Wie die Vulture Conservation Foundation auf ihrer Webseite berichtet, ereigneten sich wieder viele traurige Verluste in der Geierwelt.
Gestern wurde mitgeteilt, dass ein in freier Natur geborener und zwei ausgewilderte Bartgeier in einem Vergiftungsfall in Granada, Andalusien, getötet wurden. Vergangenen Monat stellte die Junta de Andalucía fest, dass die drei Bartgeier in einer abgelegenen und für sie ungewöhnlichen Gegend im Huetor Natural Park in Granada blieben und sich nicht mehr bewegten. Am 26.04.’21 rückten besorgte Geierschützer und Spürhunde aus, um nach dem Rechten zu schauen. Dabei fanden sie leider die sterblichen Überreste der Geier Jovan und Vainilla. Um den dritten Kadaver zu bergen, musste ein Team aus Kletterern anrücken, da er sich auf einem Felsen befand. Bei diesem Vogel handelte es sich um Trashumancia.
Einer der drei vergifteten jungen Bartgeier (c) Junta de Andalucía |
Alle drei Bartgeier waren Jungtiere, die 2019 geschlüpft sind. Jovan kam in freier Natur zur Welt als Nachwuchs von zwei Bartgeiern, die vor einigen Jahren ausgewildert wurden. Er war somit eines der ersten in Freiheit geschlüpften Bartgeierküken in Andalusien. Vainilla und Trashumancia wurden im Bartgeier-Brutprogramm geboren und 2020 ausgewildert.
Bartgeier Jovan vor einigen Monaten (c) Junta de Andalucía |
Nach dem traurigen Fund begannen 30 Agenten der Junta de Andalucía und des Nature Protective Service (Seprona) of the Civil Guard mit den Ermittlungen am Tatort. Unterstützt wurden sie von diversen Spürhunden und einem Helikopter. Der Verdacht liegt nahe, dass die Geier an illegaler Vergiftung gestorben sind. Um dies genauer zu untersuchen, wurden ihre Kadaver in ein Labor nach Malaga geschickt. Das vermeintliche Gift wurde aus der gesamten Gegend entfernt, um weitere Opfer zu vermeiden. Außerdem konnten wichtige Beweismittel gesammelt werden, die bereits zu einem möglichen Tatverdächtigen führten.
Das Auslegen von Giftködern und Töten geschützter Wildtiere ist ein ernstzunehmendes Verbrechen, dass leider viel zu selten untersucht und geahndet wird. Die Kollegen der Junta de Andalucía sind absolute Vorreiter in Sachen Aufklärung von Verbrechen an Wildtieren und haben mit allen Beteiligten wieder super Arbeit geleistet. Hoffentlich können sie die Täter zur Verantwortung ziehen und weitere Länder davon überzeugen, wie sehr sich gründliche Ermittlungen lohnen!
Leider blieb dieser Vorfall nicht die einzige traurige Nachricht aus Spanien. Nur einen Tag später wurde nämlich eine Auswertung über Geieropfer an einer Windfarm in Navarre vorgestellt: Dort starben in den vergangenen 8 Monaten nach Inbetriebnahme der Cavar-Windfarm nachweislich über 100 geschützte (Raub-)Vögel – die Dunkelziffer ist vermutlich deutlich höher. Dokumentiert wurden 80 Geier, 13 Fledermäuse, 10 kleinere Vögel wie Schwalben und Finken sowie 8 Raubvögel, von denen fast alle gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht sind. Im Schnitt starb also alle 3 Tage ein Geier an einer der 32 Windturbinen. Naturschutzorganisationen fordern eine umgehende Schließung der Windfarm und empfindliche Strafzahlungen.
Toter Gänsegeier an der Cavar-Windfarm (c) Noticias de Navarra, VCF-Webseite |
In den letzten Jahrzehnten ist die Gänsegeier-Population in Spanien dank vieler Schutzprojekte deutlich angestiegen. Parallel werden auch die Windfarmen immer wieder ausgebaut, was bei schlechter Planung dramatische Folgen für die Natur hat. Ein besonders schlechtes Beispiel ist die Windfarm in Aragon, die ebenfalls bereits viele Opfer gefordert hat. Jedes Jahr sterben in Spanien durchschnittlich 700 Gänsegeier durch Windfarmen und die Zahl steigt stetig. Hinzu kommen viele weitere Vogel- und Fledermausarten, viele davon sind (vom Aussterben) bedroht.
Tote Gänsegeier an einer Windkraftanlage in Aragon, Spanien (c) ANSAR, VCF-Webseite |
Im Flug können Geier die Rotorblätter von Windkraftanlagen und Stromleitungen gegen die natürliche Vegetation nicht erkennen, so dass es häufig zu Kollisionen kommt. Entweder stirbt der Geier sofort beim Aufprall oder er bleibt mit gebrochenen Flügel verletzt am Boden liegen, flugunfähig und schutzlos nach Beute suchenden Raubtieren ausgeliefert.
Leider werden derzeit nur ca. 10 % aller Verluste durch Energie-Infrastruktur in Spanien offiziell gemeldet und dokumentiert. Daher arbeitet die VCF gemeinsam mit vielen Projekt-Partnern daran besonders kritische Infrastrukturen ausfindig zu machen und wenn möglich zu sichern.
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