Tolle Neuigkeiten aus Bulgarien!!! Wie die Vulture Conservation Foundation (VCF) berichtet, hat sich die in Gefangenschaft geborene und später ausgewilderte Schmutzgeierin Boyana einen Partner angelacht und ein Brutterritorium in den Östlichen Rhodopen, Bulgarien, besetzt. Ein perfektes Beispiel dafür, warum Auswilderungen unverzichtbar sind, um eine sinkende Geierpopulation aufzustocken.
Boyana und ihr Partner. © Volen Arkumarev |
Boyana schlüpfte 2017 im Zoo Prag im Rahmen des Europäischen Schmutzgeier-Zuchtprogrammes. Ein Jahr später zog sie zum Egyptian Vulture New LIFE Projekt nach Bulgarien, wo sie als eine der ersten ihrer Art in den Östlichen Rhodopen „verspätet“ ausgewildert wurde. Verspätet bedeutet, dass sie im Frühling freigelassen wurde, einige Monate nach ihrer Eingewöhnung. Somit blieben ihr rund vier Monate, um Erfahrungen und Kraft zu sammeln für ihre erste Herbst-Migration nach Afrika.
Während ihrer ersten Migration schaffte sie als eine von wenigen Schmutzgeiern erfolgreich den weiten Flug über das Mittelmeer. Den Winter verbrachte sie in Tschad. In den nächsten drei Jahren besuchte Boyana 22 Länder auf drei Kontinenten (Afrika, Asien, Europa), bevor sie an ihren Auswilderungsort in Bulgarien heimkehrte.
Boyana’s Flugroute. © Egyptian Vulture New LIFE project |
In diesem Jahr kam die mittlerweile erwachsene Boyana zurück in die Östlichen Rhodopen und besetzte ein verwaistes Brutterritorium. Ein Team der RSPB rückte sofort aus, aber zu diesem Zeitpunkt war noch kein Partner in Sicht. Mitte Juni, nach einigen verregneten Tagen, kam sie zu der Futterstelle ihres früheren Auswilderungsortes, um sich zu stärken. Dort treiben sich natürlich auch einige andere Schmutzgeier rum, ein perfekter Dating-Spot. Ein prachtvolles, wild geborenes Schmutzgeiermännchen mit Erwachsenemgefieder konnte ihr nicht wiederstehen und folgte ihr. ❤
Das Team der RSPB konnte die beiden daraufhin beim Turteln beobachten und sehen, dass sie einen Felsen einnahmen, der sich perfekt zum Brüten eignet. Da sich die diesjährige Brutsaison bereits dem Ende neigt und die Herbst-Migration bevorsteht, werden die beiden nicht mehr genug Zeit für einen Nestbau haben. Aber wenn sie die Migration gut überstehen und nächsten Jahr gesund und munter heimkehren, wird einer ersten Brut hoffentlich nichts mehr im Wege stehen!
Diese Verpaarung ist ein riesiger Meilenstein in der Wiederansiedlung des Schmutzgeiers! Es ist das erste Mal, dass sich ein in Gefangenschaft geborener, ausgewilderter Schmutzgeier im Balkan verpaart hat und das sogar nur vier Jahre nach Start des Auswilderungsprojektes. Bis dahin war das von ihnen gewählte Brutterritorium über 20 Jahre unbesetzt! Auch auf ganz Europa betrachtet ist es erst die zweite dokumentierte Verpaarung eines ausgewilderten Schmutzgeiers in freier Natur.