Samstag, 20. November 2010

Zufluchtsort

Welcher Ort würde sich besser eignen, die Trauer über den kürzlich verstorbenen Nordhorner Junggeier Lucky zu bewältigen, als ein Geier-Gehege!? Aus diesem Grunde bin ich heute zu meinen kumpelhaften Gänsegeiern in den Duisburger Zoo gefahren und habe für einige Stunden die geierhafte Atmosphäre genossen. Die Geier saßen zunächst auf einigen Baumstämmen, bevor sie Richtung Aas flatterten und stolperten, wo sich schon viele Marabus versammelt hatten. Die Flugversuche sahen wie immer jämmerlich aus, denn mit ihren offenbar frisch gestutzten und verkrüppelten Flügeln sah es alles andere als elegant aus. Ein Jammer, wo Gänsegeier doch solch majestätische Flieger sind! Hier schafften sie nur einige wenige Flügelschläge, taumelten dabei aufgrund ihrer Flügelprobleme in der Luft aber sehr schlagseitig... Arme Krummschnäbel!Trotz schöner Sonnenstrahlen war der Duisburger Zoo heute merkwürdigerweise richtig leer. Umso schöner die Ruhe, gemütlich auf einer Bank in der Sonne sitzen und die wunderschönen Gänsegeier und lustigen Marabus zu beobachten. Manchmal kam ein heftiger Luftzug zur Bank geweht, wenn mal wieder ein Marabu mit seinen gewaltigen Flügeln hektisch umher flatterte. Selbst die sonst so nervigen Perlhühner schienen die traurige Stimmung zu spüren, denn sie gaben kaum einen Laut von sich, rannten nur ziemlich unkoordiniert hin und her.
So frisch das Aas auch aussah, angehackt wurde es nur von Perlhühnern und Elstern. Die Geier schienen sehr uninteressiert.Nach einer Weile flatterten sie zu ihrem Kletterbaum und ließen sich darauf nieder. Aus der Nähe sahen sie genauso aus, wie ich mich den ganzen Morgen gefühlt hatte: Völlig zerzaust und zerfleddert.Später flatterte der Papa-Geier zu seinem Lieblingsplatz, wo er im letzten Winter sein Nest platziert hatte. Sehr aufmerksam entfernte er einige Blätter und inspizierte den Brutplatz immer wieder.
In der Zwischenzeit kam Mama-Geier hinterher gelaufen und legte sich (in Brutplatznähe) mit einigen Stachelschweinen an.
Etwas später schnäbelte sie dann gemütlich in einem Blätterhaufen, als würde sie schon das geeignete Polster für ihr neues Nest zusammensuchen.
Ich bin schon sehr gespannt, ob und wann der Nestbau beginnen wird. Aber eigentlich habe ich ein gutes Gefühl, nachdem im Frühjahr 2010 alles reibungslos geklappt hat und das erste Gänsegeier-Küken im Duisburger Zoo schlüpfen konnte. Hoffentlich geht es der kleinen Geierin gut in ihrer neuen Heimat, dem Tiergarten Straubing...
Der Besuch bei den Gänsegeiern tat wirklich gut! Und auch wenn ich noch immer total traurig über den Tod von Lucky bin, das Leben geht weiter und ich werde hoffentlich noch viele weitere Gänsegeier-Geburten (aus der Ferne) miterleben können.
Vielen Dank für alle lieben Zuschriften und Aufmunterungen!!!

1 Kommentar:

  1. In Duisburg ist wieder Nestbau-Saison. Ein Paar ist auf der Stachelschwein-Anlage geblieben und hat schon eine klar als Nest erkennbare Konstruktion gebaut. Paar No.2 ist ins Gehege der Kanadakraniche (zwischen der Waldrappen-Voliere und dem Schnellrestaurant) ausquartiert. Da beschränkt sich der "Nestbau" noch darauf, dass sie etwas Reisig zu einem Haufen zusammengetragen haben.

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