Sonntag, 13. April 2014

Stille Trauer

Natürlich wollte ich nach der Horrornachricht rund um die Gänsegeier-Eier so schnell wie möglich wieder in den Zoo Duisburg, um einen Tierpfleger zu sprechen. Als ich dort ankam saß Mama-Geier auf einem Baumstamm...
...während Papa-Geier apathisch im Gras lag.
Nur selten öffnete er seine Augen und wirkte sehr, sehr niedergeschlagen.
Ich weiß ja, dass Papa-Geier öfters der Länge nach im Gras liegt und sich sonnt oder entspannt, aber heute wirkte er total schwach und zerbrechlich. Als würde er sich nach seinem Ei-Verlust aufgeben. Der Arme ist ja auch nicht mehr der Jüngste!
Auch das saftige Aas lag unangetastet in der Gegend rum. Die Trauer scheint den beiden Geiern sehr auf den Magen geschlagen zu sein. Sehr zur Freude der nervigen Perlhühner, die sich gierig ihre Mini-Schnäbel vollschlugen.
Ein Marabu schien gefallen an meiner Kamera gefunden zu haben. Neugierig verfolgte er mit seinem Kopf jede meiner Bewegungen.
Plötzlich fing er an flatternd Schwung zu holen und versuchte immer wieder Richtung Hecke und Besucherweg zu hüpfen. Die anderen Zoobesucher um mich herum sprangen erschrocken in alle Richtungen und auch mir waren diese Fluchtversuche nicht sehr geheuer. Schließlich hatte ich vor vielen, vielen Jahren einmal gesehen, wie einem Marabu der Fluchtversuch gelungen war! Aber niedlich war der Anblick von dem flatternden Riesen allemal!
Papa-Geier blieb weiter ein Häufchen Elend, bewegte sich kaum noch und atmete sehr flach. Ich habe ja leider im Geierjahr zu oft gesehen, wie entkräftete Geier kurz vor ihrem Tod aussehen und hatte sofort ein richtig mieses Gefühl. Vor allem nachdem mir eine Freundin eine Nachricht schickte, dass Papa-Geier auch Stunden später noch immer wie tot im Gras lag. :-(
Der Marabu kriegte sich gar nicht mehr ein und folgte mir sogar um die halbe Voliere herum. Er weiß genau, wie er sich am besten in Szene setzt!
Sammeln von Nistmaterial.
Mama-Geier flatterte zumindest etwas in der Voliere umher, ließ sich dann aber irgendwann traurig am leeren, zerstörten Nest nieder. Das ist einfach alles so traurig :-(
Sehr fotogene Marabus.
Die ausquartierten Geier haben noch immer ihr unbefruchtetes Ei bebrütet. Unglaublich, dass es niemand wegnimmt! Wasser gibt es nach wie vor auch nicht im Pool!
Als ich durch den traurigen Anblick von Papa-Geier selber niedergeschlagen gehen wollte, lief mir doch noch ein Tierpfleger über den Weg. Leider genau der einzig richtig unfreundliche! Er konnte mir nicht sagen, wann und was mit dem Ei von Papa-Geier passiert ist. Irgendwann hatte wohl ein Besucher Eierschalen neben dem Nest gesehen. Nach der kurz angebundenen Auskunft hatte ich es noch gewagt zu fragen, ob das unbefruchtete Ei vom anderen Paar denn nicht aus dem Nest geholt wird. Antwort: "Doch!" Aaajaaaa. Als ich dann noch gefragt habe, warum die Geier kein Wasser im Pool haben, hat er sich einfach umgedreht und ist abgehauen! Unfassbar! Vor allem, weil der Herr das jetzt schon zum dritten Mal gemacht hat (bei drei Versuchen mit ihm zu reden)!!! Ein Glück, dass die anderen Tierpfleger wirklich nett sind!

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