Freitag, 14. Juni 2019

27 vergiftete Geier in Zululand

Schon während meines Nicht-Geierurlaubs auf den Lofoten erhielt ich die Nachrichten von einer Geiervergiftung in Zululand, Südafrika. Nur wenige Tage später wurde direkt der nächste Vorfall bekannt und erhöhte die Anzahl der getöteten Geier auf insgesamt 27 in nur einer Woche. Zwei weitere jugendliche Weißrückengeier schweben in Lebensgefahr und es besteht kaum Hoffnung, dass sie sich von ihrer schweren Vergiftung noch einmal erholen. Sie befinden sich in Obhut von Raptor Rescue in Campertown.
Die erste Vergiftung wurde am 07.06.2019 durch Artenschützer auf einer privaten Game Farm in Zululand entdeckt. Betroffen waren 11 Geier, darunter 7 Weißrückengeier, 3 Ohrengeier und 1 Wollkopfgeier, alle Arten stark oder kritisch bedroht. Gerade in dieser Gegend ging die Population in den letzten Jahren bereits dramatisch zurück und in 2018 konnte bei Untersuchungen kein Wollkopfgeier-Brutpaar mehr in der Provinz KwaZulu-Natal gesichtet werden. Einer der Ohrengeier war ein markierter Geier, der fast das Brutalter erreicht hatte. Nach vielen Sichtungen quer über Südafrika, hatte er sich vor Kurzem in KwaZulu-Natal niedergelassen, vermutlich um erstmals zu brüten. Ein riesiger Verlust für die wenigen Ohrengeier-Brutpaare in dieser Gegend. Auch ein totes Warzenschwein und ein toter Schildrabe wurden gefunden.
Sofort wurden das Zululand Vulture Project, Wildlife ACT und weitere Schutzorganisationen über den Vorfall informiert.
(c) African Raptor Centre - hier: Tavish Farquhar und Ben Hoffman mit einem der vergifteten Weißrückengeier
Am 12.06.2019 dann direkt die nächste Hiobsbotschaft: Diesmal wurden 18 vergiftete Weißrückengeier entdeckt, auch wieder in Zululand in ähnlicher Gegend, aber auf einem anderen Grundstück. Unter ihnen waren mindestens 7 Geier mit einem aktiven Nest in der jetzigen Brutsaison. Ihre Küken/Eier dürften somit keine Überlebenschance haben. Außerdem wurden die zwei oben erwähnten noch lebenden, jugendlichen Weißrückengeier gefunden, die derzeit noch in einem sehr kritischen Zustand sind.
An beiden Tatorten wurde ein vergifteter Antilopen-Kadaver gefunden, nach dessen Verzehr die Geier verendeten.
(c) African Raptor Centre - vergiftete Weißrückengeier
Da bei einigen Geier Körperteile fehlten, liegt die Vermutung nahe, dass die Geier für Muthi-Zwecke getötet wurden. Muthi ist eine "traditionelle afrikanische Medizin", laut der zum Beispiel das Rauchen von getrocknetem Geierhirn angeblich hellseherische Fähigkeiten verleihen soll - da Geier über tolle Sehkraft verfügen. So wurden während der Fußballweltmeisterschaft 2010 tausende Geier getötet, um die Spielergebnisse vorhersagen zu können. So ein Blödsinn! Hätten Geier wirklich hellseherische Kräfte, so hätten sie doch auch vorhergesehen, dass die Antilopen-Kadaver vergiftet sind und diese nicht gefressen! In Zululand gibt es einen besonders großen Muthi-Markt, der sowohl den Warwick Triangle Muthi Markt in Durban als auch einen weiteren Markt in Johannesburg versorgt.
Einige der toten Geier wurden eingefroren und der Universität von KwaZulu-Natal übergeben, um den Gift-Typ zu identifizieren und weitere Untersuchungen durchzuführen. Außerdem wurde die Bevölkerung gebeten dringend nach weiteren vergifteten Geiern Ausschau zu halten. Sollte eine Geier auffällige Vergiftungserscheinungen zeigen, so ist jede Sekunde entscheidend, die er früher in eine Auffangstation gebracht wird! Es wurde ein Kriminalfall eröffnet.

Bei meiner Recherche fand ich in einem Artikel den Hinweis, dass in der gleichen Woche ebenfalls Geiervergiftungen aus Kenia, Sambia und Lowveld (Südafrika nahe der Grenzen zu Mosambik, Botswana und Simbabwe) mit über 50 toten Geiern unterschiedlicher Arten gemeldet wurden. Einfach nur schrecklich!!!

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