Dienstag, 21. August 2012

HELDENTAT

Es gibt sie doch noch, die Helden des Alltags!!! Menschen, die keinen Moment zögern einen riesigen, patschnassen Federhaufen während des Strandurlaubes aus dem Meer zu ziehen...
Aber von vorne:
Mittlerweile spricht es sich immer mehr herum, dass ich mich für diese gewissen, großen Vögel mit dem krummen Schnabel interessiere: Geier! Umso schöner sind dann immer die Momente, wo mir Freunde, Bekannte und Kollegen von ihren Erlebnissen mit Geiern berichten. Von einer ganz besonderen Geschichte eines netten Kollegen möchte ich gerne ganz ausführlich hier berichten, denn sie ist absolut vorbildlich! Eine heldenhafte Geierrettung mitten im Urlaub!!!
Der bescheidene Held ziert sich ein wenig seine Heldentat selber zu beschreiben, so dass ich hoffe seine Geschichte möglichst richtig wiederzugeben. Aber seht selber, seine Bilder sprechen deutlich für sich:
Im Herbst 2006 verbrachte Jens seinen Urlaub im spanischen Tarifa am Strand, als er auf einmal einen großen Haufen Federn in der Brandung treiben und von den Wellen umherschleudern sah.
Erst als diese Gestalt nach einer weiteren Welle schwach den Kopf hebte wurde klar, dass es sich hier um einen ertrinkenden Gänsegeier handelt :-(
Was für ein grausamer Anblick es allein auf den Fotos ist, diesen prachtvollen Vogel als Spielball der Wellen zu sehen. Schon braut sich im Hintergrund die nächste Wellenwand zusammen...
Unser Held zögerte also nicht lange, schnappte sich ein Stück Treibgut am Strand und sprang in die Fluten.
Den Umgang mit Geiern nicht gewohnt, erschien es sicherer den Geier lieber mit einer Holzplanke statt mit bloßen Händen aus dem Meer zu fischen. Dabei wurde natürlich darauf geachtet den Geier mit der Holzplanke nicht zu verletzen.
Leider bekam der Geier noch die ein oder andere Dusche über den kahlen Kopf, aber immerhin war Hilfe in Sicht und trieb ihn langsam aber sicher Richtung Strand.
Auch wenn der Geier total kraftlos war, schien er neuen Lebensmut zu schöpfen und hielt tapfer den Kopf über Wasser.
Endlich wieder Boden unter den Krallen...
Mittlerweile war der Geier so patschnass und erschöpft, dass sich Jens traute ihn mit bloßen Händen an den trockenen Strand zu tragen. Was für ein jämmerlicher Anblick dieser arme Geier, offenbar ein Jungtier, doch bot. Der Kleine hat bestimmt gerade erst das Fliegen gelernt und direkt eine gefährliche Wasserlandung hingelegt. Was für ein Glück, dass Rettung in der Nähe war!!!
Schnief, bei diesem Anblick schnürt sich mir richtig die Kehle zusammen :-(
Endgültig auf rettendem Boden angekommen, breitete Jens sorgfältig die riesigen Flügel des Geiers in der Sonne aus, damit die Federn besser trocknen können.
Großes Lob für so viel Übersicht und Hilfsbereitschaft!!!
Natürlich wurden in der Zwischenzeit viele Strandgäste auf die Rettungsaktion aufmerksam und informierten eine Vogelschutzstation. Super, wie gut die Leute vor Ort informiert sind und dass jeder in dieser Notsituation genau wusste, was zu tun ist!!!
Völlig entkräftet und blass um den Schnabel, aber hauptsache gerettet!
Sogar Wasser aus einem Nuckelfläschchen wurde dem Geier gebracht und behutsam eingeflößt. Leider übergab er sich dabei mehrmals, aber um das verschluckte Salzwasser rauszuwürgen war das gar nicht so schlimm.
Der Geier wurde solange umsorgt, bis die Helfer von der Vogelschutzstation am Strand eintrafen und den armen Patienten behutsam in eine Decke einwickelten. Das Schnabelzuhalten wäre bei diesem Häufchen Elend wohl kaum nötig gewesen, aber sicher ist sicher.
Der Kleine übergab sich noch einige Male, bevor er in die Auffangstation abtransportiert wurde.
Zwar ist Jens später an dieser Auffangstation vorbeigefahren, konnte aber nicht mehr in Erfahrung bringen, ob der Geier überlebt hat. Bei dieser vorbildlichen Rettungsaktion bin ich da aber sehr guter Hoffnung!!!
Im Namen aller Geierfreunde kann ich Jens und allen Beteiligten gar nicht genug dafür danken, dass sie dieses prachtvolle Tier gerettet und versorgt haben! Ich wünschte es würden mehr Menschen so schnell und gut reagieren, wenn sie einen Geier in Gefahr sehen. Gerade bei Geiern, die ins Meer stürzen, ist eine schnelle Rettung lebenswichtig, weil sich Geier mit nassgesogenem Gefieder nicht lange über Wasser halten können. Oft sind schon 20 Minuten zu viel :-( Auch das Versorgen mit Flüssigkeit war super und natürlich der Anruf in der Vogelschutzstation, damit direkt Experten ausrücken können. Jeder Geier ist wertvoll und verdient es gerettet zu werden!!!
Liebe Urlauber, bitte nehmt euch ein Beispiel an dieser Heldentat und zögert nicht zu helfen, wenn ein Geier in Not ist:
  • Geier aus dem Wasser holen, dabei Hals kurz hinterm Kopf packen, damit er nicht zuhackt (aber bitte NICHT den Hals zudrücken), Hilfsmittel wie Holzplanken nutzen oder an Land treiben - viel Zeit und Kraft hat das Tier allerdings nicht!!!
  • Nächste Vogelschutzstation informieren. Gerade in Gebieten, wo Geier brüten oder häufig vorbeifliegen, sollten die Einheimischen entsprechende Telefonnummern hoffentlich parat haben.
  • Geier mit viel stillem Wasser versorgen, vor allem wenn er sich immer wieder übergibt, damit er nicht dehydriert.
  • So lange beim Geier bleiben, bis die Vogelschutz-Experten eintreffen.

Sonntag, 19. August 2012

139 Tage altes Gänsegeiermädchen

"36 Grad und es wird noch heißer...!" *trälla*
Da schon wieder fast ein Monat seit meinem letzten Besuch beim Duisburger Gänsegeiermädchen vergangen ist, habe ich mich heute trotz übelster Hitze in den Zoo Duisburg geschleppt. So leer wie heute Mittag ist der Zoo normalerweise nichtmal bei strömendem Regen!!! Sehr, sehr merkwürdig...
Die Kleine ist putzmunter und zum Glück steht noch kein Abwanderungstermin fest.
Papa-Geier schien von der Hitze jedenfalls weniger begeistert und lag schlapp im Schatten eines Baumes. Nur mühsam hob er hin und wieder seinen Schnabel, bevor der Hals wieder der Länge nach ins Gras fiel.
Ein prachtvolles Geschöpf, dieses bildhübsche Geiermädchen!!!

Auch Mama-Geier schien eher träge.
 Das Küken...
Die beiden ausquartierten Gänsegeier sahen noch erbärmlicher aus und hechelten um die Wette.
Um ihnen etwas mehr Privatsphäre zu gönnen, bin ich also lieber wieder zurück zu Küken & Co.
Hier Geiermädchen (vorne) und Mama-Geier (hinten).
Wie sich wohl so ein Marabu-Schnabel-Kuss anfühlt!?
Die Flugversuche des Gänsegeiermädchens sind beeindruckend! Immer wieder flatterte sie auf hohe Zweige, um sich danach in die Lüfte zu erheben. Ich würde jede Wette eingehen, dass sie von der richtigen Position aus locker das Geiergehege verlassen könnte! Aber bei einem Federwuchs von gut 0,7 cm pro Tag kommt man mit dem Federstutzen kaum noch hinterher.
Bruchlandung im Geäst.
Nichts anmerken lassen und schnell so tun, als wenn diese Landung beabsichtigt gewesen wäre.
Nach ein paar Schlucken Wasser schnell Schnabel abtrocknen...
... und ab zum Aas!
Bei fast 40 Grad schon Mittags eher Grillaas! Aber schmecken tuts dennoch!