Nach gemütlichen sieben Stunden Schlaf im Appartment von LifeNeophron ging es heute früh wieder zur Beobachtung zum Schmutzgeiernest. Dort traf ich endlich mal wieder auf meinen liebgewonnenen Schwarzstorch.
Neben mir ließ sich eine Libelle im Gras nieder...
...während die Schmutzgeiereltern ein paar Mal frisches Aas zu ihren Küken brachten. Das große Küken war wieder recht aktiv, das zweite konnte ich diesmal leider nicht erkennen.
Zwischendurch wunderte ich mich, warum die Gänsegeier heute so tief fliegen. Ob sie neuerdings schlechtes Wetter vorhersagen können?
Aus der Ferne kündigte sich eine so laut und gruselige muhende Kuh an, sie würden mit Sicherheit jeden Synchronstimmenjob für den T-Rex von Jurassic Park bekommen! Offensichtlich kam sie mir näher, so dass ich schon Visionen von BSE-verdrehten Monsteraugen vor mir sah und überlegte, wie schnell ich wohl auf den mikrigen Baum neben mir hochkommen würde. Als das Vieh dann endlich auftauchte, war der Anblick eher ernüchternd. Diesen Gedanken strafte sie mit einem weiteren ohrenbetäubenden Grusel-Muuuuuuh.
Wenig später entdeckte ich dann den Grund, warum die Gänsegeier so tief flogen: Unten am Fluss muss wohl ein Aas rumliegen, denn auf einem Felsen am Flussufer hatten sich viele Gänsegeier versammelt, überm Fluss kreisten sie zu gut 20 und viele landeten am Strand.
Als ich mittags wieder eingesammelt wurde und von der Geierversammlung berichtete, fuhren wir runter zum Fluss, um nach dem Rechten zu sehen. Wir liefen den gleichen schönen Weg wie vor ein paar Tagen, aber noch weiter den Fluss entlang.
Die Gänsegeier hatten sich in der Zwischenzeit in zwei Schwärmen auf den Heimweg gemacht und kreisten noch mit über 30 Exemplaren am Himmel. Ein herrlicher Anblick!
Am Versammlungsort angekommen, sahen wir gerade noch, wie ein Seeadler (White-tailed Eagle) ein Gänsegeierkind attackierte. Zum Glück haute der Adler durch uns aufgeschreckt ab, während der Junggeier verängstigt seine Flügel bewegte, aber nicht richtig von der Stelle kam.
Vladi versuchte den Junggeier einzufangen, aber leider flatterte er quer durch eine Lücke in den Bäumen ab in den Fluss. An dieser Stelle ist der Fluss so tief und schnell, dass man ihn nicht überqueren kann. Zum Glück schaffte es der Geier mit verzweifelten Schwimmbewegungen ans andere Ufer und versteckte sich im Wäldchen. Diesen Überlebenskampf konnte ich zwar aus der Ferne nicht beobachten, aber es ist herzzerreißend. Vor allem, weil wir dem bildhübschen Tier auf dieser Seite vom Fluss nicht mehr helfen können. Es bleibt nur zu hoffen, dass er in Ruhe sein Gefieder trocknen kann und es schafft einen Felsen zu finden, von dem er starten kann. Leider sind die gerade erst flügge gewordenen Junggeier noch so unerfahren beim Fliegen, dass sie noch nicht genau wissen, worauf sie achten müssen. Wir vermuten, dass er seinen Eltern zum Aas (übrigens ein totes Kälbchen am Strand) nachgeflogen ist, sich zu sehr vollgefressen hat und dann nicht mehr starten konnte, als die anderen losgeflogen sind. Oder er hat es einfach nicht geschafft vom windstillen Boden aus zu starten, da er sich ja eigentlich auf eine gute Thermik verlässt. Jedenfalls hoffen wir, dass er überleben wird :-(
Ein Glück, dass wir rechtzeitig dort waren, bevor der miese Adler das Geierjungtier getötet hat. Wer weiß, ob er den Geier nicht bereits verletzt hat. Nachdem der Adler losgeflogen war, kam jedoch der Spaß des Tages!!!
Meinen beiden Schmutzgeiereltern vom Beobachtungsnest gefiel es gar nicht, dass so ein Raubtier in ihrem Territorium unterwegs war, vor allem in der Nähe ihrer hübschen Flauschküken. Seeadler können nämlich ohne weiteres einen jungen Schmutzgeier aus dem Nest schnappen und fressen. Daher zischten die beiden Schmutzgeiereltern wir Kampfjets heran und attackierten tapfer den Seeadler. Der Anblick war göttlich!!!
Immer wieder umkreisten sie gemeinsam den Seeadler oder flogen in Kampfformation auf ihn zu.
Pafff, kick, da gabs richtig eins auf den Schnabel!!! Richtig so, Rache für das Gänsegeierjungtier!!!
Obwohl die Schmutzgeier deutlich kleiner sind als ein Seeadler, sind sie dafür viel, viel schneller. Da hat so ein ungelenker Seeadler keine Chance. Volltreffer...
....und Absturz!!!
Natürlich konnte sich der Seeadler jedesmal wieder fangen, aber die beiden Schmutzgeier ließen nicht locker. Erst nach einer halben Stunde gaben sie Ruhe, als sie den Seeadler weit genug aus ihrem Gebiet gedrängt hatten.
Auf dem Rückweg entdeckten wir einen weiteren Junggeier in den Felsen sitzen, nahe des "Touri-Strandes". Hoffentlich wird er nicht von den Sonntagsausflüglern entdeckt und geärgert.
Am späten Nachmittag ging es dann nochmal ein paar Stündchen zum Schmutzgeiernest. Die beiden Küken waren im Nachmittagslicht richtig gut zu sehen. Es schien, als würde das ältere, größere Küken das kleine Küken immer motivieren aufzustehen und die Flatterversuche und Hüpfer des großen Bruders zu wiederholen. So flatterten sie immer wieder gemeinsam durchs Nest, aber der Größere blieb deutlich aktiver als der Kleinere. Insgesamt war noch nie so viel Action im Nest - was natürlich an der besonders guten Sicht heute gelegen haben könnte.
Neben meinem Beobachtungsstammplatz hat übrigens eine Spinne ihr riesiges Netz mit Trichteröffnung gespannt.
Bereits letztens zeigte sie mir drei ihrer "entzückenden" Beine in der Trichteröffnung, damit ich mich langsam an sie gewöhnen kann. Während des Unwetters vor einigen Tagen hatte ich mir sogar schon Sorgen gemacht, ob wohl ihr Netz zerstört wurde. Aber alles heil geblieben. Bei den fiesen Beinchen musste ich allerdings sofort an den Arsen-Kuchen von Asterix denken: "Ein geplatztes Spinnenbein, und dann muss da Sauce rein...!" Brrrrrrrr. Heute hat sie sich dann plötzlich vollständig gezeigt! Ich muss sagen, es gibt wesentlich attraktivere Viecher! Zum Glück ist sie weder übermenschlich groß noch haarig und auf eine gewisse Weise habe ich sie richtig lieb gewonnen. Itzi Bitzy Spider...
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