Mittwoch, 15. Juli 2020

15 Gänsegeier in Marokko ertrunken

Leider kam es nahe Asilah im Norden Marokkos zu einem traurigen Zwischenfall: In einem offenen Brunnen wurden durch ein Team der Water and Forest Agency 15 tote Gänsegeier im Wasser treibend entdeckt. Weitere geschwächte Geier konnten in der Nähe eingesammelt und in eine Auffangstation gebracht werden. Es wird vermutet, dass die Geier trinken und/oder im Wasser planschen wollten, anschließend mit ihrem nassen Gefieder nicht mehr aus dem Brunnen herausklettern konnten und jämmerlich ertranken.

In ungesicherten Brunnen ertrinken nicht nur Geier, sondern auch kleine Vögel bis hin zu Affen. Dabei ist es eigentlich sehr einfach Brunnen für Tiere zu sichern: Es muss nur ein Baumstamm, ein dicker Ast oder eine ähnliche Konstruktion so in den Brunnen gelegt werden, dass ein Tier im Notfall draufklettern, sich ausruhen und seinen Körper bzw. sein Gefieder trocknen kann. Anschließend kann es hinausklettern, ohne zu ertrinken.

(c) VCF-Webseite

Bei dem aktuellen Vorfall kann es aber auch sein, dass die Geier nicht nur aufgrund der starken Hitze Wasser aufsuchten, sondern aufgrund von Vergiftungserscheinungen. Das Rettungsteam nahm daher Proben, um den Vorfall genauer untersuchen zu können. Einige der überlebenden Geier wirkten verwirrt und desorientiert, was die Gift-Theorie unterstützt. Ähnliche Vorfälle wurden bereits in der Vergangenheit dokumentiert.

Jedes Jahr migrieren Tausende von Gänsegeiern über die Straße von Gibraltar. Ein großer Anteil der europäischen Population überwintert in West-Afrika und überfliegt dabei auch Marokko – im Herbst hin, im Frühling zurück nach Europa. Einige Gruppen nichtbrütender Gänsegeier bleiben das ganze Jahr über im Norden Marokkos. Eine dieser Gruppen war vermutlich in diesen traurigen Vorfall verwickelt. Früher brüteten Gänsegeier auch in Marokko, aber aktuell sind sie dort als Bruttiere ausgestorben.

Nachdem die Vulture Conservation Foundation von diesem Vorfall erfahren hat, wurden umgehend die marokkanischen Behörden gebeten zu ermitteln, die notwendigen toxikologischen Untersuchungen durchzuführen und den Vorfall aufzuklären.

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