Sonntag, 19. Juli 2020

Der Flügelschlag des Kondors

In einer frisch veröffentlichten Studie haben sich Wissenschaftler mit dem Flugverhalten des größten Geiers der Welt befasst, dem majestätischen Andenkondor. Mit einer Spannweite von 3,5 m und einem Körpergewicht von 15 kg ist er zudem der schwerste, flugfähige Vogel der Welt. Um diesen stattlichen Körper während der Nahrungssuche über Stunden elegant am Himmel zu halten, bedarf es einer ganz ausgefeilten Technik, die im Rahmen dieser Studie genauer untersucht wurde.

Es wurden über 216 Flugstunden von Andenkondoren in Patagonien ausgewertet, die zu faszinierenden Ergebnissen führten:

Der Andenkondor flattert nur in 1 % seiner Flugzeit mit seinen riesigen Flügeln und zählt damit zu den Wirbeltieren mit der geringsten Bewegungsrate. Von dem einen Prozent seiner Flatterzeit entfielen gut 75 % auf die Momente, die zum Abheben des großen Vogels nötig sind.

Anstatt kräftezehrend mit den Flügeln zu flattern, sind Andenkondore perfekte Gleiter und segeln über viele Stunden hoch am Himmel. Dabei nutzen sie günstige Thermiken und kreisende Flugbewegungen, um immer wieder an Höhen zu gewinnen. Selbst im Winter, wenn die Thermiken eher ungünstig sind, brauchen Andenkondore nur etwa 2 Sekunden Flügelschlag pro Kilometer, um sich am Himmel fortzubewegen. Auch Jungtiere beherrschen diese Technik bereits.

Die Aufzeichnungen zeigten, dass ein Exemplar sogar ganze 5 Stunden und stolze 172 km zurücklegen konnte, ohne einen einzigen Flügelschlag!

Keine Frage, Andenkondore sind die wahren Könige der Lüfte!!!

Quelle: H. J. Williams, E. L. C. Shepard, Mark D. Holton, P. A. E. Alarcón, R. P. Wilson, S. A. (2020). Physical limits of flight performance in the heaviest soaring bird. Lambertucci Proceedings of the National Academy of Sciences. DOI: 10.1073/pnas.1907360117

Mittwoch, 15. Juli 2020

Bartgeier in Großbritannien gesichtet

Ende Juni wurde am Himmel über Großbritannien ein junger Bartgeier entdeckt! Dies ist nach 2016 erst die zweite Beobachtung eines Bartgeiers in Großbritannien überhaupt!

Nach Großbritannien verschlägt es Bartgeier auf ihren Rundflügen normalerweise nicht, aber dieser Junggeier hat wohl einen ganz eigenen Erkundungsdrang. Mitte Juni wurde er zunächst in den Niederlanden und anschließend in Belgien gesichtet, bevor der den Ärmelkanal überflog, wo er am 25.06.2020 in Kenilworth fotografiert wurde. Aufgrund einiger fehlender Federn und ruinierter Schwanzfedern konnte eindeutig bestätigt werden, dass es sich bei den Sichtungen um das selber Tier handelt. Aufgrund seiner charakteristischen Gefiederfärbung handelt es sich um einen Junggeier, der 2019 geschlüpft ist. Er hat keinen Krallenring oder sonstige Markierungen, so dass er sehr wahrscheinlich in freier Natur geschlüpft ist, vermutlich in den Alpen oder Pyrenäen. Am 30.06. wurde der Junggeier erneut gesichtet, diesmal im Edale Valley, Derbyshire.

Bartgeier in UK (c) Indy Kiemel Greene, VCF-Webseite

Die Bestätigung eines Bartgeiers in Großbritannien verbreitete sich in Windeseile und schon bald begann der Bartgeier-Tourismus unter den Ornithologen und Geierfreunden des Landes. Eine solche einmalige Gelegenheit wollte sich kaum jemand entgehen lassen. Sobald von einer weiteren Sichtung berichtet wurde, eilten zahllose Begeisterte ins entsprechende Gebiet. Am 06.07. konnte der Geier im Flug über Cressbrook Dale gefilmt und am 07.07. in Big Moor beobachtet werden. Nachdem sich der Geier gut 14 Tage in Derbyshire aufgehalten hatte, flog er weiter Richtung Yorkshire. Am 10.07. wurde er von mehreren Leuten im Überflug über Sheffield gesichtet und am 12.07. in Howden Moors kurz hinter der Stadtgrenze von Sheffield fotografiert.

Bartgeier in Howden Moors (c) Will Bowell, VCF-Webseite

Die Sichtung des Bartgeiers in Großbritannien rief natürlich auch die Vulture Conservation Foundation (VCF) auf den Plan, vor allem nachdem der Geier Ende Juni sogar einen Rundflug über das Haus von VCF Research Manager Louis Phipps machte. Natürlich war jeder neugierig, um welches Exemplar es sich handelt und wo der Geier herkommt. Aber auch die Sorge war groß, ob der Geier genug zu Fressen findet oder sich in unsichere Gegenden begibt. Während seiner Zeit in Derbyshire und Yorkshire nutzte er häufig einen Rastplatz in einer Felswand im Norden des Peak District National Parks. Diese Gegend ist in Großbritannien mit am Geier-freundlichsten, da es dort relativ gute Chance auf Schafkadaver und sichere Rastplätze in Felswänden gibt.

(c) Indy Green, VCF-Webseite

Junge Bartgeier verlassen im Alter von einem Jahr häufig Ende des Frühlings bzw. Anfang des Sommers ihr Brutgebiet und besuchen auf ihrem Rundflug verschiedene Länder. Vermutlich sind sie dabei auf der Suche nach Artgenossen oder folgen anderen migrierenden Vögeln. Meistens wird eine Flugroute Richtung Norden gewählt, aber die Hintergründe hierfür sind bislang nicht erforscht. Das Ungewöhnliche bei der Flugroute dieses Geiers ist das Überqueren des Ärmelkanals, da Bartgeier für gewöhnlich das Queren großer Wassermassen vermeiden. Starke Winde könnten hier eine Rolle gespielt haben.

Viele Geierfreunde stellen sich natürlich die Frage, ob der Geier jetzt in Großbritannien bleiben und dort heimisch werden wird. Solange der Geier genug zu Fressen und sichere Rastmöglichkeiten findet, wird er vermutlich keinen Drang verspüren in seine Heimat zurückzufliegen. Aufgrund der fehlenden Erfahrungen mit Bartgeiern in Großbritannien ist allerdings nicht abzuschätzen, wie sich der Geier verhalten wird. In jedem Fall wird seine Heimkehr lang und beschwerlich werden, da er nicht nur den Ärmelkanal erneut überfliegen muss, sondern auch viele weitere Gefahren wie Stromleitungen etc. und dabei noch genügend Fressen entlang der Flugroute finden muss. Nicht selten müssen entkräftet Junggeier letztendlich irgendwo aufgesammelt, aufgepäppelt und in sicheren Gebieten wieder freigelassen werden. Da dieser Bartgeier jetzt jedoch ein riesen Publikumsmagnet ist, sollte sichergestellt sein, dass im Notfall schnell genug Hilfe verständigt wird.


Vogelbeobachter (c) Indy Green, VCF-Webseite

Alle Vogelbeobachter werden zudem gebeten nach Bartgeierfedern Ausschau zu halten und deren Fund an die VCF zu melden. Mit Hilfe der Federn kann eine Gen-Analyse durchgeführt werden, um die Herkunft des Geiers zu ermitteln.

15 Gänsegeier in Marokko ertrunken

Leider kam es nahe Asilah im Norden Marokkos zu einem traurigen Zwischenfall: In einem offenen Brunnen wurden durch ein Team der Water and Forest Agency 15 tote Gänsegeier im Wasser treibend entdeckt. Weitere geschwächte Geier konnten in der Nähe eingesammelt und in eine Auffangstation gebracht werden. Es wird vermutet, dass die Geier trinken und/oder im Wasser planschen wollten, anschließend mit ihrem nassen Gefieder nicht mehr aus dem Brunnen herausklettern konnten und jämmerlich ertranken.

In ungesicherten Brunnen ertrinken nicht nur Geier, sondern auch kleine Vögel bis hin zu Affen. Dabei ist es eigentlich sehr einfach Brunnen für Tiere zu sichern: Es muss nur ein Baumstamm, ein dicker Ast oder eine ähnliche Konstruktion so in den Brunnen gelegt werden, dass ein Tier im Notfall draufklettern, sich ausruhen und seinen Körper bzw. sein Gefieder trocknen kann. Anschließend kann es hinausklettern, ohne zu ertrinken.

(c) VCF-Webseite

Bei dem aktuellen Vorfall kann es aber auch sein, dass die Geier nicht nur aufgrund der starken Hitze Wasser aufsuchten, sondern aufgrund von Vergiftungserscheinungen. Das Rettungsteam nahm daher Proben, um den Vorfall genauer untersuchen zu können. Einige der überlebenden Geier wirkten verwirrt und desorientiert, was die Gift-Theorie unterstützt. Ähnliche Vorfälle wurden bereits in der Vergangenheit dokumentiert.

Jedes Jahr migrieren Tausende von Gänsegeiern über die Straße von Gibraltar. Ein großer Anteil der europäischen Population überwintert in West-Afrika und überfliegt dabei auch Marokko – im Herbst hin, im Frühling zurück nach Europa. Einige Gruppen nichtbrütender Gänsegeier bleiben das ganze Jahr über im Norden Marokkos. Eine dieser Gruppen war vermutlich in diesen traurigen Vorfall verwickelt. Früher brüteten Gänsegeier auch in Marokko, aber aktuell sind sie dort als Bruttiere ausgestorben.

Nachdem die Vulture Conservation Foundation von diesem Vorfall erfahren hat, wurden umgehend die marokkanischen Behörden gebeten zu ermitteln, die notwendigen toxikologischen Untersuchungen durchzuführen und den Vorfall aufzuklären.

Mittwoch, 8. Juli 2020

Fortsetzung Geierblog

Zugegeben, eigentlich ist heute der 01.11.2020, aber ich kann Blogartikel zurückdatieren. Es ist erschreckend, wie lange ich jetzt meinen Blog nicht mehr weitergeführt habe und es tut mir für jeden Leser leid, der regelmäßig auf den Blog geklickt hat, nur um immer wieder den gleichen letzten Artikel über Sherlock, den Truthahngeier aus dem Weltvogelpark Walsrode, zu sehen.

Wie vermutlich bei vielen von euch hat Corona auch bei mir dazu geführt, dass mein Job, der bisher aus sehr viel Computerarbeit bestand, in einen 100 % Computerjob mutiert ist. Es gibt keine Präsenz-Besprechungen mehr, die täglich eine Abwechslung vom Computerjob waren, auch wenn man natürlich während der Besprechung ebenfalls auf eine Leinwand gestarrt hat. Nach 9 Stunden vor dem PC konnte ich mich nicht mehr aufraffen abends meinen privaten Laptop zu starten. Zum Bildersichern hatte ich es zwar hin und wieder getan, aber auf einmal war meine Festplatte voll. Die Sicherung und Entrümpelung der Daten hat mich viele Stunden und Nerven gekostet, so dass die wiedergefundene Motivation direkt im Keim erstickte. Ein anderes Mal wollte ich mit dem Blog beginnen, aber ein missglücktes Update hat meinen PC lahmgelegt. Ohne Corona wäre es relativ leicht behoben, aber Dank Corona sind auch nicht alle Helfer jederzeit verfügbar. Dazu dann der Frust, dass ich in meinem 10-jährigen Geier-Jubiläumsjahr gar keinen Geierurlaub machen konnte. So lange wie möglich hatte ich meine Urlaubspläne nach hinten verschoben, aber der Virus hat letztendlich allen Plänen einen bitteren Strich durch die Rechnung gemacht. Die Ersatz-Urlaube waren zwar nett, für mich aber nicht so erholsam wie ein Geierurlaub, bei dem man auch körperlich gefordert wird und jeden Abend mit dem schönen Gefühl schlafen geht etwas wirklich Gutes getan zu haben. Ich kann nicht abstreiten, dass mir diese Umstände an die Psyche gehen.

Seit Monaten fühle ich mich sehr deprimiert, dass ich mich nichtmal zum Blogschreiben aufraffen konnte, da ich diesen Blog gerne als mein "Lebenswerk" sehe. Heute konnte ich das Selbstmitleid selber nicht mehr ertragen und habe mich endlich wieder ans Werk gesetzt. Schon kam das nächste Problem, als das Bearbeitungsfenster auf einmal total anders aussah und vieles nicht mehr so klappte, wie es klappen sollte. Statt des Internet-Explorers wollte ich Chrome ausprobieren. Da passte mein Passwort nicht - warum auch immer. Also zurück zu Firefox und am liebsten hätte ich mich direkt wieder selbstmitleidig unter die Bettdecke verkrochen. Aber damit ist jetzt endgültig Schluss!

Lange Rede, kurzer Sinn: Alle Ausreden sind eliminiert und ich habe heute endlich wieder mit dem Blogschreiben begonnen. Zunächst habe ich die Blogartikel von Zoobesuchen nachgeholt, die noch vor meinen letzten Artikeln über Walsrode stattgefunden hatten. Hierzu zählen folgende Artikel:

  • 29.05.2020: Zoo Osnabrück
  • 01.06.2020: NaturZoo Rheine
  • 29.06.2020: Avifauna Vogelpark
  • 06.07.2020: Erlebnis-Zoo Hannover

Natürlich habe ich in den letzten Monaten fleißig weitere Geier-Infos aus der ganzen Welt gesammelt, die ich entsprechend zurückdatieren werde. Da ich nicht genau weiß, ob ich die Reihenfolge werde einhalten können oder aktuelle Themen vorziehen werde, macht es Sinn alle künftigen Berichte ab diesem hier in der Monatsansicht im Auge zu behalten und nicht auf eine chronologische Reihenfolge zu vertrauen. Bis Ende des Jahres sollte ich dann hoffentlich meinen Rhythmus wiedergefunden haben. Vielen Dank für euer Verständnis!!!

In diesem Sinne, genüssliches Aas hack und willkommen zurück!

Dienstag, 7. Juli 2020

Truthahngeier Sherlock, ein Traum wird wahr!!!

Nach der Vormittags-Flugshow hatten Schwesti und ich erfahren, dass Truthahngeier Sherlock tatsächlich noch im Weltvogelpark Walsrode lebt, auch wenn er derzeit nicht an der Flugshow teilnimmt. Sherlock ist einer der absoluten Promis unter den Geiern, vergleichbar mit Andy N. Condor, dem Andenkondor aus Tracy Aviary in Salt Lake City. Als ich nach der Nachmittags-Flugshow die Chance bekam ihn besuchen und sogar auf den Arm nehmen zu dürfen, ging ein zehnjähriger Traum in Erfüllung!!!
Sherlock erlang seinen Weltruhm in 2010, als er mit Hilfe des Weltvogelpark Walsrode zum Leichenspürgeier für die Polizei ausgebildet werden sollte. Die Presse berichtete über ihn auch weit über die Landesgrenzen hinaus und auch heute erzähle ich noch immer bei jeder Gelegenheit Geierinteressierten Anekdoten über ihn.
Truthahngeier haben keine Nasenscheidewand, wie wir Menschen. Wenn man Sherlock aus der Nähe betrachtet, kann man daher quer durch das Loch oberhalb seines Schnabels durchschauen. Diese Eigenschaft verleiht ihm einen hervorragenden Geruchssinn, den sich die Polizei in Niedersachsen zu Nutze machen wollte. Geier können täglich hunderte Kilometer auf Nahrungssuche fliegen und beginnen am Himmel zu kreisen, wenn sie auf ein Aas stoßen. Auf diese Weise könnten Truthahngeier mit ihrem guten Geruchssinn auch große Waldgebiete nach Menschenleichen absuchen. Normale Suchhunde sind häufig nur 20 min am Stück einsetzbar und decken somit nur einen Bruchteil der Fläche des Suchgebietes ab. In der Theorie ist die Idee eines Leichenspürgeiers also gar nicht so doof.
Truthahngeier zählen zu den Neuweltgeiern, die in Nord- und Südamerika vorkommen. Im Gegensatz zu den meisten Geierarten sind sie nicht vom Aussterben bedroht und in manchen Gegenden fast schon eine (schöne) Plage. Schade, dass sie nicht auch hierzulande leben!
Truthahngeier sind häufig in großen Gruppen unterwegs und gehen gemeinsam auf Nahrungssuche. Daher bekam Sherlock damals mit Miss Marple und Columbo zwei weitere Artgenossen, um mit ihnen eine Flugstaffel zu bilden. Leider stimmte offenbar die Chemie nicht und das Projekt wurde irgendwann beendet.
Als Schwesti und ich im Juni 2012 zum ersten Mal den Weltvogelpark Walsrode besuchten, natürlich in erster Linie wegen Sherlock, hatten wir ein eigens auf uns zugeschnittenes Meet & Greet mit Geiern gebucht. Dabei hatten wir das große Glück auch Sherlock sehen zu dürfen. So nah wie heute kamen wir ihm aber nicht! Für das heutige Erlebnis haben sich die 320 km Fahrt je Richtung mehr als gelohnt!!!
Die gesamte Rückfahrt lang habe ich das glückliche Dauergrinsen nicht mehr aus dem Kopf bekommen!!! Ich kann nur hoffen, dass Sherlock unseren Besuch nicht als Stress empfunden hat, sondern gemerkt hat, dass wir sein treuer Fanclub sind! Er war auf meinem Arm übrigens sehr friedlich und geduldig. Sherlock, du bist einfach der Beste!!!
Meinen ganz, ganz herzlichen Dank an das tolle Vogeltrainer- und Tierpflegerteam des Weltvogelpark Walsrode für dieses einmalige Erlebnis!!! Ihr seid super!!!


Alle Bilder (c) Caroline Stollmeier

Geier & Co in der Flugshow von Walsrode

Schwesti und ich besuchten beide Flugshows im Weltvogelpark Walsrode, um noch mehr Geier sehen zu können. Bei der Flugshow am Vormittag nahmen auch direkt zwei Gänsegeier teil.
Nach einem eleganten Flug in die "Arena" durften sie ein bisschen Aas aus einer Kadaverattrappe futtern.
Im Hintergrund wurden auf einer Großleinwand Bilder einer Futterstelle für wilde Geier gezeigt.
Trotz Abneigungen gegen Flugshows muss ich zugeben, dass sowohl der Vogeltrainer vormittags als auch nachmittags einen guten Job gemacht und das Publikum mit Witz und Charme um den Finger gewickelt haben. Die Vögel wirkten nicht gestresst und es wurde darauf hingewiesen, wie wichtig und schützenswert unsere Geier sind.
Schon vor acht Jahren war das Highlight der Flugshow die Vorführung einer Sekretär-Attacke auf eine Stoffschlange. Sekretäre treten mit ihren kräftigen Beinchen in freier Natur gerne ihre Leibspeise tot, Schlangen! Die Stoffschlange vor acht Jahren wurde übelst vermöbelt und hatte keine Chance.
Der Nachfolger des damaligen Sekretärs war hingegen noch etwas zurückhaltender und ist der Schlange hauptsächlich hinterher gerannt.
Wenn wir schonmal in Walsrode sind, wollten wir auch bis zur Nachmittags-Flugshow bleiben. Dort flatterten nach wenigen Minuten zwei wunderschöne, gecheckte Sperbergeier durch die Menge.
Sie ähneln in Körperstatur zwar Gänsegeiern, aber ihr Gefieder hat eine ganz andere Farbe.
Einige Male flatterten sie quer über unsere Köpfe hinweg, bis sie anschließend Richtung Volieren verschwanden. Einer der beiden hat uns total beeindruckt, weil er ohne abzubremsen in einer eleganten Kurve in den schmalen Tierpflegerweg zwischen hohen Büschen gezischt ist, damit er nicht unnötige Schritte über die Wiese zur Voliere laufen muss.
Ein weiterer Star der Flugshow war ein süßer Marabu. Vor allem seine schwungvolle Landung, nachdem er eine Ehrenrunde geflogen war, sah beeindruckend aus.
Zur Belohnung bekam er ein Aasfresschen, das er aus dem künstlichen Kadaver picken durfte.
Zu guter Letzt hatte noch ein männlicher Andenkondor einen Auftritt. 2012 wurde er noch mit einer hohen Hebebühne am Ende der Flugwiese hochgehoben und von dort freigelassen. Er war dann elegant im Gleitflug in die "Arena" gesegelt.
Aufgrund von Corona (niemand da, um die Hebebühne zu bedienen) ist dies derzeit nicht möglich, so dass er nur vom Boden aus starten konnte.
Auch er bekam eine Aasration als Belohnung.
Im Anschluss an die Flugshow stehen die Tiertrainer noch geduldig für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. Da durften die Fragen nach Sherlock nicht fehlen...

Sisterhearttag in Walsrode

Unseren diesjährigen Sisterhearttag feierten meine Schwesti und ich im Weltvogelpark Walsrode. Hier bin ich bisher nur einmal im Juni 2012 gewesen, im Rahmen unserer sisterlichen Abschiedstour "5 Zoos in 4 Tagen" vor meinem Geierjahr. Unglaublich, wie lange das schon wieder her ist!
Als erstes gingen wir zu der Burgruine, in der Gänsegeier und verschiedene Eulen leben. Natürlich in getrennten Volieren. Aus der ersten Etage konnten wir in eine Brutbox schauen, in der wir ein süßes Gänsegeierpaar mit Dummy-Ei entdeckten.
Da das Ei jedoch nicht mehr bebrütet wurde, ist die Brutsaison für dieses Jahr hier beendet.
Die beiden wirkten dennoch sehr verliebt und turtelten miteinander.
Blick in die erste Etage der Geiervoliere.
Außenansicht der Voliere mit Gänsegeiern links und Eulen rechts der Burgmauern.
Alles, alles Liebe zum Schwesterherztag, Schwesti!!!
In einem anderen Teil des Weltvogelpark Walsrode gibt es weitere Geiervolieren. Ein prachtvoll geschnitzter männlicher Andenkondor weist mit seinem Schnabel den Weg.
Immer wieder beeindruckend: Der Spannweitenvergleich mit einem Andenkondor. Andenkondore können eine Spannweite von bis zu 3,50 m erreichen. Das ist auch nötig, um den massigen Körper von bis zu 15 kg des weltweit größten Geiers durch die Lüfte zu tragen.
Männliche Andenkondore sind an ihrem fleischigen Kamm auf dem Kopf zu erkennen. Weibliche Andenkondore tragen dieses Schmuckstück nicht. Damit sind Andenkondore die einzigen Geier, bei denen das Geschlecht auf den ersten Blick klar zu erkennen ist.
In der Voliere nebenan lebt ein hübscher Bartgeier. Bartgeier färben sich in freier Natur wann immer möglich ihr Gefieder in eisenoxidhaltigem Schlamm rot. Bei diesem Bartgeier hier ist das Gefieder fast weiß, da ihm leider kein Schlammbad zur Verfügung gestellt wird.
Bartgeier haben ihren Namen aufgrund des schwarzen Bartes an ihrem Schnabel. Häufig werden sie auch als Lämmergeier bezeichnet, da sie früher (zu unrecht) beschuldigt wurden kleine Lämmer in Schluchten zu stoßen und zu töten. Auch der Raub von Babys aus dem Kinderwagen wurde ihnen nachgesagt, was zur vollständigen Ausrottung des Bartgeiers in den Alpen führte. Seit Ende der 80er-Jahre werden sie sehr erfolgreich in den Alpen wieder angesiedelt.
Ebenfalls in der Nachbarschaft leben drei Palmgeier, die Vegetarier unter den Geiern. Sie sind relativ klein und gelten als Verwandte von Seeadlern. Ihre Geräusche erinnern aber eher an brünftige Kampftauben ;-)
In Walsrode gibt es eine Kinderstube für Jungvögel, die hinter einer Glasscheibe beobachtet werden können. Darunter auch ein knuffiges Palmgeierküken, das Ende Mai geschlüpft ist.
Ich muss ja zugeben, dass ich dieses flauschige Prachtvieh trotz Geierinstinkt zunächst für ein Adlerküken gehalten hatte. Echt faszinierend, dass sich der Schnabel noch so stark ändern wird, bis er Ähnlichkeit mit seinen Eltern bekommt.
Was für ein wunderschönes Geschöpf!!!
Um junge Vögel bei der Handaufzucht nicht an den Menschen zu gewöhnen, werden sie häufig mit Handpuppen gefüttert, die ihren Eltern ähnlich sehen.
Neben den Geiern gibt es auch weiteres tolles Geflügel, das als Special Guest gerne hier im Geierblog vorbeiflattern darf. Dazu zählt vor allem der prachtvolle Schuhschnabel!!!
Beeindruckende Kreaturen!!! Leider war einer hinter einem Zaun ausquartiert und der andere hat sich meistens versteckt, kaum dass ich die Kamera im Anschlag hatte. Aber immerhin konnte ich ihn einmal beim Kopfjucken und Stretching ablichten.
Ich finde ja, dass sie total lieb gucken, trotz Riesenschnabels. Da hat die Natur ein wahres Meisterwerk vollbracht!
Marabus zählen ebenfalls zu den großen Sympathieträgern.
Als neuen Ehrengast möchte ich nun offiziell den Borstenkopf in die Riege der Special Guests aufnehmen. Vor einigen Monaten hatte ich zufällig einen Bericht über einen "Dracula Parrot" gelesen, der einen Geier-ähnlichen Kopf haben soll. Daher trägt er auch die englische Bezeichnung "Vulturine Parrot", also Geierpapagei. Ich war sofort von den Bildern beeindruckt und konnte der Ähnlichkeit nur zustimmen! Umso aufgeregter war ich, als ein Exemplar dieser tollen Vögel vor uns saß!!!
Im Gegensatz zu Geiern ernähren sich die "Geierpapageien" nicht von Aas, sondern fast ausschließlich von bestimmten Feigenarten. Laut der Roten Liste der IUCN sind sie als gefährdet eingestuft, da ihr Lebensraum in Neuguinea durch den Menschen zerstört und die Vögel aufgrund ihres Fleisches und der wertvollen Federn gejagt werden.