Sonntag, 5. Juni 2022

4 Tage bis zur Bartgeierauswilderung

Die anstrengende Anreise war sofort vergessen, als ich heute früh bei herrlichem Sonnenschein und perfekter Sicht auf die Berge wach wurde. Nur noch 4 Tage bis zur Bartgeierauswilderung!
So richtig vorbereitet hatte ich mich auf die Reise nicht, weder sportlich noch planerisch. Aber hier gibt es so viele Wanderwege und tolle Orte, dass man sich gar nicht stressen muss. Zum Einstieg entschied ich mich auf eine eher flache Wanderung, vor allem deshalb, weil für heute ein richtig schlimmes Unwetter angekündet wurde. Eigentlich gab es auf der neunstündigen Anreise gestern nur drei Themen im Radio Bayern: Das Verkehrschaos wegen der Pfingstferien, das schlimme Zugunglück und das bevorstehende Unwetter. Daher lieber eine Route wählen, wo man notfalls schnell in einen Bus Richtung Hintersee springen kann.
Direkt von meiner Unterkunft aus ging es los Richtung Taubensee. Bei dieser Landschaft waren Körper und Geist sofort vollständig im Urlaubsmodus angekommen.
Natürlich ließ sich Barty munter im Rucksack durch die Gegend schleppen. Warum sollte es auch anders sein als im letzten Jahr? Aber was macht ein Geier am Taubensee?
Der Taubensee ist ein wunderschönes Biotop in Privatbesitz. An einer Stelle gibt es allerdings einen Steg, der einen tollen Ausblick ermöglicht. Und so früh am Morgen hatte ich die Gegend noch für mich.
Vom Taubensee ging es weiter ins Pfaffental, wo es einen schöne Rundweg zurück zum Taubensee gibt sowie Anschlüsse zu weiteren Wanderwegen. Im Nationalpark Berchtesgaden und Umgebung sind die Wanderwege bestens ausgeschildert. Da schaffe sogar ich es auf dem richtigen Weg zu bleiben, statt mich wie sonst selbst auf gerader Strecke zu verlaufen.
Leider bereits tot, vermutlich von einem Rad überfahren: Eine Blindschleiche.
In der Nähe flatterten zahlreiche dieser Riesenflieger herum und Kühe mit Kuhglocken machten das Bergpanorama perfekt.
So gerne sich Barty auch herumtragen lässt, für Fotos kommt er bereitwillig aus dem Rucksack geklettert und lässt sich die frische Bergluft um den Schnabel wehen. Vom Unwetter keine Spur, nur Sonne, Hitze und teils hohe Luftfeuchtigkeit.
Vom Pfaffental ging es ein Stück über den Soleleitungsweg, wo ein paar Kälber Wegezoll verlangen wollten. Als sie jedoch Bartys Magenknurren hörten, machten sie den Weg lieber frei.
Idylle pur!
Vom Soleleitungsweg nahm ich den nächsten Abzweig Richtung Ramsau Stadtkern. Das Wetter schien sich ja zu halten, daher wollte ich die Wanderung noch etwas ausdehnen. Außerdem gibt es in Ramsau ein tolles Eiscafé, in dem ich schon letztes Jahr Stammgast war.
Die Pfarrkirche St. Sebastian in Ramsau, DAS Postkartenmotiv schlechthin! Vor allem bei so klarer Sicht wie heute!!!
Das Wasser der Ramsauer Ache und des Hintersees ist übrigens eiskalt. Daher tat die Fotosession in der erfrischenden Gischt richtig gut.
Leibspeise und nach rund 15 km Wanderung bei gefühlt 30 Grad mehr als verdient: Der Yoghurettenbecher!
In dem Eiscafé gibt es übrigens sogar Eisbecher für Hunde mit Wurst-Parmesan-Geschmack. Einen Knocheneisbecher für Bartgeier gibt es jedoch leider nicht.
Da von Unwetter noch immer keine Spur war, nahm ich von der Kirche aus den Wanderweg an der Ramsauer Ache entlang Richtung Zauberwald und Hintersee. Unterwegs kam ich am Zauberwald Wunschthron vorbei, wo sich Barty und ich wünschten, dass es Bavaria und den beiden neuen Bartgeiern in Berchtesgaden allzeit gut gehen wird. Für Wally kam der Wunsch leider zu spät, denn das süße Geiermädchen wurde leider vor wenigen Tagen tot aufgefunden. Leider hat sie somit das erste Jahr in freier Natur nicht überlebt - wie etwa 10 % aller Jungbartgeier, die ausgewildert werden.
Spaziergang durch den Zauberwald! Mittlerweile zogen die ersten Wolken auf, aber alles noch kein Grund zur Sorge. Ich habe jetzt zwar nicht an den idyllischen Bänken entlang des Wildflusses halt gemacht, aber genossen habe ich die Atmosphäre trotzdem sehr. Der Zauberwald ist einfach einmalig!!!
Am Hintersee angekommen umfingen dichte Wolken die hohen Berggipfel. Allerdings noch immer nicht bedrohlich. Für ein weiteres Stück Erdbeertorte sollte es noch reichen - zumal es dann ja nur noch wenige Minuten bis zur Unterkunft sind.
Als die Wolken dunkler wurden und der Wanst gesättigt war, machte ich mich auf den Heimweg. Allerdings gönnte ich meinen Füßen nach 20 km Wanderung fünf Schritte durch den Hintersee - mehr halte ich in dem eisigen Wasser einfach nicht aus.
Auf dem Balkon angekommen, war ich richtig stolz, dass ich am ersten Tag direkt so eine lange Wanderung geschafft habe - ohne ausführliches Sportprogramm zur Urlaubsvorbereitung! Da kann ich mich morgen mit gutem Gefühl an die ersten Höhenmeter wagen.
Während ich auf dem Balkon die müden Beine hochlegte, konnte ich das Unwetter anrollen sehen. Gegen 18 Uhr ging es dann endgültig los mit Starkregen und Sturmböen. Zum Glück blieben die angekündigten schweren Gewitter und der Großhagel hier in der Gegend aus, aber es ging dennoch gut rund hier. Auf den nächsten Bildern der Vergleich meiner Aussicht morgens und abends...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen