Montag, 13. Juni 2022

Zwei Tage (fast) geierfrei

Gestern trennte ich mich schweren Herzens von den beiden Bartgeiermädchen im Nationalpark Berchtesgaden und fuhr nach Bad Reichenhall. 2021 bin ich nicht hier gewesen, aber dieses Jahr wollte ich etwas Nostalgie aufleben lassen und nach rund 30 Jahren nochmal mit dem Predigtstuhl fahren. Alter Schwede, hätte ich mir vorher die Preise angeschaut, hätte ich das definitiv nicht gemacht! Auch wenn es sich um die "älteste im Original erhaltene, ganzjährig verkehrende Großkabinenseilbahn der Welt" handelt, der Preis für die Berg- und Talfahrt ist schlicht weg FRECH!!! Eigentlich hätte ich rückwärts wieder abhauen müssen, was vermutlich viele machen, da die ersten 30 min auf dem Parkplatz kostenlos sind. Aber irgendwie wollte ich dennoch schauen, ob sie noch genauso spektakulär ist, wie ich sie als Kind in Erinnerung hatte. Mag sein, dass ich wegen des Preises muffelig war, aber meine Erinnerungen passten nicht zu Realität. Ich hatte die Kabinen größer in Erinnerung und die Fahrt höher bzw. spektakulärer. Nach 10 Minuten waren wir oben angenommen und nichtmal an den Pfeilern hatte ich weiche Knie - also nichts im Vergleich zur Untersbergbahn, wo ich mir vor ein paar Tagen fast ins Hemd gemacht hätte. Echt schade, bei fast dem doppelten Preis! Selbst die neu gebaute Jennerbahn ist wesentlich günstiger bei längerer Fahrzeit. Nichtmal mit der Berchtesgaden Card gibt es Rabatt, sondern nur einen Verzehrgutschein für das sicherlich genauso überteuerte Restaurant. Sorry, Bad Reichenhall, aber das ist einfach nur elendige Abzocke!
Die Aussicht bei Bombenwetter war natürlich klasse und an der Bergstation gab mir ein netter Mann Tipps für Wanderungen unterschiedlicher Länge. Ich entschied mich für die Alpinrundtour, bei der es erst ein Stück bergab zur Almhütte in der Schlegelmulde geht und dann hoch auf den Hochschlegel. 
 
Blick auf die Almghütte. Auf den Hochschlegel führt zwar ein Skilift hinauf, der allerdings außer Betrieb war. Also ging es zu Fuß bis zum Gipfel auf 1.688 m.
Kurz unterhalb des Gipfels gibt es einen Abflugplatz für Paraglider. Da sich von ihnen kaum einer die frechen Preise für den Predigtstuhl leisten kann (und will), kraxeln die meisten zu Fuß den Berg hoch. Muss echt doof sein, wenn man nach Stunden oben ankommt und dann die Windverhältnisse plötzlich wechseln. So erging es einem Flieger, der wegen Seitenswindes nicht mehr starten konnte. Hoffentlich hat er später noch die Gelegenheit bekommen.
 
Der Wanderweg führt weiter den Berggrat entlang bis zum Gipfel des Karkopf auf 1.738 m. Dort kreiste einer der glücklichen Flieger, der noch vor Wechsel der Windrichtung starten und die Thermik nutzen konnte.
So schön die Wanderung und die Aussicht auch war: Predigtstuhl - NIE WIEDER!!! Ja, es ist Urlaub und ja, ich leiste mir auch mal Dinge, ohne zu sehr über den Preis nachzudenken. Aber 49 Euro für eine klapperige Holzseilbahn mit 10 min Fahrzeit waren vermutlich das Idiotischste der letzten Jahre! Wirklich schade, wie man durch grenzenlose Gier den Spaß an so einer Kultseilbahn so gründlich versauen kann!
Anschließend schaute ich mir die Fußgängerzone von Bad Reichenhall an, an die ich kaum Erinnerungen hatte. Hier war ich aber wirklich positiv überrascht, obwohl es Sonntag war und außer Cafés alles geschlossen hatte. Am besten fand ich den wunderschönen, gepflegten, kostenlosen Kurgarten mit den vielen gemütlichen Sitzgelegenheiten und der herrliche Saline.
Nach Stunden in der prallen Sonne tat die erfrischende, kühle Luft unheimlich gut und ich wäre fast in meinem Holzliegestuhl eingeschlafen! Interessanterweise war die Luft aber nur an einer Seite der Saline kühl. Auf der Rückseite war die Luft schwül und stickig. Wäre Bad Reichenhall etwas schneller zu erreichen, würde ich jeden Tag nach den Wanderungen dort an der Saline entspannen!
Am nächsten Tag war leider wieder Regen angesagt, so dass ich erst gemütlich auf meinem Zimmer abhing und die Bartgeiermädchen per Webcam beobachtete. Die Qualität ist wirklich klasse. Irgendwann zog es mich dann Richtung Schönau am Königssee, wo ich ein wenig durch die Touri-Läden bummeln wollte. Letztes Jahr hatte ich in einem der beiden Sportläden zugeschlagen. Diesmal war es zwar weniger erfolgreich, aber bei dem Wetter immerhin nicht überlaufen. Allerdings finde ich es mies, dass es überall Murmeltiersalbe gibt. Da habe ich doch lieber tagelangen Muskelkater, als dass wegen mir süße Murmeltiere getötet werden!!! :-(
Ein paar Häppchen durften natürlich nicht fehlen und ein Frozen Yoghurt geht immer. Außerdem gönnte ich mir diesmal einen kleinen Abstecher in das Romy Schneider Museum. Zwar wird dort ausführlichst erklärt, dass Romy Schneider gar nicht so glücklich über ihre Paraderolle als Sissi war, aber mir geht trotzdem bei Sissi und Franzl das Herz auf.
Nach einem weiteren Abstecher zu einem Intersport Laden kam plötzlich die Sonne raus. Also fuhr ich nochmal nach Ramsau und verschlag einen köstlichen Flammkuchen, bevor es zurück im die Unterkunft ging. Unterwegs konnte ich mir natürlich diverse Blicke in die Bartgeier-Webcam des LBV nicht verkneifen. Die Möglichkeit unsere beiden Bartgeiermädchen rund um die Uhr beobachten zu können, ist einfach klasse!

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