Freitag, 19. August 2022

Erste Verpaarung eines ausgewilderten Schmutzgeiers im Balkan

Tolle Neuigkeiten aus Bulgarien!!! Wie die Vulture Conservation Foundation (VCF) berichtet, hat sich die in Gefangenschaft geborene und später ausgewilderte Schmutzgeierin Boyana einen Partner angelacht und ein Brutterritorium in den Östlichen Rhodopen, Bulgarien, besetzt. Ein perfektes Beispiel dafür, warum Auswilderungen unverzichtbar sind, um eine sinkende Geierpopulation aufzustocken.

Boyana und ihr Partner. © Volen Arkumarev

Boyana schlüpfte 2017 im Zoo Prag im Rahmen des Europäischen Schmutzgeier-Zuchtprogrammes. Ein Jahr später zog sie zum Egyptian Vulture New LIFE Projekt nach Bulgarien, wo sie als eine der ersten ihrer Art in den Östlichen Rhodopen „verspätet“ ausgewildert wurde. Verspätet bedeutet, dass sie im Frühling freigelassen wurde, einige Monate nach ihrer Eingewöhnung. Somit blieben ihr rund vier Monate, um Erfahrungen und Kraft zu sammeln für ihre erste Herbst-Migration nach Afrika.

Während ihrer ersten Migration schaffte sie als eine von wenigen Schmutzgeiern erfolgreich den weiten Flug über das Mittelmeer. Den Winter verbrachte sie in Tschad. In den nächsten drei Jahren besuchte Boyana 22 Länder auf drei Kontinenten (Afrika, Asien, Europa), bevor sie an ihren Auswilderungsort in Bulgarien heimkehrte.

Boyana’s Flugroute. © Egyptian Vulture New LIFE project

In diesem Jahr kam die mittlerweile erwachsene Boyana zurück in die Östlichen Rhodopen und besetzte ein verwaistes Brutterritorium. Ein Team der RSPB rückte sofort aus, aber zu diesem Zeitpunkt war noch kein Partner in Sicht. Mitte Juni, nach einigen verregneten Tagen, kam sie zu der Futterstelle ihres früheren Auswilderungsortes, um sich zu stärken. Dort treiben sich natürlich auch einige andere Schmutzgeier rum, ein perfekter Dating-Spot. Ein prachtvolles, wild geborenes Schmutzgeiermännchen mit Erwachsenemgefieder konnte ihr nicht wiederstehen und folgte ihr.

Das Team der RSPB konnte die beiden daraufhin beim Turteln beobachten und sehen, dass sie einen Felsen einnahmen, der sich perfekt zum Brüten eignet. Da sich die diesjährige Brutsaison bereits dem Ende neigt und die Herbst-Migration bevorsteht, werden die beiden nicht mehr genug Zeit für einen Nestbau haben. Aber wenn sie die Migration gut überstehen und nächsten Jahr gesund und munter heimkehren, wird einer ersten Brut hoffentlich nichts mehr im Wege stehen!

Diese Verpaarung ist ein riesiger Meilenstein in der Wiederansiedlung des Schmutzgeiers! Es ist das erste Mal, dass sich ein in Gefangenschaft geborener, ausgewilderter Schmutzgeier im Balkan verpaart hat und das sogar nur vier Jahre nach Start des Auswilderungsprojektes. Bis dahin war das von ihnen gewählte Brutterritorium über 20 Jahre unbesetzt! Auch auf ganz Europa betrachtet ist es erst die zweite dokumentierte Verpaarung eines ausgewilderten Schmutzgeiers in freier Natur.

Donnerstag, 18. August 2022

Redwood Queen, eine ganz besondere Dame

Im Sommer 2020 hatten alle Freunde der Kalifornischen Kondore den Atem angehalten, als das schreckliche Dolan Fire in Big Sur wütete und die dortige Kondor-Auswilderungsvoliere sowie große Teile des Schutzgebietes zerstörte. Der verheerende Brand hielte monatelang an und kostete vielen Kalifornischen Kondoren das Leben, alten wie Küken. Ein kleiner Lichtblick war das Überleben und die anschließende Rettung von Iniko, einem flauschigen Küken, das in seinem Nest in einem Redwood das Feuer aussaß. Die Nestkamera war aufgrund der Hitze zwischenzeitlich ausgefallen und die Flammen gingen bis 3 Meter unter das Nest, aber irgendwie trotzte das Küken der Hitze und überlebte. Auch seine Mutter Redwood Queen überstand das Feuer und versorgte Iniko aufopferungsvoll, während Inikos Vater Kingpin leider verschollen blieb.

Auch heute ist Redwood Queen noch immer eine ganze besondere Kondor-Dame, über die die Ventana Wildlife Society (VWS) – und damit natürlich auch ich – gerne berichten.

Wie sich VWS Senior Wildlife Biologe & California Condor Recovery Program Manager “Condor Joe” Burnett erinnert, war es Redwood Queen, die ihn vor über 20 Jahren zu einer bahnbrechenden Idee im Rahmen der Auswilderungen inspirierte.

Redwood Queen wurde 1999 in Big Sur ausgewildert. Als im Jahr 2000 die nächste Kondor-Gruppe auf ihre Freilassung vorbereitet wurde, kam Redwood Queen sofort angeflattert und machte es sich auf dem Netz der Auswilderungsvoliere bequem. Dort verbrachte sie die meiste Zeit damit mit den drei Junggeiern und dem Mentor-Kondor zu interagieren. Tagelang bewegte sie sich kaum noch fort.

© Ventana Wildlife Society

Durch ihr Verhalten entstand die Idee, sie als weiteren Mentor in die Voliere zu den Junggeiern zu lassen. Die Voliere wurde also seitlich um eine weitere Doppeltür-Voliere ergänzt („double door trap pen“, Abkürzung DDT). Als Redwood Queen am nächsten Morgen auftauchte, wurde vorsichtig die erste Tür geöffnet und zack, latschte die Kondordame in die DDT-Voliere hinein. Die Tür hinter ihr wurde geschlossen und die Verbindungstür zur Auswilderungsvoliere geöffnet. Auch dort spazierte sie ohne zu zögern hindurch und begann sofort mit den jüngeren Kondoren zu interagieren. Seitdem wurde die DDT-Methode an allen Auswilderungsvolieren in Kalifornien etabliert.

Die gesamte Historie von Redwood Queen und anderen Kondoren ist übrigens auf der Webseite der VWS nachzulesen.

© Ventana Wildlife Society

Die berühmte Dame wurde am 11.05.1998 im L.A. Zoo geboren und wurde ein Jahr später in Big Sur ausgewildert. Anfangs war sie die schüchternste aller Kondore und bekam erst Futter, wenn alle anderen Kondore satt waren bzw. den Futterplatz verlassen hatten. Jahre später verpaarte sie sich mit Kingpin, dem dominantesten Männchen des Kondor-Schwarms. Gemeinsam zogen sie sechs Küken groß, darunter das berühmte Kondormädchen Iniko.

Kingpin und Tochter Iniko vor dem großen Feuer, April 2020. © explore.org's condor nest cam

Nachdem ihre Partner jedoch im Dolan Fire umkam, bandelte sie schon bald mit Phoenix an, einem anderen dominanten Männchen. Schon 2021 legten sie ein Ei in das gleiche Nest, in dem zuvor Iniko geschlüpft war. Allerdings schien das Ei unbefruchtet zu sein.

2022 entschieden sie sich für ein neues Nest ganz in der Nähe und legten erneut ein Ei. Aus diesem schlüpfte am 28.04.‘22 tatsächlich ein erstes gemeinsames Küken, das hoffentlich keinem Feuer ausgesetzt sein wird!

Redwood Queen, Phoenix, Nestplatz und ein Beispielbild eines 3monatigen Kükens. © webnectarphoto and Ventana Wildlife Society

Da für mich die Wiederansiedlung des Kalifornischen Kondors ein riesiges Erfolgsprojekt ist, aber auch weiterhin viel, viel Arbeit bedeutet, wollte ich mit meiner diesjährigen Facebook-Geburtstagsspendenaktion die Ventana Wildlife Society unterstützen. Zwar bekam ich meinen Zielbetrag zum 40. Geburtstag nicht komplett zusammen, aber ich bedanke mich bei jedem, der diese Aktion unterstützt hat. Jede Spende hilft der VWS Kondor-Beobachter zu finanzieren und weitere Kondor-Schützer auszubilden.

© Ventana Wildlife Society

Mittwoch, 17. August 2022

2. Gruppe Kalifornischer Kondore für das Yurok Territory

Über 100 Jahre gab es keinen einzigen Kalifornischen Kondor im Yurok Tribe Territory, aber bald schon werden es wieder acht sein!

Bereits im Mai wurden die ersten drei Kalifornischen Kondore dort ausgewildert und ein weiterer Nachzügler im Juli (drei Männchen und ein Weibchen). Sie haben sich schon sehr gut in der Redwood Region eingelebt und entwickeln sich prächtig.

Die zweite Gruppe, bestehend aus vier weiteren majestätischen Vögeln, ist mittlerweile in der Auswilderungsvoliere eingetroffen und wird nun auf ihre baldige Auswilderung vorbereitet. Hierzu werden Gesundheitschecks durchgeführt und jeder Kondor bekommt eine Flügelmarkierung sowie einen GPS-Sender. In der Auswilderungsvoliere werden sie mindestens einen Monat bleiben, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Ein erwachsener Mentor-Kondor wird ihnen dabei zur Seite stehen und vielleicht kommen auch die wilden Kollegen vorbeigeflattert.

Bei den vier neuen Kondoren handelt es sich übrigens wieder um ein Weibchen und drei Männchen. Zwei Kondore stammen aus dem World Center for Birds of Prey und die anderen zwei aus dem Oregon Zoo.









Alle Bilder © Yurok Tribe, Facebook

Samstag, 13. August 2022

Neues aus der Welt der Andenkondore

Zwei junge, männliche Andenkondore, die in Gefangenschaft geboren wurden, haben nun ihre Auswilderungsvoliere in Sierra Pailemán in der Rio Negro Provinz, Argentinien, erreicht. Dort werden sie sich nun akklimatisieren und auf ihre baldige Auswilderung vorbereiten. Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn Geiernachzuchten nicht in Tierparks etc. gehalten werden, sondern der freien Natur übergeben werden. Wenn die Nachrichten nicht an mir vorbei gehen sollten, werde ich natürlich später auch von der Auswilderung berichten.







Alle 7 Bilder © Programa Conservación Cóndor Andino, Facebook

Mit etwas Glück können sich die beiden nämlich ihren wilden Artgenossen anschließen und dann gemeinsam auf Futtersuche gehen. Herrliche Bilder eines gemeinsamen Festschmauses teilte das Programa Conservación Cóndor Andino auf seiner Facebook-Seite. Die Bilder wurden von dem 13jährigen Nazareno Yunes Del Carlo an das Kondorschutzprogramm übermittelt, als er am 07.08.’22 mit seinen Großeltern in Dique Cabra Corral spazieren war. Am Ufer des Dammes hatten sich etwa 35 Andenkondore unterschiedlichen Alters und einige Rabengeier versammelt, um von einem Tierkadaver zu futtern. Ein traumhafter Anblick!!! Da wäre ich gerne dabei gewesen!!!




Alle 4 Bilder © Nazareno Yunes Del Carlo über Programa Conservación Cóndor Andino, Facebook