Samstag, 20. März 2021

Wiedersehen mit meinen Patengeiern nach 3,5 Jahren

Nachdem die Fallzahlen wieder in die Höhe schossen und die ersten Zoos direkt wieder schließen mussten, wollte ich dieses Wochenende unbedingt nochmal Geiergucken gehen. Die NRW-Zoos waren bereits ausverkauft, aber der Tierpark Nordhorn schaltet seine Online-Tickets immer erst am Vortag frei. Also legte ich mich auf die Lauer und konnte tatsächlich ein Ticket für heute erbeuten. Seit 2010 bin ich Dauerpate der Gänsegeier im Tierpark Nordhorn und laut meinem Blog habe ich sie seit Oktober 2017 nicht mehr besucht! Unfassbar! Ich hatte auf 2 Jahre getippt. Echt mies, dass ich meine armen Patengeier so vernachlässigt habe!

In der Geiervoliere angekommen, machte ich es mir auf dem oberen der beiden Balkone bequem, von dem aus man einen guten Blick in die Voliere und auf den Geierfelsen hat. Dort bauten zwei Geier unermüdlich in einem großen Nest herum. Vorab kann ich direkt sagen, dass ich gut 8 Stunden im Tierpark war, die meiste Zeit davon natürlich bei den Geiern. Mindestens 4 Stunden davon hat einer der Geier immer wieder eine Feder im Schnabel herum getragen.

Dass Geier gerne mit Federn ihr Nest auspolstern, ist kein Geheimnis. Dieser Geier flocht die Feder allerdings nicht zwischen die Zweige sondern wedelte immer wieder damit herum, als würde er im gesamten Nest mit der Feder im Schnabel staubwischen. So niedlich das auch aussah, am liebsten hätte ich ihm die Feder aus dem Schnabel gerupft und selber ins Nest gestopft. ;-) Wie kann ein Geier nur so entscheidungsunfreudig sein???

Ein paarmal tauschte der Geier Zweige gegen Feder, baute am Nest herum und zack, wieder die Feder im Schnabel! Das wurde ihm einfach nicht langweilig und gab mir die Gelegenheit trotz schlechter Lichtverhältnisse Richtung Nest auf gute Fotos zu lauern.

Während ein Geier also mit der Feder beschäftigt war, flatterte sein Partner mehrfach zur Futterstelle der Steinböcke, die ebenfalls in der großen Geiervoliere leben. Dort stibitzte er seinen Mitbewohnern das Futter und stopfte sich den Schnabel voll Stroh und Gras.

Mit dieser Beute im Schnabel ging es dann zu Fuß bzw. zu Kralle den schrägen Weg entlang Richtung Hinterseite des Geierfelsens. Mag sein, dass das im ersten Moment faul erscheint und das bisschen Nistmaterial im Schnabel kaum was wiegt, aber ein Flug ist anstrengend und außerdem hätte er dabei sicherlich den Großteil verloren.

Nachdem er im Laufe des Tages die gesamte Futterstelle geleert hatte, machte er auch vor dicken Ästen nicht halt. Ab in den Schnabel, den Weg entlang spaziert, hinterm Wasserfall durch und zurück zum Nest auf dem Geierfelsen.

Ob da nicht jemand den Schnabel etwas zu voll nimmt?

Gemeinsamer Nestbau ist doch einfach am Besten. Ein wirklich süßes Pärchen!

Einer der beiden hat einen gelben Krallenring, der andere einen grünen. Mit dem Einsammeln von Nistmaterial wechselten sie sich ab und da die beiden so verliebt sind, durfte auch die ein oder andere Kopulation nicht fehlen.

Schon bei der zweiten Kopulation wunderte ich mich, dass plötzlich der Geier mit dem grünen Ring oben saß. Vorher meinte ich den gelben Ring oben gesehen zu haben, aber auf den Fotos war der Ring verdeckt. Auch bei späteren Kopulationen kam ich irgendwie durcheinander, bis das Rätsel gelöst wurde: Die beiden sind ein Männerpaar. ;-) Das erklärt so einiges!

Irgendwie tut es mir total leid, dass die beiden keinen Nachwuchs bekommen können, obwohl sie es sich offensichtlich so sehr wünschen! Wer legt sonst zig Kilometer am Tag zurück, um das Nest zu perfektionieren, die Brutmulde zu formen und dabei immer wieder zu kopulieren? Wo die Liebe hinfällt...

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