Nachdem ich ihnen von den letzten Tagen berichtet hatte, wurde heute Morgen sofort der Storch "Howdy" untersucht. Er bekam eine weitere Spritze, um den wunden Flügelstumpf besser heilen zu lassen. Kerri meinte er sei nicht sonderlich abgemagert und würde nun allein zurecht kommen. Wenn er also nicht mehr freiwillig in die Voliere möchte, kann er ab jetzt abends draußen bleiben. Seine Freiheit genießt er sichtlich, vor allem mit seinem Freund, dem ebenso einflügeligen Heiligen Ibis.
Der verletzte Weißrückengeier bekam seinen Verband gewechselt, die Wunden desinfiziert und eine weitere Spritze mit Antibiotika, wie jeden Tag. Die Wunden an den Beinen sehen besser aus, die Infektion geht zurück. Leider ist aber ein Bein kälter als das andere, kein gutes Zeichen. Wir hatten ja von Anfang an bemerkt, dass sich ein Bein viel weniger bewegen lässt. Hoffentlich wird das nochmal besser :-(
Der junge Ohrengeier wollte sich hingegen nicht auswildern lassen. Also brachten Kerri und Walter ihn wieder zurück und entfernten den GPS-Sender von seinem Rücken. Keine Ahnung, ob er eine zweite Chance bekommt oder jetzt hierbleibt.
Viel appetitlicher hingegen ist zum Beispiel eine frisch gestorbene Kuh, die wir für die verschiedenen Volieren in gerechte Stücke zerlegen. Ehrlich, ich zerkleinere zehnmal lieber eigenhändig eine ganze Kuh, als auch nur ein einziges Ferkel anzupacken!!! Die Kuh stinkt nämlich meistens nur in dem Moment, wenn man ihr das Messer in den aufgeblähten Wanst rammt, um die Faulgase abzulassen. Wenn man sich allerdings günstig zum Wind stellt und nicht allzu tief inhaliert, dann ist der Geruch schnell verflogen. Manchmal ist es zwar eine sehr blutige Angelegenheit, aber immer nur besser als der fies stinkende Glibber, der an den Ferkeln klebt. Ich nenne es bewusst nicht "Schleim", denn Schleim ist in meinem Wortgebrauch immer positiv gemeint!
Bekommen wir also eine fette Kuh oder ein Pferd, dann bringen wird den Kadaver ins Geierrestaurant hinter der Brutvoliere, weil es wie gesagt eine blutige Angelegenheit wird und wir die Innereien und so weiter direkt für die wilden Geier auf der Wiese liegenlassen können.
Mit Schubkarre, Hackebeil und Messern gehts dann ans Werk.
Ist unser Kühlschrank leer, dann schneiden wir ein paar Einkaufstüten voll mit guten Fleisch für die Geier in den Einzel-Rehabilitations-Volieren, die ihr Aas in schnabelgerechte Stücke geschnitten bekommen.
Die Beine der Kuh werden einzeln abgesäbelt, so dass die Andenkondore ein Bein bekommen, manchmal auch die Ohrengeier. Ohrengeier bevorzugen allerdings den Kopf. Diesen können sie allerdings natürlich nur bekommen, wenn die Kuh auf natürliche Weise gestorben ist und nicht per Kopfschuss erlöst werden musste. Wir wollen unsere Geier schließlich nicht blei-vergiften. (Köpfe mit Kugeln werden verbrannt, so dass kein Geier sich vergiften kann.)
Die restlichen Beine und der Großteil des Kadavers wird dann auf die Großvoliere und die Brutvoliere aufgeteilt. Übrige Reste wie die Innereien bleiben im Geierrestaurant für die wilden Geier. Faszinierend, was einem beim Aufschlitzen der Kuh so alles entgegenkommt. Vor allem die riesigen Mägen, teils bis zum Platzen gefüllt mit verschlungenem Gras. Das Gras wird von den wilden Geiern nicht angerührt, genau wie einige Innereien und natürlich die Knochen. Aber das Meiste wird gierig verschlungen.
Sind unsere Geier in den Volieren bereits vollgefressen, dann entfernen wir die Aasreste am nächsten Tag, damit die Volieren sauber bleiben und nicht stinken. Die Reste gehen dann ins Geierrestaurant. Abgenagte Knochen, Hautreste und restliche Innereien werden eingesammelt und in einer tiefen Grube verbrannt. Zünden wir zusätzlich rund um die Volieren noch Metalltonnen mit Stroh an, so bleiben die Fliegen weitestgehend erträglich.
Diesmal habe ich hauptsächlich Fotos gemacht und die Axt schwingen die Jungs hier... aber ohne Witz, ich schnippel die Kühe genauso klein wie alle anderen auch! Im Vergleich zu den stinkenden Ferkeln macht das sogar fast Spaß. Vor allem, wenn über 70 hungrige Augenpaare gierig in deine Richtung schauen und dankbar ihre Schnäbel wetzen.
Jetzt aber endlich Futterzeit!
Durch die Fressgeräusche wurden wieder einige wilde Kapgeier angelockt, die auf der Wiese oder direkt im Geierrestaurant landeten.
Dieses Mal fingen sie sogar zu fressen an, statt unklugerweise nach einiger Zeit mit leerem Kropf wieder abzuhauen.
Sogar ein bereits von VulPro markierter Geier (hier "B377") tauchte auf und gönnte sich einige Happen.
Manch ein Geier wurde von großen Krähen im Flug attackiert. Wie gerne hätte ich in solchen Momenten einen Hochdruck-Feuerwehrschlauch griffbereit, um diese schwarzweißen Biester vom Himmel zu holen. Sollen sie doch gefälligst die Geier in Ruhe lassen!!!
Erwähnte sich schon einmal, wie wohl ich mich hier unter all den Geier fühle!? ;-)
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