Zusammenfassung der tollen Arbeit des Geierschutzprojektes VulPro in Südafrika im April:
Der April begann leider mit einer traurigen Nachricht: Ein Kapgeier-Jungtier aus 2021, dass erfolgreich bei VulPro aufgepäppelt und vor zwei Monaten ausgewildert wurde, wurde nun tot im Northern Cape aufgefunden. Die Todesursache ist bisher unklar.
Und direkt die nächsten Hiobsbotschaften, als am 04.04. zwei tote Kapgeier gefunden wurden. Todesursache: Stromschlag durch Stromleitungen. So sehr sich Südafrika über den einsetzenden Regen gefreut hat, so tödlich war er offenbar für die beiden Pechvögel, die während des Regens auf den Strommasten rasten wollten. Das wäre aber trotzdem alles kein Problem, wenn die Stromleitungen und -masten in Südafrika vernünftig konstruiert und isoliert wären.
Das Eastern Cape kann sich hingegen über Neuzuwachs freuen, denn Kate Webster vom Partnerprojekt im Eastern Cape wilderte drei 2021 bei VulPro geborene Junggeier aus. Hoffentlich leben sie sich schnell in ihrer neuen Heimat ein und genießen ihre Freiheit.
Nur wenige Tage später gab es die nächste Rettungsmission: Neels, ein VulPro-Freund aus Lichtenberg, entdeckte einen Kapgeier, der mit ausgebreiteten Flügeln an einem Zaun aufgehangen war. Als das Tier gerettet wurde, wurde schnell das schreckliche Ausmaß sichtbar. Offenbar hatte der Geier tagelang in dieser qualvollen Haltung verbracht, war vollkommen geschwächt, dehydriert und verwundet. Wie abartig können Menschen eigentlich sein??? Klar, sie werden teilweise gejagt und getötet, um ihre Körperteile im Rahmen von Muti illegal zu verkaufen, aber eher selten werden Exemplare gefangen und öffentlich zur Schau gestellt. Wie kommt man nur auf die Idee ein Lebewesen an einen Zaun zu fesseln und es bewusst in einen qualvollen Tod zu schicken??? Ich bin einfach nur entsetzt und erschüttert! Zum Glück ist der arme Kerl jetzt in den allerbesten Händen und wird sein schreckliches Erlebnis hoffentlich verarbeiten.
Wooohoooo, das erste Ei der Brutsaison 2022 ist da!!! Startschuss ist also der 09.04.! Mögen noch Dutzende Geier-Eier folgen!
Südafrika wird gerade von ungewöhnlich starken Regenfällen heimgesucht und ganze Landstriche stehen unter Wasser. So ein Wetter trifft leider auch die Geier ganz besonders hart. Bei Regen können sie nicht fliegen und suchen daher immer wieder auf Strommasten Zuflucht für eine Rast. Dabei kommt es immer wieder zu schweren Verletzungen und Todesfällen. In nichtmal einer Woche wurden VulPro bereits 12 solcher traurigen Fälle gemeldet. Bei diesem Wetter ist ganz besonders wichtig nach geschwächten oder verletzten Geiern Ausschau zu halten!
Einen herzlichen Dank an Brits Pole für die Spende zahlreicher Holzpfeiler, die für die Konstruktion neuer Geiervolieren dringend benötigt wurden!!! Je bekannter VulPro wird, desto mehr verletzte Geier werden gemeldet und in die Auffangstation gebracht. Da viele Geier aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen nicht mehr freigelassen werden können, geht irgendwann der Platz in den Volieren aus. Außerdem leben bei VulPro verschiedene Geierarten, die im Idealfall eigene Brutvolieren brauchen. Seit meinem ersten Besuch in 2012 hat sich VulPro gefühlt verdoppelt und wird immer weiter ausgebaut. Umso wichtiger, dass das Projekt von netten einheimischen Firmen, Projektpartner und freiwilligen Helfern unterstützt wird. Brits Pole, ihr seid super!!!
Flügeltrocknen nach dem Regenschauer. Hier die Weißrückengeier-Brutvoliere von VulPro.
Mitte April fanden zwei neue Geier ihren Weg nach VulPro, deren Herkunft nicht wirklich klar ist. Dem weiblichen Kapgeier geht es soweit gut, aber es muss noch getestet werden, ob die Dame zu sehr auf den Menschen geprägt ist, um ausgewildert zu werden. Der männliche Weißrückengeier hat mit 10 kg starkes Übergewicht (normal wären rund 5 kg). Er muss sich nun mit seinesgleichen um das Futter streiten und lernen, sich wie ein richtiger Geier zu verhalten. Dabei wird er hoffentlich etwas an Gewicht verlieren, ohne abzumagern.
Nicht häufig aber hin und wieder kommt es vor, dass sich wilde Ohrengeier am Futterplatz von VulPro blicken lassen. Diesmal gelang es dem Team einen wilden Ohrengeier einzufangen und mit einem GPS-Sender auszustatten. Ohrengeier sind in Südafrika kaum erforscht, so dass die nun übermittelten Daten Aufschluss über sein Flugverhalten, bevorzugte Rastplätze und eventuelle Brutgebiete geben werden.
Bis Ostern wurden nun drei Eier in der Brutvoliere gelegt, gegen Dummy-Eier ausgetauscht und in den Inkubator übergeben. Sicher werden aber noch viele weitere Eier folgen, denn es konnten bisher 17 Kapgeier-Paare in der Brutvoliere, 8 weitere Paare in der offenen Voliere und 5 Paare in der Weißrückengeier-Brutvoliere identifiziert werden. Außerdem gibt es je ein Pärchen von Ohrengeiern, Wollkopfgeiern, Kappengeiern und Palmgeiern.
Kleine Lehrstunde: Der Kropf vom Geier ist ein spezieller Muskel der Speiseröhre und dient als Futterlager. Ist der Kropf also wie in dem nächsten Bild kugelrund, so hat der Geier ausgiebig gespeist. Der Kropf ist sehr hilfreich, da Geier manchmal tagelang nach ihrem nächsten Aas suchen müssen. In der Zwischenzeit wird er durch die Speisereste im Kropf versorgt.
Ende April wurde das neue Logo von VulPro veröffentlicht. Der Abschied vom alten fällt mir zwar schwer, aber ich werde mich dran gewöhnen.
Pünktlich zum Freedom Day wurden im Eastern Cape die nächsten 5 VulPro-Nachzuchten und ein einheimischer genesener Geier erfolgreich ausgewildert. Was für ein perfektes Timing, um diese schönen Kreaturen in die Freiheit zu entlassen!
Und um den Monat abzurunden, wurden zusätzlich zu den mittlerweile sieben Kapgeier-Eiern auch zwei Weißrückengeier-Eier gelegt. Keine schlechte Quote!!!
Alle Bilder © VulPro, Facebook