Sonntag, 30. Oktober 2016

Federsammlung

Heute früh war wieder als erstes Lauftraining mit der vergifteten Weißrückengeier-Dame von VulPro angesagt. Auf den rauhen Teppichen in ihrem Nachtquartier kann sich die Gute mittlerweile richtig gut festkrallen und sich aus eigener Kraft hochdrücken. Draußen im Hospital Camp klappt das noch nicht so gut.
Anschließend schnappte ich mir eine Harke und sammelte stundenlang prachtvolle Geierfedern ein. Es kommt mir immer wieder wie eine riesige Verschwendung vor diese wunderschönen Federn wegzuschmeißen. Aber der Besitz von Körperteilen geschützter Tierarten ist verboten, daher auch das Besitzen von Geierfedern. Die Geier freuten sich jedenfalls trotzdem über den Besuch in ihrer Voliere. Nur wie soll ich überhaupt erst reinkommen, wenn die Viecher vergnügt das Tor versperren. Wie gut, dass ich eine Harke dabei hatte. Notfalls harke ich die Viecher einfach zur Seite.
Erste Versuche meine neue GoPro zu bedienen.
 
Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie die Geier überhaupt noch Federn am Körper haben, wenn ich mir anschaue wieviele Federhaufen in den Ecken und Ritzen der Volieren herumliegen.
Allein in der Großvoliere hatte ich ratzfatz drei große Stinkeferkelsäcke (ähnliche Größe wie Laubsäcke) voll.
Die Geier in der Kapgeier-Brutvoliere waren hingegen weniger begeistert vom Federnklau. Anfangs ging es ja noch, aber als ich mich dem Brutfelsen näherte, kamen schon das erste Geierpärchen wütend fauchend angerannt und hackte in meinen Federsack. Sie hatten offenbar Angst um ihre prachtvolles Nest aus Federn, dass sie auf dem Boden unter einem Felsvorsprung aufgetürmt hatten. Die Brutsaison ist allerdings so gut wie vorbei und die sieben Junggeier auf dem Felsen werden jeden Moment flügge. Dieses Paar hatte nichtmal ein Jungtier, so dass sie gar kein Nest mehr brauchen. Aber ich konnte es trotzdem nicht übers Herz bringen ihr Nest wegzuräumen. Das passiert spätestens dann, wenn die Junggeier flügge werden und dann sämtliche Nester vom Brutfelsen entfernt werden. Ich glaube vor ein oder zwei Jahren hatte ich dabei mitgeholfen und es hat mir fast das Herz gebrochen den Geiern ihre Nester zu zerstören, die sie so viele Monate lang liebevoll gepflegt hatten.
Kurzer Stopp im Geierrestaurant, wo heute nicht viel los war. Aber immerhin gelang mir dieses Geierkampf-Bild, bei dem der angreifende Geier seine Kralle in den vollen Kropf des Gegners krallt. Autsch, das muss doch weh tun!? Aber so geht es nunmal zu, wenn sich Geier um die letzten Aasfetzen streiten. Wer zögert, der hungert.
Der Andenkondor-Mann. Heute sogar ein bisschen aktiver als die letzte Woche.
Und die elegante Andenkondor-Dame.
Weil sich gestern Abend zwei Ohrengeier im Wollkopfgeier-Gehege übelst gestritten haben, mussten die Ohrengeier heute allesamt umziehen. Der Frechling kam bereits gestern Abend in ein Extragehege, sein Kollege zog zu den Palmgeiern, während wiederum zwei der drei Ohrengeier aus dem Palmgeier-Gehege zu den Wollkopfgeiern umgesiedelt wurden. Mal sehen, ob sich diese Konstellation besser verträgt. In jedem Fall gab es mir die Gelegenheit einen prachtvollen Ohrengeier einzufangen und das flauschigweiche Vieh auf den Arm zu nehmen. Da ist eine ganze Ecke mehr Geier dran, als an unseren Weißrückengeier-Patienten.
Anschließend hielt ich die beiden Volieren gut im Auge, um früh genug zu erkennen, wenn sich die Geier untereinander nicht verstehen und sich eventuell angreifen. Vor allem die Wollkopfgeier sind etwas schreckhafter und müssen sich an die neue Situation erstmal gewöhnen.
Wollkopfgeier.
Es ist kaum zu glauben, wie schnell die Großvoliere schon wieder mit Federn übersäht war, obwohl ich doch morgens erst aufgeräumt hatte.
Mittags gab es übrigens ein Wiedersehen mit Laura, die VulPro und mich für einige Stunden besuchte. Wirklich schön wieder alle Freunde hier um mich zu haben.
Nachmittags zogen viele Wolken und starke Windböen auf. Unseren Harry hat der Seitenwind dabei kräftig das Gefieder durchgepustet.
Abends kamen dann noch Pieter & Natasja vorbei, ein supernettes Ehepaar, das ich auch bereits seit meinem Geierjahr kenne. Ich freue mich immer wieder die beiden wiederzusehen, die selbst nach fast zehn Jahren Ehe noch so verliebt wie am ersten Tag sind. Wirklich beneidenswert! Gemeinsam mit Kerri und Maggie fuhren wir ins nahegelegene Sushi-Restaurant. Unser Lieblingsrestaurant hat ja leider vor einem halben Jahr pünktlich zu meiner letzten Abreise geschlossen, aber dieses andere Restaurant war auch sehr köstlich! Da kann Sushi aus Deutschland einfach nicht mithalten!

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