Gestern am späten Abend fuhren das LifeNeophron Team und ich zur nächtlichen Unterkunft an der Geierfutterstelle oben auf einem Bergplateau. Als wir gegen Mitternacht dort ankamen, war der Himmel ein überwältigendes Schauspiel! Da es in dieser Gegend kaum künstliches Licht gibt, bot sich uns ein Sternenhimmel, der sehr nah an den Sternenhimmel im Baja California beim Kalifornischen Kondor Projekt herankommt. Noch bevor ich meine Sachen ins Nachtlager bringen konnte, zischte bereits die erste Sternschnuppe über den Himmel. Da ich in meinem Leben bisher nur eine einzige gesehen habe, war dieser Moment natürlich etwas ganz besonderes. Da konnte ich ja noch nicht ahnen, dass die Sternschnuppen im Zehnminutentakt über den Himmel zischten. Die Milchstraße und die vielen Sternbilder waren ganz deutlich zu erkennen. Glücklicherweise hatte der starke Wind vom Nachmittag aufgehört, so dass wir in einem lauen Lüftchen mit einem Drink auf der Motorhaube saßen und die Sterne bewunderten. Gegen halb zwei ging dann über einem höheren Berggipfel der Mond auf. Ein weiteres Wahnsinnsschauspiel! Die relativ kleine Sichel stieg sehr schnell auf und tauchte die Gegend in ein mystisches Licht. Eigentlich hat nur noch das Wolfsgeheul gefehlt, das man an der Futterstelle offenbar häufiger nachts hören kann. Gegen 2 Uhr ging es dann für den Rest des Teams nach Hause und für zwei andere und mich ins Nachtlager. Leider nur sehr kurz, da wir um 5 Uhr bereits wieder aufstehen mussten, um alle Vorbereitungen für die früher Schmutzgeierankunft zu treffen. Um 5 Uhr war es nur stockdunkel, aber bereits kurz vor sechs hell genug, um den ersten Schmutzgeier landen zu sehen. Fotos konnten wir zu dieser Zeit zwar noch nicht machen, aber der Anblick allein war schön genug. Ein wenig später tauchte dann die erste Morgendämmerung in der Ferne auf.
Dadurch wurde es schnell hell genug, um die ersten Bilder des Tages festzuhalten, bei denen sich ein Schmutzgeierpärchen gemeinsam zeigte.
Schnell ging es los mit dem Aas hack, Sehnchen zerr und dem Zusammensuchen von Aasmatsch für die Junggeier im Nest.
Einen vollen Schnabel wie diesen werde ich heute noch sehr häufig sehen. Scheint ganz so, als würden die Junggeier in den Nestern bestens versorgt!
Eine vereinzelte Krähe ließ sich zwar blicken, wollte sich aber nicht mit den Geiern ums Aas streiten. Daher verschwand sie schnell für den Rest des Tages wieder.
Erste Versuche mit der Kamera einen Abflug zu erwischen.
Die Geier hatten immer das gleiche Vorgehen, so dass wir schon sehr bald erahnen konnten, wann sie sich in die Lüfte schwingen werden. In dem Moment hieß es Kamera bereithalten und Abdrücken.
Plötzlich segelten von den gegenüberliegenden Felswänden acht riesige Gänsegeier auf uns zu; da war ich mit der Kamera nicht schnell genug. Es sah fast so aus, als würden sie zielstrebig im Geierrestaurant landen, aber leider zischten sie über unsere Köpfe hinweg und verschwanden erstmal wieder. Dafür kam ein Schmutzgeier nach dem nächsten, meistens zwei gemeinsam. Wir vermuten, dass wir von mindestens zwei Pärchen immer wieder besucht wurden.
Zwischendurch tauchte auch öfters ein Schwarzer Milan auf, der zwar auf die Aashäppchen zustürzte, aber niemals landete.
Ganz im Gegensatz zu den Schmutzgeiern, die eine Schnabelladung nach der nächsten in ihre Nester schleppten.
Leider tauchte gegen 8 Uhr dann ein Hund auf, der die Geier verschreckte. Der Hund hat es doch tatsächlich gewagt den Geiern das Aas wegzufressen!
Kurz darauf kam noch ein zweiter Hund hinzu und die halb im Landeanflug herbeizischenden Gänsegeier drehten in letzter Sekunde leider wieder ab.
Nachdem die Hunde verschwunden waren, kehrten auch die Schmutzgeier wieder.
Aber leider wehrte das Glück nicht lang. Einer der Hunde kam für den Rest der Beobachtungszeit immer wieder an den Futterplatz gelaufen und hat sich entweder direkt dort vollgefressen oder große Fleischbrocken weggeschleppt. Der muss locker das zweifache seines Körpergewichtes verschlungen haben, so dass wir mehr und mehr aggro auf dieses Vieh wurden.
Hin und wieder traute sich zwar ein Schmutzgeier in die Nähe, aber die
offensichtlich um uns herum kreisenden Gänsegeier trauten sich nicht zu
landen.
Kann ja verstehen, dass so ein Geierrestaurant für jeden Fleischfresser ein Paradies ist, aber unsere Beobachtungen zu stören war mies.
Eingeweide reiß.
Und wieder der nervige Hund...
Ansonsten kann ich mich aber echt nicht beklagen. Die beiden anderen waren sehr nett und gemeinsam machte das stundenlange Geierbeobachten sehr viel Spaß. Hehe, es ist allerdings kaum vorstellbar, wie lange man es ohne Klogang aushält, wenn man nicht unbedingt nur durch einen Vorgang getrennt vor zwei Fremden sitzen möchte...
Fortsetzung folgt...
Samstag, 8. August 2015
Sternschnuppen, Mondaufgang und Geier
Labels:
Gänsegeier,
Kalifornischer Kondor,
LifeNeophron,
Schmutzgeier
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