Dienstag, 31. Mai 2022

Einblick in VulPros Arbeit im Mai

Der Mai bei VulPro begann mit einer schönen Geierfabel, die beschreibt, wie der Geier zu seinem kahlen Kopf kam: In früheren Zeiten lebte die Sonne noch sehr nah an der Erde. Alles Leben auf dem Planeten litt unter der starken Hitze und begann nach und nach zu sterben. Um zu verhindern, dass die Erde sich in eine riesige Wüste verwandelt, musste eine Lösung gefunden werden. Der Fuchs, ein Opossum, ein Geier und viele weitere Tiere meldeten sich freiwillig zur Rettung der Erde. Die Sonne müsste von der Erde weggedrückt werden. Zunächst nahm der Fuchs die Sonne in sein Maul und rannte Richtung Himmel. Die Hitze war allerdings zu stark und verbrannte ihm den Mund. Das Opossum wickelte die Sonne in seinen wuscheligen Schwanz ein und rannte Richtung Himmel. Allerdings verlor der Schwanz aufgrund der Hitze sämtliche Haare, die bis heute nicht mehr nachwachsen wollen. Nun kam der Geier an die Reihe, um die Erde zu retten. Also flog er mit kräftigen Flügelschlägen Richtung Sonne und schob diese mit seinem Kopf in den Himmel. Die heißen Sonnenstrahlen versengten ihm sämtliche Kopfhaare, bis diese zu Asche zerfielen. Doch tapfer flog er weiter und schubste die Sonne mit seinem Kopf von der Erde weg. Als die Sonne weit genug von der Erde entfernt wurde, kehrte er um. Sein Kopf war mittlerweile vollständig kahl. Von der Erde wurde er gelobt und gefeiert, aber seine Krone aus Kopfhaaren, die einst so prächtig wie sein Gefieder war, war für immer verloren. Die Sonne schien nun in sicherer Entfernung auf die Erde und es kehrte wieder Frieden ein. Die Kraft und der Wille des tapferen Geiers hatten die Sonne von einer Bedrohung in eine Heilerin des Tierreichs verwandelt.

Wenn man dieser Fabel glaubt, ist es umso trauriger, dass der einstige Retter der Erde nun selber kurz vor seiner eigenen Ausrottung steht! Durch solche und ähnliche Geschichten und Wissenshäppchen macht VulPro in Sachen Aufklärungsarbeit einfach einen wahnsinnig guten Job!!!

Derweil ist die Brutsaison in vollem Gang. Die folgenden Bilder stammen aus der Kapgeier-Brutvoliere. Kapgeier legen in der Regel ein Ei, das die Geier 54-56 Tage abwechselnd bebrüten. Geht ein Ei verloren, können die Geier nach einigen Wochen ein zweites Ei nachlegen.


In Zusammenarbeit mit 35 Forschern über Bewegungen von Gyps-Spezies in Afrika entstand eine neue Veröffentlichung. Die Ergebnisse wurden in dieser Grafik von Cirenia Arias Baldrich (@CireniaSketches) zusammengefasst, die ich 2019 bei der European Vulture Conference in Portugal sogar persönlich kennenlernen durfte. Eine wirklich sympathische Frau, die es vorzüglich versteht umfangreiche fachliche Inhalte leicht verständlich grafisch abzubilden.

Mit diesem wunderschönen Bild wünscht VulPro allen Müttern alles Gute zum Muttertag!

Mit Stand 09.05. wurden dieses Jahr 20 Kapgeier-Eier und 2 Weißrückengeier-Eier gelegt. Leider waren 3 Eier bereits beschädigt, aber wahrscheinlich werden die Geiereltern ein weiteres Ei legen. 11 Eier wurden gegen Dummy-Eier ausgetauscht und werden im Inkubator künstlich bebrütet. Die zwei Weißrückengeier-Eier im Inkubator sind glücklicherweise befruchtet und mindestens 5 der Kapgeier-Eier ebenfalls. Die Ergebnisse der anderen stehen noch aus. Außerdem werden viele weitere Eier erwartet.

Seit Jahren arbeitet VulPro eng mit dem Stromanbieter Eskom zusammen, durch dessen meist ungesicherte Stromleitungen zahllose Tiere, vor allem Geier, qualvoll verenden. Auch ich hatte in meinen Besuchen bei VulPro viel zu häufig die Überreste von Geiern unter Stromleitungen entdeckt und die überlebenden, flügelamputierten Geier bei ihren Operationen begleitet und gepflegt. Jedes Mal ein traumatischen Erlebnis, das sich aber immer wieder und wieder wiederholt. Nun kam es offenbar beim neuesten Fund von vier toten Kapgeiern zum Eklat, als Eskom jegliche Schuld von sich wies, obwohl die Strommasten, unter denen die toten Geier gefunden wurden, nachweislich nicht isoliert waren. Außerdem stritten sie jeden Hinweis ab, dass die Köpfe der Geier von Einheimischen entfernt wurden, um sie in der traditionellen Medizin Muti illegal zu verkaufen.

Zum Glück gibt es auch immer wieder Erfolgsgeschichten, wie das nächste Bild zeigt. Ein junger Weißrückengeier, der 2021 bei VulPro geschlüpft ist und mit GPS-Sender ausgewildert wurde, hat auf seiner jungen Reise bereits vier Länder besucht: Südafrika, Botswana, Simbabwe und aktuell Sambia.

VulPro hat mit Kate Webster eine tolle Projektpartnerin im Eastern Cape. Leider habe ich sie noch nicht persönlich kennengelernt, stehe mit ihr aber immer mal wieder in Kontakt. Seit einer Weile werden Junggeier von VulPro ins Eastern Cape gebracht und anschließend dort ausgewildert, um die dortige Population zu unterstützen. So geschehen auch jetzt im Mai mit vier weiteren Junggeiern.

Ende Mai bekam Andenkondor-Männchen Pitchu ein Weibchen in seine Voliere. Der Gute legte sofort los und versuchte seine neue Partnerin für sich zu gewinnen. Ich drücke ihm die Daumen, auch wenn viele Mädchen gar nicht so auf Angeber stehen!

Nächste traurige Nachricht, nachdem ein verletzter Kapgeier in Lichtenberg eingesammelt wurde. Der Arme wurde Opfer eines Stromschlags, der einmal quer durch Bauch und Rücken ging und zu offenen Wunden führten. Da die Flügel allerdings unverletzt sind, besteht ein Funke Hoffnung, dass sich der Geier von seinem schweren Trauma erholt und wieder freigelassen werden kann.

Zum Monatsabschluss fand ein Training für freiwillige Helfer statt, um den sicheren Umgang mit Geiern zu erlernen. Wie sich jeder vorstellen kann, will das Einfangen und Festhalten von Geiern gut gelernt sein, damit weder das Tier noch der Geierschützer verletzt werden. Bevor es jedoch an die lebenden Geier ging,  erklärte VulPro-Chefin Kerri die Theorie mit Hilfe von Nutsy, dem süßen Geier aus Disney’s Robin Hood, den sie vor einigen Jahren in den USA geschenkt bekam – ich bin noch immer grün vor Neid!!! 😉

Alle Bilder © VulPro, Facebook

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