Nachdem ich bereits im Internet von den etwa zehn nahe des Salzburger Zoos lebenden wilden Gänsegeiern gelesen hatte, hatten mir in den letzten Monaten auch immer wieder Geierpfleger unterschiedlicher Zoos bestätigt, dass die wilden Gänsegeier wirklich vom Zoo aus zu Beobachten sind. Igendwann war der Wunsch diese Geier zu besuchen so groß, dass ich recht spontan mit einer Freundin von Zürich aus mit dem Zug einen Abstecher nach Salzburg gemacht habe.
Und tatsächlich: Kaum im morgendlichen Dunst aus dem Bus ausgestiegen, da entdeckte ich schon den ersten Gänsegeier in einem Baum nahe der Felswand, zu deren Fuß der Zoo Salzburg angelegt ist.
Unglaublich, tatsächlich ein wilder Gänsegeier!!! Dabei war eine Sichtung alles andere als sicher, da die Gänsegeier sich in den Sommermonaten meistens im Nationalpark Hohen Tauern aufhalten,wo auch jedes Jahr etwa 100 Jung-Gänsegeier aus Kroatien übersommern. Erst im Winter kommen sie dann regelmäßig in den Salzburger Zoo, weil sie dort gefüttert werden. Ein Gänsegeier-Pärchen hält sich jedoch praktisch das ganze Jahr über in Zoo-Nähe auf und brütet sogar irgendwo an der Felswand.Unterhalb der Felswand befinden sich einige schöne Info-Tafeln über die Gänsegeier.
Auf dem Zoo-Plan ist gut zu erkennen, dass der Großteil des Zoos unterhalb der Geier-Felswand angelegt ist. Direkt am Fels ist eine Reihe mit Gehegen, größtenteils Raubkatzen. Leider kam es dadurch in der Vergangenheit zu traurigen Zwischenfällen, wenn Jung-Geier in den offenen Gehegen gelandet sind :-((( Traurige Natur. Aber diese Zoo-Aufteilung hat auch den Vorteil, dass Besucher die meiste Zeit die Felswand im Blick haben und Ausschau nach Gänsegeiern halten können.
Nach einer kleinen Runde durch den neueren Teil des Zoos hatte sich der Gänsegeier in einen anderen Baum bewegt, der besser zu beobachten war. Zum Glück ebbte auch der Regen bald wieder ab und ein paar Sonnenstrahlen kämpften sich hervor. Geier brauchen schließlich eine gute Thermik, um mit ihren majestätischen Schwingen ihre Kreise am Himmel (und hoffentlich auch überm Zoo) ziehen zu können.
Felswand mit Geier-Infos. Ein Gänsegeier sitzt im Baum, der mittig vor der Felswand wächst.
Der Zoo Salzburg unterstützt verschiedene Naturschutzprojekte, unter anderem natürlich auch den Geierschutz.
Die wilden Gänsegeier wurden übrigens in den 1960er Jahren aus dem Zoo Salzburg freigelassen und siedelten sich in unmittelbarer Nähe am Zoo und am etwa 5 km entfernten Untersberg an. Im Sommer gesellen sie sich dann gerne zu ihren kroatischen Artgenossen in den Nationalpark Hohen Tauern, bevor sie aufgrund von Nahrungsmangel (oder Faulheit?) wieder zurück zum Zoo fliegen.
Am anderen Ende des Zoos angekommen, sahen wir plötzlich einen riesigen Gänsegeier dicht über dem Zoo kreisen. Nix wie hinterher, Richtung Baum, wo wir anfangs einen Geier gesehen hatten. Der fliegende Geier landete in einem Gehege nahe des Besucherweges und sprang kurze Zeit später auf ein breites Holzgeländer. Im nächsten Moment konnten wir schon einen zweiten Gänsegeier entdecken, der bereits genüsslich mitten auf dem Besucherweg dicke Fleischbrocken verschlang.
Wenn sich die Geier tagsüber in Zoo-Nähe aufhalten, werden sie oft vom Zoopersonal gefüttert. Dabei wird auch dafür gesorgt, dass die Besucher den Geiern nicht zu nahe kommen. Entweder waren die Geier durch die Besucher gestresst oder halb verhungert, denn sie schlangen sich die riesigen Fleischbrocken rein als würden sie fürchten, dass ihnen jeden Moment jemand das köstliche Mahl wieder wegnimmt. So gierig schluckend habe ich Geier noch nie gesehen! Sonst zupfen sie ja eher Fleischbrocken aus Kadavern ab, aber diese Brocken konnten sie praktisch am Stück verschlingen, was sie auch gierig taten.
Da konnte auch schon mal ein Stück Sehne aus dem Schnabel runterhängen...
Die beiden kamen mit dem Schlucken kaum noch hinterher und ihre Hals sah manchmal bedrohlich dick aus.
Mjamm, köstliches Aas!!!
Als der erste Geier sattgefressen war, konnte er kaum noch vom Boden abheben.
Mühsam schwang er sich erst aufs Geländer und flatterte dann schwerfällig auf eine Wiese und kletterte den Berghang hoch in ein grünes Dickicht, wo er sich zum Verdauen versteckte.
Ein letzter kleiner Weg-Snack, der ihm hinterher geworfen wurde, passte allerdings noch in den Schnabel rein...
Der zweite Geier futterte genüsslich auf dem Besucherweg weiter, während eine Tierpflegerin interessante Infos rund um Gänsegeier berichtete. Ein schönes Gefühl zu wissen, dass auch Jung-Geier aus Kroatien (auch von der Insel Cres) hier ganz in der Nähe ein Zwischenquartier finden!
Während dieser Fressorgie wurde der Kropf des Geiers natürlich praller und praller.
Hehe, als er dann allerdings Richtung Menschenmenge lostrippelte, sprangen einige Leute erschrocken zur Seite. Dabei wollte der arme Kerl doch nur Anlauf nehmen, um sich vollgefressen in die Lüfte bzw. ins Gebüsch schwingen zu können.
Ein weiterer Anlauf mit tollpatschigen Sprüngen übers Geländer...
... und ab in die Botanik seinem Artgenossen hinterher.
Megakropf!
Ist das nicht ein schöner Geier-Baum!?
Vollgefressen und zerzaust, was für ein süßer Prachtgeier!
Erst eine Viertelstunde später schaffte es schließlich einer der beiden sich vollständig in die Lüfte zu schwingen und minutenlang seine Kreise über dem Zoo zu ziehen. Unfassbar, ein wilder Gänsegeier mitten in Österreich, direkt über mir!!! Traumhaft!!! Wie sehr ich dieses Gefühl von Freiheit seit Südafrika im Februar vermisst habe!
Eleganz pur! Da nehme ich die Nackenstarre doch gerne in Kauf, um ihm möglichst lange zuzuschauen, bis er irgendwann hinter dem großen Geier-Felsen verschwand...
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