Kaum war der Hund diesmal verschwunden, da setzte ein geniales Spektakel ein: Von überall hinter unserem Rücken zischten die wilden Gänsegeier herbei und landeten an der Futterstelle. Unter sie mischten sich auch zwei Schmutzgeier, die in dem braunen Federgewühle der deutlich größeren Gänsegeier fast untergingen.
Ein Schmutzgeier sicherte sich lieber noch einen Happen und verschwand dann ganz schnell Richtung Nest. Der andere blieb und zeigte keine Scheu.
Schnell hatten sich fast 30 Gänsegeier versammelt und stürzten sich hungrig auf die Innereien.
Im Gegensatz zu den gesitteten Schmutzgeiern frisst bei den Gänsegeiern immer der Stärkere, so dass bald ein wilder Kampf ums Aas ausbrach.
Im Grunde habe ich ja noch nie wilde Gänsegeier an einer Futterstelle mampfen sehen, daher war es ein tolles Erlebnis! Gierig wurden die Gedärme hin und her geschleudert und die Schnäbel gewetzt.
Unter den Gänsegeiern konnte ich verschiedene Markierungsringe in grün-weiß, einen in blau-weiß und zwei verschiedene Arten von Flügelmarkierungen erkennen.
Aas hack!
Ein wunderhübscher Junggeier, der gerade erst flügge geworden ist. Jede Feder sitzt am richtigen Platz, einfach ein elegantes Tier.
Wütende Blicke beim Futterneid.
Flugbilder waren leider nahezu unmöglich, da die Geier hinter unserem Rücken angezischt kamen und im nächsten Moment bereits landeten.
Ihre Riesenflügel sind wirklich beeindruckend!
Schmutzgeier und Gänsegeier am gleichen Aas.
Der freche Junggänsegeier wollte dem Schmutzgeier ein kleines Aashäppchen streitig machen, hatte aber viel zu viel Schiss, um sich das Fresschen auch wirklich zu sichern.
Netter Größenvergleich.
Hinfort mit dir, Schmutzgeier!
Die drei unerfahrenen Junggeier hielten sich lieber im Hintergrund und vergnügten sich mit den Aasfetzen, die durch das hektische Gefresse der anderen bald überall auf dem Futterplatz versteut waren.
Wollen wir Freunde werden? Wirklich süß, wie naiv und unsicher die gerade flügge gewordenen Gänsegeierkinder noch sind.
Wenn es in einigen Jahren erwachsen geworden ist, dann wird seine Halskrause nicht mehr so federig braun aussehen, sondern flauschig weiß und wuschelig.
Plötzlich schwangen sich alle Geier pansich in die Lüfte und kreisten in sicherer Entfernung. Die Ursache war ja klar: Der Mistköter ist wieder aufgetaucht! AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!!!!
Warum verpassen die Geier ihm eigentlich nicht einfach mal einen wütend-fauchenden Schnabelhieb, vor allem, wo sie doch eindeutig in der Überzahl sind!? Aber nein, stattdessen lassen sie sich lieber vertreiben und überlassen den Hunden ihr Aas. Nur eines der Geierkinder blieb an der Futterstelle - noch viel zu jung, um zu wissen, vor wem man sich besser in Acht nehmen sollte.
Auch einer der Schmutzgeier kehrte kurz zurück, um sich ein paar weitere Aasfetzen für den Nachwuchs zu sichern.
Nachdem der Hund verschwunden war, tauchten auch wieder ein paar weitere Geier auf, aber im nächsten Moment auch wieder der Hund. Daher konnten wir leider keine Fortsetzung der gemütlichen Fressorgie bestaunen. Aber ich will mich nicht beklagen! Gegen 11 Uhr hatte ich ja bereits nicht mehr damit gerechnet die Gänsegeier überhaupt am Futterplatz zu erwischen.
Einer der Hunde kam dem Junggeier gefährlich nahe, so dass ich mir schon Sorgen um das Krummschnäbelchen gemacht hatte. Aber alles gut, der Hund hat das Aas dem lebenden Tier vorgezogen!
Nachdem die Gänsegeier zwei weitere Male im Landeanflug erschreckt wurden und dann auch noch irgendein Typ mitten über die Futterstelle lief, um Fotos zu machen (wo der wohl herkam?), gaben wir auf uns ließen uns eine halbe Stunde später abholen.
Was für ein genialer Ausflug!!! Allein für diesen Tag hat sich der ganze Ausflug nach Bulgarien doch gelohnt!!!
Nach drei oder vier Stunden Mittagspause, Wanst füllen und Bilder anschauen ging es um halb sieben nochmal auf die Piste. In einer etwas weiter entfernten Ortschaft ist ein "mittelgroßer" Greifvogel verletzte gefunden worden. Da es in dieser Gegend ein Schmutzgeierpaar gibt, war die Alarmbereitschaft natürlich hoch. Also fuhren wir zu dritt los Richtung Grenzgebiet zu Griechenland und schlängelten uns über Straßen, die ich nicht als solche erkannt hätte. Wie gut, dass es Allradantrieb gibt. Unterwegs stoppten wir kurz und liefen einen Feldweg entlang Richtung Schmutzgeiernest. Zum Glück waren beide Geiereltern in der Nähe unterwegs, so dass wir für sie schonmal Entwarnung hatten. Allerdings ist noch nicht bekannt, ob das Paar ein Küken im Nest hat und vielleicht dieses flügge geworden und in Schwierigkeiten geraten ist. Letztendlich kamen wir im Dunkeln in einem kleinen Ort an, der nur aus wenigen Häusern besteht. Wir wurden durch einen schönen Garten geführt, wo alles erdenkliche Essbare an den Sträuchern und Bäumen ging. Der Patient war zum Glück nur irgendein Habicht, der allerdings sehr zerfleddert aussah. Die anderen meinen er wird es schaffen, ich wäre mir auf den ersten Blick da nicht so sicher. In den abgelegenen Ortschaften sind die Anwohner offenbar immer hilfsbereit und gastfreundlich, wenn sie Wanderer u.a. treffen. Da bekommt man gerne ein kostenloses Nachtlager inklusive Vollverpflegung. So wurden auch wir zum Abendessen eingeladen und bekamen hausgemachte Köstlichkeiten wir leckeres Brot, selbstgemachten Yoghurt und Honig, Wassermelone aus dem Garten,... Wir mussten uns auf höfliche Weise richtig wehren, damit uns nicht noch was Warmes aufgeschwatzt wurde. Aber es war ja sowieso schon recht spät und die Heimfahrt noch lang - vor allem nach der kurzen Nacht. Ich war dann auch ganzu froh, als ich um kurz nach Mitternacht endlich ins Bett fallen konnte. Ein herrlicher Tag!!!
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