Freitag, 3. Juni 2022

Gänsegeier aus dem DierenPark Amersfoort in Bulgarien ausgewildert

Der DierenPark Amersfoort hat zwei junge Gänsegeier im Balkan ausgewildert. Gemeinsam mit Green Balkans wurden die Geier auf ihr Leben in freier Wildbahn vorbereitet.

Der Gänsegeier ist eine europäische Geierart, aber in freier Wildbahn ist die Population in der Balkanregion stark zurückgegangen. Bulgarische Bauern legten in den siebziger Jahren vergiftete Kadaver aus, um Bären und Wölfe zu verscheuchen. Dies betraf auch die Geier. Geier sind Aasfresser, also fraßen sie ebenfalls das Gift und starben. Darüber hinaus sind Wilderei, Nahrungsmittelknappheit, Windkraftanlagen und Stromleitungen Ursachen, die dazu führen, dass nur noch wenige Geier in der Gegend leben.

Wilde Schmutzgeier, Mönchsgeier und Gänsegeier am Futterplatz

Um die Population der Geier wieder zu erhöhen, arbeiten verschiedene Naturschutzorganisationen daran, verschiedene Geierarten wieder anzusiedeln. Green Balkans ist eine davon und das mit Erfolg. Der DierenPark Amersfoort Wildlife Fund übergab im vergangenen Jahr Geier an die Organisation und jetzt, nach erfolgreicher Akklimatisierung, wurden zwei "Amersfoort"-Geier erfolgreich freigelassen. Da diese beiden Geier erst ein Jahr alt sind, konnten sie in einer Auswilderungsvoliere leicht durch Artgenossen neue Fähigkeiten erlernen, damit sie in freier Natur bessere Überlebenschancen haben.

Frühjahr 2021 – Eines der Geierküken, die 2022 ausgewildert wurden

Bevor sie ausgewildert werden konnten, gingen die Geier zunächst in Quarantäne. Sie wohnten im Wildlife Rehabilitation and Breeding Centre in Stara Zagora, Bulgarien. Dann zogen sie in eine Anpassungsvoliere im Sinite Kamani Nationalpark, wo sie sich an das Wohnumfeld und ihre Altersgenossen gewöhnen konnten. Außerdem erhielten sie Flügelmarkierungen und GPS-Sender. Als der Frühling kam und die Wetterbedingungen günstig waren, wurden die Vögel von dort aus freigelassen.

Die Tierpfleger im DierenPark Amersfoort stimulieren das natürliche Verhalten der Vögel so weit wie möglich. Die Aasfresser werden mit kompletten Schlachtkörpern gefüttert und es wird eine Futteranreicherung durchgeführt. Zum Beispiel "suchen" die Geier im Gehege selbst nach ihrer Nahrung. Doch das Leben in der Wildnis ist anders. In der Natur ist ihr Lebensraum größer und sie sind mehr von sich selbst abhängig. Das bedeutet, dass sie lernen mussten, wie man in der Natur zurechtkommt. Diese Hilfe erhielten sie in Bulgarien.

Die Geier mussten neue Fähigkeiten erlernen, indem sie unter anderem ihre Altersgenossen in freier Wildbahn beobachteten. Für die Voliere war ein Futterplatz geschaffen worden, an dem zuvor freigelassene Geier regelmäßig zum Fressen kommen. Die jungen Geier kopierten das Verhalten ihrer Altersgenossen außerhalb der Voliere.

Die jungen Geier kopierten das Verhalten ihrer Altersgenossen außerhalb der Voliere

In ein paar Jahren werden diese beiden jungen Geier geschlechtsreif sein und nach einem Partner suchen, genau wie Geier Parvolet. Er kroch 2014 aus dem Ei und war in derselben Voliere untergebracht wie diese beiden jungen Geier. 2019 wurde er entlassen und der mittlerweile erwachsene Parvolet hat einen Partner gefunden. Mit seiner Familie lebt der Geier am Berg Kotlenska. Diese Erfolgsgeschichte beweist, wie wichtig diese spezieller Art der „Ausbildung“ ist.

Die Geier werden Dank GPS genau im Auge behalten. Der DierenPark Amersfoort Wildlife Fund hat hierzu zwei Sender gespendet, die zuverlässige Daten liefern. Anhand der GPS-Sender kann beobachtet werden, wohin die Vögel fliegen, um Nahrung zu suchen und einen Partner zu finden. Sie liefern auch Informationen darüber, wo sich die Geier ausruhen, wo ihr Nest versteckt ist und ob es ihnen gut geht.

Die vom DierenPark Amersfoort Wildlife Fund gespendet GPS-Sender

Darüber hinaus geben die Sender Auskunft über etwaige Probleme. Wenn ein Geier einen vergifteten Kadaver frisst und sein Verhalten daraufhin auffällig wird, wird dies ebenfalls durch den Sender übertragen. Auf diese Weise können schneller Maßnahmen ergriffen werden, um weitere Geieropfer zu verhindern.

Neben den Sendern tragen die Geier Flügelmarkierungen, auf denen ihre Initialen abgebildet sind. Einer der beiden Geier ist an den Buchstaben KK zu erkennen und der andere wird als OO erkannt. Diese Markierungen sind an den Federn angebracht, so dass die Vögel selbst nicht von ihnen belästigt werden. Mit den Flügelmarkierungen können Geier voneinander unterschieden und aus großer Entfernung erkannt werden.


Eine Woche nach der Auswilderung erhielt der DierenPark Amersfoort das erste Update über die Geier. Beide Vögel kommen gut zurecht und haben bereits Kadaver gefunden, von denen sie gefressen haben. Beide Geier flogen nach ihrer Freilassung in eine andere Richtung. OO fand bald wilde Geier und hat sich dieser Gruppe angeschlossen. KK fliegt immer noch in der Nähe der Auswilderungsvoliere herum. Vielleicht wartet er auf seine Kollegin, die sich noch in der Voliere aufhält.

Flugroute von OO

Flugroute von KK

Natürlich werden die Geier auch weiterhin beobachtet. 2022 sind im DierenPark Amersfoort übrigens wieder zwei Geierküken geschlüpft. Hoffentlich können auch diese Geier eines Tages ausgewildert werden!

Alles rund um die ausgewilderten Geier könnt ihr auf der Webseite vom DierenPark Amersfoort hier nachlesen.

Alle Informationen und Bilder (c) DierenPark Amersfoort und Green Balkans

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