Auf den Kanarischen Inseln wurden im April 2020 wenigstens 6 Schmutzgeier vergiftet. Dies ist der schwerwiegendste Vorfall der letzten zwei Jahrzehnte. Eine traurige Entwicklung, wo doch gerade auf Fuerteventura Vorfälle von Gift durch den positiven Einfluss der Schutzprojekte stark zurückgegangen waren.
Am 26.04.2020 waren die toten Geier aufgefunden und sofort
alle relevanten Organisationen und Ansprechpartner informiert worden.
Mitarbeiter des LIFE Egyptian Vulture Projektes, die sich mit dem Schutz
der Schmutzgeier auf den Kanarischen Inseln befassen, arbeiteten die
entsprechenden Leitfäden bei Giftvorfällen durch, suchten nach den Giftködern,
weiteren vergifteten Tieren und behielten das betroffene Gebiet im Auge. Erst
nach Abschluss der Untersuchungen wurde die Öffentlichkeit nun über den Vorfall
informiert und die Vulture Conservation Foundation fasste den Vorfall
zusammen.
Insgesamt starben 16 Tiere, darunter 5 Schmutzgeier (3 erwachsene Bruttiere und 2 Jugendliche), 5 Krähen, 4 Möwen, eine Taube und eine Hauskatze. Ein weiterer Schmutzgeier war ebenfalls betroffen, konnte aber gerettet und aufgepäppelt werden. Wenn alles gut läuft, kann er später wieder freigelassen werden. Von dem Verlust der erwachsenen Bruttiere war zudem ein Nest mit einem kleinen Küken betroffen, das leider ebenfalls starb.
The veterinary team treating the poisoned Egyptian Vulture (c) Oasis Wildlife Fuerteventura, VCF-Webseite |
Die Kadaver aller Tiere wurden zur Autopsie in eine Universitätsklinik gebracht. Die toxikologische Untersuchung hat ergeben, dass es sich bei der Todesursache um das Insektizid Carbofuran handelt, dessen Einsatz bereits seit 2008 verboten ist.
Tagging the rehabilitated Egyptian Vulture ahead of its release back to the wild (c) Egyptian Vulture LIFE project, VCF-Webseite |
Der Schmutzgeier war auf den Kanarischen Inseln bis ins frühe 20. Jahrhundert weit verbreitet. Leider sanken die Zahlen dramatisch, bis es 1998 nur noch 21 Brutpaare auf Fuerteventura gab. In einem Langzeitprogramm wurden die Bedrohungen für den Schmutzgeier identifiziert, darunter vorwiegend Störungen durch den Menschen, Kollisionen mit Stromleitungen und das illegale Auslegen von Giftködern. Zwischen 2004 und 2008 wurden im Rahmen eines LIFE-Projektes große Aufklärungskampagnen in der Bevölkerung durchgeführt, um Gift zu bekämpfen und Stromleitungen Geier-sicherer zu modifizieren. Durch die vielen Maßnahmen zum Schmutzgeier-Schutz konnte sich die Population zwischen 1998 und 2020 fast vervierfachen. Von 21 Brutpaaren stieg die Anzahl auf über 80 Brutpaare auf Fuerteventura, Lanzarote und Alegranza. Insgesamt gibt es auf den Kanarischen Inseln mittlerweile über 400 Individuen.
In Spanien gibt es zwei Unterarten von Schmutzgeiern: Die bedrohte Kanarische und die Festland Unterart. Bei einer Zählung durch BirdLife konnten in Spanien etwa 1.500 Schmutzgeier-Paare gezählt werden.
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