Mit einem Nachtflug der South African Airways (Frankfurt - Johannesburg) ging es gestern Abend endlich wieder zurück in meine "zweite Heimat", nach VulPro in Südafrika. Kaum zu glauben, dass es über ein Jahr und zwei Monate her ist, seit ich mich schweren Herzens nach 6 wundervollen Monaten von VulPro verabschieden musste.
Kaum aus dem Auto ausgestiegen, habe ich direkt Rocky, den besten Kampfgockel der Welt, im Dreck scharren gesehen! Was für ein schöner Moment, diesen geliebten und gehassten Prachthahn endlich wiederzusehen! Netterweise hatten mir meine Südafrikanischen Freunde im Laufe des Jahres immer wieder Bilder von ihm geschickt, aber dennoch hatte ich ihn schrecklich vermisst. So richtig wiedererkennen schien er mich allerdings nicht... so hätte ich doch mit einem Begrüßungstritt vors Schienbein gerechnet, noch bevor ich aus dem Taxi ausgestiegen bin ;-) Meine rechte Kniekehle wird seinen Kung Fu Tritt aus dem letzten Jahr sicherlich niemals vergessen. Selten hatte ich einen so prachtvollen, riesigen blau-lila-schwarzen Fleck mit blutigem Striemen in der Mitte, der sich ganze zwei Wochen lang gehalten hat. Kaum zu glauben, aber wahr: Das erste Foto meines Geierurlaubs geht an....Trommelwirbel.... ROCKY!!!
Nachdem ich schnell meinen Kram aus Zimmer gebracht und schon um 10 Uhr morgens bei über 30 Grad halb zerflossen bin, ging es gleich auf eine Besichtigungstour zu den Volieren. Im Hospital-Camp dann direkt ein trauriger Anblick: Ein zerfleddertes Kapgeierkind lag jämmerlich auf dem Boden und hatte seine zerrupft aussehenden Flügel von sich gestreckt, während eine fiese Wunde auf dem Rücken sichtbar wurde. Der nur gut 3 Monate alte Junggeier hat leider bei einem seiner ersten Ausflüge aus dem Nest schmerzhafte Bekanntschaft mit Hunden gemacht und wurde dabei ziemlich lediert. Ein trauriger Anblick!
In einem anderen Hospital-Camp saß ein junger Weißrückengeier, auch ein Junggeier aus dieser Saison. Irgendwie wirkt er total winzig und zerbrechlich, dabei ist er im Grunde mit 3 Monaten bereits ausgewachsen. Der Arme hat Verdauungsprobleme, sein Kropf bleibt viel zu lange gefüllt.
Kurzer Blick ins Geierrestaurant, wo sich die meisten Geier in den Schatten eines Baumes zurückgezogen haben.
Nur ein paar wenige trotzen der brütenden Mittagshitze und schlagen ihre Schnäbel ins Aas. Übrigens ist es irgendwie ein komischer Anblick plötzlich Wolken am Himmel und grüne Wiesen zu sehen. Das ist ein deutlicher Kontrast zu meinem längeren Aufenthalt im Südafrikanischen Winter, als die Landschaft nach vielen Monaten ohne Regen und meist wolkenlosem Himmel komplett ausgedörrt war und überall Buschbrände loderten.
Seit einer ganzen Weile treibt sich auch wieder ein Marabu auf der Farm von VulPro herum. Er hält sich aber die meiste Zeit von den Geiermassen fern und stakst lieber abseits auf der Wiese herum.
Der beliebteste Platz am Aas: Direkt oben drauf!!!
Natürlich geht auch diesmal wieder die Jagd nach Sichtungen von bereits markierten Geiern los. Außerdem können wir an den federigen Halskrausen nun auch sehr gut erkennen, wann Jungtiere aus dieser Brutsaison im Geierrestaurant auftauchen, die vor Kurzem erst das elterliche Nest verlassen haben. Sie sind am Aas noch sehr unerfahren, weil sie die ersten 3 Monate ihres Lebens von ihren führsorglichen Eltern gefüttert wurden.
"Aas! Gib mir mein Aas!"
Beim Anblick dieses Heiligen Ibis ist mir direkt aufgefallen, dass mein kleiner, einflügeliger Freund aus dem letzten Jahr gar nicht mehr zwischen den Volieren auf der Suche nach Futter herumgelaufen ist. Leider wurde mir erklärt, dass er schon vor einer ganzen Weile bei einem starken Unwetter ums Leben kam. Schnief, das ist wirklich traurig :-(
Aber umso schöner die Gewissheit, dass ich nun drei Wochen lang wieder diesen Anblick hier werde genießen können!!! Wilde Geier und ein Marabu bei einem genüsslichen Aas hack!
Zwischen Geierrestaurant und Brutvoliere gibt es nun nahe der Geierpools eine neue Sitzstange, die von den Geiern gerne in Beschlag genommen wird.
In der Brutvoliere herrscht Hochbetrieb. Während dieser Brutsaison wurden trotz einiger Rückschläge diesmal stolze fünf Küken großgezogen, ein großer Erfolg!!! Einige sitzen noch nahe am elterlichen Nest, sind aber eigentlich bereits flügge.
Dies hier ist eines der prachtvollen Kapgeier-Jungtiere.
Auch Geiereltern dürfen mal im Reifennest chillen.
Ein neues Higlight bei VulPro ist die "Open Enclosure", eine offene Voliere für alle fluginvaliden Geier, die vorher in der Großvoliere gelebt haben. Diese ist allerdings bei nicht enden wollenden Neuzugängen zu überfüllt geworden, so dass nach einer neuen Lösung gesucht wurde. Die geniale Idee: Eine offene Voliere, die nur durch einen Zaun begrenzt an die anderen Volieren angebaut wurde. Mit eigenem Pool, einigen Brutplätzen, Sitzstangen und einem Baum. Die Voliere ist sehr groß und ist zudem noch recht nah am Geierrestaurant. Die fluginvaliden Geier können also weiterhin engen Kontakt zu ihren Freunden in den Volieren halten, aber haben auch Kontakt zu den wilden Geier im Restaurant, die auch mal gerne direkt in der offenen Voliere landen. Eine Wunschvorstellung wäre, dass vielleicht auch die erwachsenen Weißrückengeier mit dem Brüten beginnen, was in der Großvoliere nur schwer möglich gewesen wäre. Oder vielleicht verpaart sich ja sogar eines Tages ein wilder Geier mit einem Anwohner? In jedem Fall eine sehr schöne Idee, um den Fluginvaliden ein möglichst schönes "Gefühl von Freiheit" zu geben!
In der offenen Voliere lebt auch PJ (Percy junior), die süße Handaufzucht vom letzten Jahr und Nachfolger des leider verstorbenen Geierbotschafters Cody, dessen Grab ich natürlich kurz nach Ankunft bei VulPro direkt besucht hatte. PJ hat sich leider im letzten Jahr beide Flügel gebrochen, so dass auch er nun zu den Fluginvaliden gehört. Traurig, wie schnell sowas passieren kann.
Das Ohrengeierpaar lebt noch immer in seiner Voliere, hat allerdings nun vier statt nur 2 Palmgeier als Untermieter.
Zwei sind ganz alte Bekannte, einer ist der zerrupfte Palmgeier vom
letzten Jahr, dessen Federn nun endlich so gut nachgewachsen sind, dass
er endlich wieder fliegen kann. Ganz süß ist der vierte im Bunde, ein
Neuzugang, der sehr handzahm ist und sich gerne streicheln lässt. Natürlich muss man ein, zwei Knabbereien in Kauf nehmen, aber im Grunde möchte er einfach nur spielen! Durch die falsche Ernährung seines Vorbesitzers, der ihn als Haustier gehalten hat, ist sein Gesicht im Gegensatz zu normalen Palmgeiern sehr blass.
Ach, wie ich diese Aussicht liebe! In eine Richtung das Geierrestaurant und die Ferne... in die andere Richtung die tollen Magaliesberge...
...und am Himmel die majestätischsten Geschöpfe der Welt!
Hehe, und natürlich mag ich den Anblick von abgenagtem, sauberen Aas!
Seit meiner Abreise Mitte September 2013 wurde auch endlich die neue Andenkondor-Voliere mit künstlicher Felsenlandschaft fertiggestellt. Andenkondore brüten bevorzugt in Höhlen, daher haben sie sich in ihrer ebenerdigen, alten Voliere mit Sitzstangen nicht sehr wohl gefühlt. Hier haben sie nun eine tolle Felsenlandschaft mit Brutnieschen und haben auch direkt diese Saison ein Ei gelegt - leider unbefruchtet. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt.
Der stolze, bissige Andenkondor-Mann...
...und die elegante Andenkondor-Dame.
Leider kam direkt an meinem ersten Tag hier auch schon der erste neue Patient ins Haus. Ein weiteres Weißrückengeier-Jungtier, das vor drei Wochen geschwächt aufgefunden und von anderen Leuten aufgepäppelt wurde. Anscheinend ging es dem Kleinen immer besser, bis er von einem Tag auf den anderen Vergiftungserscheinungen zeigte. Erst dann wurde VulPro informiert und konnte ihn einsammeln. Als wir beim Abtasten dann auch noch harte Gegenstände in seinem Kropf fühlten, sind wir sofort zum Tierarzt nach Pretoria gefahren, der trotz eines Sonntagabends für den Geier einsatzbereit war. Wäre es nicht so traurig, dann wäre der Anblick eines Geiers im Wartezimmer eines Tierarzt mal wieder urkomisch gewesen - auf Deutschland bezogen.
Maske über Kopf und Schnabel und eine Narkose gegen den Stress und die Schmerzen.
Wir hatten zunächst mit Glas gerechnet, aber die Tierärztin brachte nach vorsichtiger Massage von Kropf durch den Hals Richtung Schnabel 2 ca. 2 cm große Steine zum Vorschein.
Eine anschließende Röntgenaufnahme zeigte deutlich, dass weitere, deutlich größere Steine bereits den Kropf verlassen hatten und sich im geschwächten Geierkörper befanden, ebenso wie ein (vermutliches) Stück Metall. Die Vermutung einer Bleivergiftung liegt daher nahe. Schnief, das alles hätte vermieden werden können, wenn die Leute sofort VulPro informiert hätten, statt ihn selber aufpäppeln zu wollen. Jetzt bekommt der arme Kleine einen Cocktail aus diversen Spritzen und muss mit viel Flüssigkeit versorgt werden. Er ist wirklich in einem jämmerlichen Zustand, kann kaum laufen, seine Beine sind kalt und reagieren nicht auf Berührungen und "Fitnessübungen". Kein gutes Zeichen! Hoffentlich schafft er es!
Sonntag, 30. November 2014
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