Samstag, 18. September 2021

Rhein-Challenge: 37,5 km für die Geier

Anfang des Jahres hatte ich – u.a. aus Coronafrust heraus – endlich wieder mit Sport und mehr Bewegung begonnen. Zwar war ich bereits im letzten Jahr häufig weite Strecken spazieren gegangen, aber 2021 begann ich so lange Joggen zu gehen, bis es endlich Spaß macht, ich ging mit Freunden Wandern und machte sogar den ein oder anderen Wanderurlaub. Praktischerweise hatte ich dabei durch einen „Personal Coach“ auf der Arbeit gute Unterstützung, auch über das eigentlich 10-Wochen-Programm hinweg. Schnell kam auch der Ehrgeiz sich einzelne Ziele zu setzen, wie das Treppentraining am Tetraeder, um für die Bartgeierauswilderung im Nationalpark Berchtesgaden fit zu werden oder die Teilnahme am virtuellen 6 km Firmenlauf. Irgendwann nahm ich mir dann die „Rhein-Challenge“ vor, den gesamten Rheinverlauf auf Duisburger Stadtgebiet an einem Tag entlang zu wandern. Keine Ahnung woher die Zahl kam, aber ich hatte von vornherein 25 km im Hinterkopf. Weit, aber durchaus machbar, vor allem nach den langen Wandertouren in Berchtesgaden und der Sächsischen Schweiz. Netterweise erklärte sich mein Schwager Harald bereit mitzukommen, weil die Strecke allein doch sehr langweilige wäre. Als wir dann mit der Planung begannen, kam der Schock: Der Rhein ist in Duisburg nicht 25 km lang, sondern über 30! Dazu kommt noch, dass man aufgrund des ehemals weltgrößten Binnenhafens und der Industrie gar nicht komplett an einem Rheinufer entlang laufen kann, sondern mehrfach die Seite wechseln muss – was zusätzliche Kilometer bedeutet. Mit Hilfe von Google Maps kamen wir somit auf rund 35 km!!! An einem Tag! Natürlich war ich ziemlich geknickt, da ich ein einmal gesetztes Ziel nur ungerne aufgeben möchte.

Zum Glück kam durch einen Zusammenschluss vieler Balkan-Geierprojekte, darunter The Return of the Neophron, über Facebook im Rahmen der Weltgeiertages (IVAD) ein toller Aufruf zu dem Wettbewerb: „Can we outrun real-time migrating Egyptian Vultures?“, also ein Wettlauf gegen echte, mit GPS ausgestattete Schmutzgeier, die gerade ihre jährliche Migration nach Afrika beginnen.


Hierbei sollten möglichst viele Teilnehmer weltweit am 18.09.2021 mindestens eine Meile joggen, walken oder spazieren, die Aktivität aufzeichnen und für den Wettbewerb einreichen. Hierbei geht es nicht um die Zeit, sondern nur um ein Zeichen für die Geier! Am Ende würden alle Distanzen addiert und mit der am gleichen Tag zurückgelegten Strecke der drei getrackten Schmutzgeier verglichen. Wenn das mal kein Anreiz ist!!! Mit 37,5 km pro Person könnten mein Schwager und ich gemeinsam also rund 46 Meilen zu dem Wettlauf beitragen. Praktischerweise hatten wir an dem Termin in zwei Wochen nichts vor, die Wetterprognosen waren gut und Schwesti versprach uns notfalls einzusammeln, so dass wir uns ohne lange Bedenkzeit direkt anmeldeten. Wenig später hatten wir unsere Startnummern im Posteingang und widmeten uns der konkreten Routenplanung. Außerdem konnte mein Stoffschmutzgeier Boris es kaum erwarten uns zu begleiten - denn auch in freier Natur folgen Schmutzgeier während ihrer Migration gerne bestimmten Landmarken wie Küsten oder Flüssen.

Wir hatten uns entschieden von Süden nach Norden zu laufen, weil es viel motivierender ist, wenn wir auf unseren Wohnort zulaufen anstatt uns von dort zu entfernen. Um 6 Uhr morgens ging es los und Schwesti fuhr uns zum linksrheinisch gelegenen Wasserturm Hohenbudberg, den wir als südliche Grenze zwischen Duisburg und Krefeld ausfindig gemacht hatten. Von dort würden wir bis erstmal linksrheinisch bleiben, aufgrund des Binnenhafens auf die rechte Rheinseite nach Ruhrort queren, danach über die Autobahnbrücke der A42 zurück auf die linke Seite, um das Werkgelände meines Arbeitgebers zu umgehen, und schließlich in Orsoy mit der Fähre wieder übersetzen, um die letzten Kilometer entlang der Walsumer Rheinauen bis zur Emschermündung als Grenze zu Dinslaken im Norden zu laufen. Eigentlich mussten wir dabei nur beachten, dass die letzte Fähre um 20 Uhr fährt. Würden wir an der A42-Brücke merken, dass wir es nicht rechtzeitig schaffen, wäre Plan B rechtsrheinisch zu bleiben und das Werksgelände quer durch Marxloh zu umgehen.

Auf geht's! 6:45 Uhr sind Harald, Boris und ich am Wasserturm Hohenbudberg auf der Piste. Vom Rhein irgendwo neben dem Deich ist allerdings erstmal nichts zu sehen, da wir dichten Nebel hatten.

Die erste Bank...und sofort stellt sich die Frage: Ist es noch weit???
Während der Startetappe Friemersheim konnten wir die Sonne im Nebel aufgehen sehen. Vom Rhein allerdings weiterhin keine Spur. Nach den ersten Kilometern kamen wir an den Containerhafen. Hier mussten wir uns etwas landeinwärts schlagen, um das Industriegebiet zu umgehen. Als wir endlich wieder am Rhein ankamen, war der Nebel verschwunden und wir konnten endlich einen Blick aufs Wasser werfen. Sofort kam Boris aus meinem Rucksack geflattert, um die Aussicht zu genießen. Das ist übrigens auch mein Lieblingsbild der gesamten Tour.
Unter der Rheinhausener Rheinbrücken entdeckten wir ein interessantes Camp - Gammellocation trifft es besser! Allerdings fanden wir uns durch das große Grafitti "ON TOUR" in unserer Rhein-Challenge bestärkt.
Am Tiergnadenhofe entdeckte Boris ein paar leckere Fresschen. Allerdings lebten sie noch, so dass er nett grüßte und mit knurrendem Magen weiterflog.
Weil der Rad- und Wanderweg in Rheinhausen für meinen Geschmack zu weit weg vom Rhein war, wollte ich endlich ans Wasser. Kann ja nicht sein, dass wir während der Rhein-Challenge schon zig Kilometer unterwegs waren, ohne wirklich am Rhein gewesen zu sein. Also liefen wir durch das taufeuchte Gras ans Wasser. Von einem Angler konnte Boris unauffällig ein leckeres Fischaas stibitzen.
Nachdem uns nette Hundebesitzer versichert hatten, dass man ohne Probleme bis zur nächsten Rheinbrücke am Wasser entlanglaufen kann, schlugen wir uns über einen Trampelpfad durch die Büsche, von Sandbucht zu Sandbucht. Wirklich eine tolle Stelle für ein Picknick. Allerdings wollten wir keine Zeit vertrödeln und lieber Kilometer machen, solange wir uns noch bewegen konnten.
 
Die Route war super schön, allerdings kam uns dann kurz vor der Rheinbrücke doch noch ein Seitenarm in die Quere. Wir mussten uns durch dichtes und teils dorniges Gestrüpp schlagen und kamen dabei an einen Strand, wo wir erstmal knöcheltief im Schlamm einsanken. Leider spießte sich Harald an den Stacheln halb auf und bei der Aussicht auf 35 km Wegstrecke tut natürlich jeder noch so kleine Umweg weh!
Die Sonne lacht, die Laune ist gut, nur die Füße sind durch das feuchte Gras patschnass. Ein paar trockener Socken wäre sinnvoll gewesen.
Irgendwann hatten wir die Autobahnbrücke der A40 erreicht. Aufgrund von Bauarbeiten mussten wir allerdings auch hier einen kleinen Umweg laufen. Ob es wohl noch weit ist?
Ich muss zugeben, dass das nächste Stück der Wanderung, unterhalb des Homberger Industriegebietes, eines meiner Liebelingsteilstücke war. Hier bin ich definitiv noch nie gewesen und dieser Mischung aus Industriecharme und Rhein direkt neben dem Weg war echt beeindrucken! Hier kam man auch ganz nah an die beeindruckend großen Rheinkilometer-Hinweistafeln.
Ein  Stückchen weiter entdeckten wir auf einer Aussichtsplattform eine lustige Stahlfigur, die man allerdings nicht vom Wanderweg aus betreten konnte. Hinterher fand ich heraus, dass dies der "Rostige Rudolf" ist und für die Mitarbeiter der oberhalb des Weges ansässigen Firma zugänglich ist.
Immer wieder flatterten Tagpfauenaugen um uns herum. Das Wetter war natürlich der Knaller! Strahlende Sonne und T-Shirt-Wetter. Mitte September keine Selbstverständlichkeit!
Zwischendurch kam uns sogar ein Flusskreuzfahrtschiff entgegen, allerdings, so wie es aussah, vollkommen leer.
Noch ein Stückchen weiter konnten wir - noch immer in Homberg - auf der gegenüberliegenden Rheinseite das "Rheinorange" sehen, eine orange Riesenbramme an der Mündung der Ruhr. Im Gegenlicht und leichtem Dunst war ihre Farbe allerdings nicht gut zu erkennen.
An der Friedrich-Ebert-Brücke angekommen, querten wir den Rhein nach Ruhrort. Weil hier der Fußgängerweg zur Brücke gesperrt war, mussten wir auch hier wieder einen Umweg laufen. An dieser Stelle hatten wir fast die Hälfte unserer Route geschafft. Es wäre verlockend gewesen den Trödelmarkt an der Mühlenweide zu besuchen, auf dem ich seit 30 Jahren nicht mehr gewesen bin. Allerdings war er aufgrund von Corona noch immer sehr abgespeckt und wir wollten nicht riskieren zuviel Zeit und Energie zu verlieren.
Kurze Trinkpause auf dem Ruhrorter Deich und weiter geht's. Ist es eigentlich noch weit???
Unterhalb des Deiches wird ein neuer Radweg angelegt, so dass leider ein kilometerlanger Zaun die Aussicht auf den Rhein verunstaltete. Mit zunehmenden Kilometern ließ aber auch die Motivation auf Fotostopps deutlich nach, die den Laufrhythmus unterbrochen hätten.
Die Autobahnbrücke der A42 erreichten wir gegen 13 Uhr. Damit blieb noch genug Zeit bis zur letzten Fährfahrt in Orsoy, so dass wir erneut den Rhein auf die schönere linksrheinische Seite wechselten. Diese Brücke wurde allerdings uns Hassobjekt!
 Die Beine waren mittlerweile etwas schwerer und ich wurde die vermeintlichen Steinchen in meinen Schuhen unterhalb der dicken Zehen einfach nicht los. Dazu merkte ich, dass die Socken noch immer patschnass waren. Und zu allem Überfluss geht die Brücke nicht gerade über den Rhein, sondern schräg entgegen unserer Laufrichtung. Am Ende der langen Brücke kann man nicht einfach über eine Fußgängertreppe runter, sondern muss entlang der gewundenen Abfahrt Duisburg-Baerl laufen.Wir liefen also schneckenförmig erst unter der Brücke hindurch und dann später noch ein zweites Mal, um irgendwie Richtung Wasser zu kommen. Das waren locker 2 km Weg, ohne dass wir mit unserer Route voran kamen.
Endlich haben wir die Brücke hinter uns gelassen!!!
Wir hätten ja gerne im Biergarten Rheinblick ein Stückchen Kuchen gefuttert, um uns zu belohnen. Allerdings hat der Laden meinen bisher schlechten Eindruck erneut bestätigt. Die top Rheinlage nützt einfach nichts, wenn man unfreundlich und unorganisiert ist. Über 20 min standen wir gemeinsam mit 6 anderen Leuten in der Schlange, bevor wir coronakonform zum Sitzplatz im praktisch leeren Biergarten gebracht wurden. Der Appetit war uns längst vergangen, aber wir wollten zumindest etwas kühles Trinken und die Chance auf ein vernünftiges Klo statt Buschwerk nutzen. Mit dem Getränk bestellten wir direkt die Rechnung. Getränke kamen, Rechnung 20 min später. NIE WIEDER!!!
 
Da im Sommer der Rad- und Wanderweg entlang des Ufers teilweise gesperrt war, gingen wir Richtung Stadtkern Baerl und von dort über den Rheindeich. Eine ebenfalls sehr, sehr schöne Etappe! Mittlerweile schafften wir es gar nicht mehr die hzurückgelegten Kilometer im Blick zu halten, sondern hatte nur das nächste Etappenziel "Fähre Orsoy" vor Augen. Danach wären es ja nur noch wenige Kilometer bis zur Emschermündung Grenze Dinslaken, dem Ziel unserer Rhein-Challenge.
Vor vielen Kilometern hatte ich mich damit abgefunden, dass ich diese nervigen Steinchen nicht aus meinen Schuhen kriegen würde. Außerdem kam der Verdacht auf, dass das scheuernde Gefühl doch eher von den patschnassen Socken kam. Es war auch wirklich zu ärgerlich, dass ich sie nicht morgens direkt wechseln konnte, aber mit sowas hatte ich halt nicht gerechnet. Das würde dicke fette Blasen geben. Ich hoffte nur, dass sie hinterher nicht blutig wären - was mich bei 35 km an einem Tag aber auch nicht gewundert hätte.
Harald ging es noch schlechter. Er ist sonst eher mit dem Rad unterwegs und hatte nicht wie ich drei Wochen Wanderurlaub mit Bergsteigen gehabt plus diverse Tageswanderungen übers Jahr verteilt. Umso tapferer, dass er sich Schritt für Schritt weitergeschleppt hatte, obwohl wir jederzeit hätten abbrechen können. Motiviert wurden wir zudem von Schwesti, die uns über unsere Rhein-Challenge-WhatApp-Gruppe Bilder von lecker Fresschen schickte, die zuhause auf uns warten würden. Darunter meine geliebte Tiefkühlmarzipantorte und Nougatbrezeln aus Köln! Natürlich konnte ich ihr den Nachrichtenhagel aus "Wie weit ist noch?", "Könnt ihr noch?", "Seit ihr bald daaahaaaaaa?" etc. nicht verübeln. Ich hätte es mit Sicherheit nicht anders getan! ;-) Aber immerhin hatten wir endlich die Fähre in Orsoy erreicht, die uns wieder auf die rechte Rheinseite rüber nach Walsum bringen würde.
Von der Fähre aus mussten wir einen Schlenker um die Hafenbeckeneinfahrt am Kraftwerk Walsum laufen. Jeder unnötige Schritt, der vom Rhein wegführt, tat mittlerweile ganz besonders weh. Aber hier konnten wir Schwesti anrufen, dass wir in etwa einer Stunde unser Ziel erreicht hätten.
Die letzten Kilometer stoppten wir immer öfters und auch Boris streckte alle Flügel von sich. Ist ja schließlich auch sehr anstrengend sich kilometerweit im Rucksack rumtragen zu lassen anstatt selber zu fliegen. Sein Kumpel, Bartgeier Barty, hatte das in Berchtesgaden ähnlich abgezogen...
Auf der Zielgeraden entdeckten wir unterhalb des Deiches genau pünktlich Schwesti vorfahren, um uns abzuholen. Dass sie unseren Zieleinlauf gegen 18 Uhr miterleben konnte, war das i-Tüpfelchen unseres wahnsinns Erfolges!!! Wir haben es tatsächlich geschafft!!!
YIIIIIHAAAAAAAA!!!!
Während unserer Wanderung hatte ich die Fitness-App Strava mitlaufen lassen. So eine Leistung muss schließlich dokumentiert werden, vor allem damit es für den Geier-Wettlauf angerechnet werden kann! Mit den mehr oder weniger freiwilligen Umwegen kamen wir sogar auf stolze 37,5 km in unter 8 stunden (nach Abzug der Pause im Biergarten)!!! Wir sind wohl gemerkt nicht auf Zeit gewandert, sondern haben vor allem im ersten Drittel auch sehr die Landschaft genossen.
Die App Samsung Health hat mir parallel einen neuen Schrittrekord angezeigt: Über 51.000!!!
Zuhause angekommen waren wir erstmal viel zu schlapp zum Futtern und leckten erstmal unsere Wunden. Bei mir waren es, wie vermutet, fette Blasen unter den dicken Zehen. Eine bereits aufgeplatzt, die andere schnell aufgestochen. Unter die Dusche, dick mit Kühlgel eingeschmiert und rein in die Gammelklamotten. Und die ganze Zeit das ungläubige Glücksgefühl, dass wir es tatsächlich geschafft haben!!! Für den Rest des Abend wurden wir netterweise von Schwesti umsorgt und mit lecker Häppchen verwöhnt.
Unterwegs hatten wir natürlich fleißig Beweisbilder auf Facebook hochgeladen und mit Stolz anschließend 16 Meilen pro Person beim Wettbewerb eingereicht. Ich glaube damit waren wir sogar Top-Scorer oder zumindest unter denjenigen, die am meisten Meilen zurückgelegt hatten.
Trotzdem zockten und die Schmutzgeier ab!!! Aufgrund der überraschend hohen Teilnehmerzahl, war ein vierter Schmutzgeier last minute nachnominiert worden. Gemeinsam mit seinen Kollegen erreichten die Geier an einem Tag 946 Meilen, wir Menschen nur 901! Hehe, richtig so! Wäre auch irgendwie falsch gewesen, wenn wir die Geier besiegt hätten!
An diesen besonderen Tag werde ich ewig freudig zurückdenken!!! Nicht nur, dass ich tatsächlich diese verrückte Rhein-Challenge an einem Tag geschafft habe, sondern ich konnte damit gleichzeitig sogar einen guten Geierzweck erfüllen. Und ich konnte viel Zeit mit meinem Schwager verbringen und dieses toller Erlebnis teilen!  
Vielen, vielen Dank, Harald, dass du mitgelaufen bist! Allein hätte ich es vermutlich nicht gemacht! Und danke an Schwesti für die tollen Fresschen und die liebevollen Sticheleien zwischendurch, die umso mehr motiviert haben!!!

Freitag, 17. September 2021

Andenkondor-Krallen vs. Adler-Krallen

Da ich Geierfüße einfach formschön finde, möchte ich hier ein paar Bilder aus einem Facebook-Beitrag der Stiftung Fundación Cullunche zeigen, die sich für den Erhalt der Andenkondore engagiert. Leider ist in Südamerika noch immer der Irrglaube verbreitet, dass Andenkondore kleine Kälbchen angreifen, um sie zu fressen.

Wie auf den folgenden Bildern zu erkennen ist, ähneln die Füße eines Andenkondors den Füßen von Truthähnen oder Hühnchen. Sie dienen also mit Sicherheit nicht dem Ergreifen geschweige denn dem Davontragen von Beute. Das ist auch gar nicht nötig, denn Andenkondore ernähren sich nur von Aas.




Ergreifen und Töten von Beute können nur Greifvögel (wie hier der Adler), die speziell geformte, kräftige Klauen mit scharfen Nägeln haben.



Alle Fotos (c) Fundación Cullunche

Montag, 13. September 2021

8 tote Andenkondore in wenigen Tagen

Im Norden von Neuquén, Argentinien, wurden drei tote Andenkondore gefunden. Vermutlich starben sie nach dem Verzehr vergifteter Puma oder Wildhunde, die durch Landwirte zum Schutz ihres Viehs durch Giftköder getötet wurden. Ein Ranger wurde durch Anwohner über den Tod ihrer Haushunde informiert. Daraufhin inspizierte der Ranger die Umgebung und entdeckte schon bald einen toten männlichen Andenkondor im Gebiet zwischen Butalon Norte und Huinganco. Später wurden leider noch zwei weitere tote Andenkondore nahe des Flusses Neuquén. Von einem der Kondore wurden Blutproben entnommen, um die Todesursache genauer analysieren zu können. Leider liegt die Vermutung nahe, dass drei weitere Andenkondore von dem vergifteten Aas gefressen haben und irgendwo um ihr Überleben kämpfen könnten. Durch den einsetzenden Schneefall musste die Suche allerdings leider abgebrochen werden.

Fast zeitgleich wurden drei tote Andenkondore in Colchagua, einer Provinz in der chilenischen Región del Libertador General Bernardo O’Higgins, entdeckt. Der Finder informierte die zuständige Behörde, da er nicht wusste, ob die Kondore noch leben oder bereits tot sind. Leider waren sie bereits verstorben. In der Nähe wurden die Überreste eines toten Kalbs gefunden, was ebenfalls auf einen bewusst ausgelegten Giftköder gegen Wildtiere hinweist. Gemäß des Protokolls wurden die Andenkondore in den Chile Safari Park in Rancagua übergeben, wo sie toxikologisch untersucht werden. Es wurde Anzeige erstattet.

Ein weiterer toter männlicher Andenkondor wurde in Putaendo, in der Region Valparaiso, gefunden und irgendwo anders muss es noch einen achten Verlust in wenigen Tagen gegeben haben. Keine gute Woche für die vom Aussterben bedrohten Andenkondore.

(c) Eduardo Pavez Galvez