da für mich die Wiederansiedlung des Kalifornischen Kondors ein riesiges Erfolgsprojekt ist, aber auch weiterhin viel, viel Arbeit bedeutet, wollte ich mit meiner diesjährigen Facebook-Geburtstagsspendenaktion die Ventana Wildlife Society unterstützen. Zwar bekam ich meinen Zielbetrag zum 40. Geburtstag nicht komplett zusammen, aber ich bedanke mich bei jedem, der diese Aktion unterstützt hat. Jede Spende hilft der VWS Kondor-Beobachter zu finanzieren und weitere Kondor-Schützer auszubilden.
© Ventana Wildlife Society |
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