Nach der morgendlichen Fütterung bei VulPro fuhren Maggie und ich zur Universitätsklinik von Pretoria, wo unser Weißrückengeier-Kind untersucht werden sollte. Es war das erste Mal, dass ich dabei zusehen konnte, wie ein Geier eine CT bekam. Zwar durfte ich dabei Fotos machen, dieser aber leider nicht ins Internet stellen. Schade, denn die Bilder sind wirklich sehr interessant und schockierend zugleich.
Zur Beruhigung bekam der schrecklich aufgeregte Junggeier eine Spritze, die ihn nach einigen Minuten schläfrig machte. Danach wurde er auf einen Untersuchungstisch gelegt und bekam eine Haube auf den Schnabel gesetzt, um ihn sanft zu betäuben. Damit die Dosis nicht zu stark ist, wurde seine Lunge mit einem Atemgerät wie bei einem Mensch abgehört und der Herzschlag notiert. Anschließend wurde der Geier vorsichtig auf den Untersuchungstisch der Computertomografie gelegt und richtig positioniert. Auch dort bekam er einen Schlauch mit Betäubungsgas in den Schnabel, damit er während der Untersuchung nicht plötzlich aufwacht. Hinter einer Glasscheibe konnten wir zuschauen, wie der Untersuchungstisch automatisch durch den runden Kreis der CT vor uns zurück fuhr, während wir auf einem Monitor die Röntgenbilder anschauen konnten. Nach einer kurzen Besprechung der Tierärzte bestätigte sich unser Verdacht: Der Kleine hat starken Calciummangel. Seine Federn sind in einer schrecklichen Verfassung und weisen sehr viele Stressmarken auf. Vermutlich ist ein Elternteil verstorben und der Junggeier konnte nicht mehr ausreichend mit Nahrung versorgt werden. Natürlich füttern wir ihm hier schon die ganze Zeit über kleingehackte Knochensplitter zum Aas dazu, aber innerhalb weniger Tage können keine Wunder passieren. Leider hat der Arme die vielen Untersuchungen, Medikamente, Chemikalien, das Blutabnehmen und so weiter nicht wirklich kurz verkraftet und lag den ganzen Tag jämmerlich schlapp und apathisch in seinem Gehege herum. Er schaffte es nichtmal den anderen Weißrückengeier zu trösten, dem es noch schlechter geht. Hoffentlich kommt morgen seine Energie zurück, so dass er uns wieder mit vorwitzigen Aktionen zum Lachen bringen kann.
Von einer befreundeten Tierärztin in Pretoria bekamen wir außerdem diese kleine, süße Eule, die schon bald freigelassen werden kann. Ein süßes Vieh.
Der vergiftete Geier bekam heute eine neue Art der Physiotherapie: Mehrfach trugen wir ihn in eine größere, leere Voliere und stellten ihn auf die Beine, während wir ihn zwischen unsere eigenen Beine zur Stabilisierung klemmten.
Auf dieser Weise wurde er gezwungen seine Beine zu belasten und schien nach Tagen endlich zu merken, dass diese runterhängenden "Stöckchen" ja für irgendwas gut sind.
Auf dem Boden fiel ihm das Stehen noch schwer...
...aber als Kerri mit ihm einen Wasserstart versuchte, klappte es schon minimal besser. Bei dieser Gelegenheit reinigten wir auch gründlich sein Gefieder, dass vom Abhängen und Koten in der Schlinge ziemlich verklebt und verfilzt war.
Erste, wackelige Laufversuche. Zwar ist der Arme immer wieder auf einer Seite weggesackt und hingefallen, aber sein Kampfgeist scheint langsam zurückzukehren.
Die Hitze war heute ganz besonders stark, so dass ich froh war nach unserer Rückkehr in der Mittagshitze keine schwere, körperliche Arbeit mehr machen zu müssen. Ein bisschen für Ordnung sorgen, Geier beobachten und genug schnabelgerechte Aasbröckchen für die Patienten schnippeln.
Nach der Arbeit gehe ich gerne mit Maggie und Kerri diverse Runden um die Farm spazieren. Das dient einerseits der Zaunkontrolle, ist aber auch eine super Gelegenheit sich in Ruhe zu unterhalten und in Bewegung zu bleiben. Bei der Hitze waren für mich aber nicht mehr als zwei Runden drin. Und es wird sogar noch heißer: Sonntag sind 38 Grad angesagt - ächtz. Auf der Nachbarfarm leben einige Springböcke & Co, aber auch ein stolzer Straußenvater mit seinen zwei Kindern. Leider haben wir sein Weibchen tagelang nicht gesehen und befürchten daher, dass sie nicht mehr lebt. Er ist aber ein stolzer Beschützer und rennt wütend mit ausgebreiteten Flügeln am Zaun auf und ab, wenn ihm unsere Hunde zu nahe kommen. Dabei braucht er eigentlich keine Sorgen haben bei zwei Reihen Elektrozaun...
Nachmittagsspaziergang mit Kerri und Maggie.
Das verliebte Ohrengeierpärchen beim romantischen Nachmittagssnack vor herrlicher Kulisse.
Gruppenkuscheln in der Großvoliere.
Und hungrig kreischende Kapgeier-Kinder in der Brutvoliere.
Ein Webervogel beim Ausbauen seines Nestes.
Hübscher Hahnennachwuchs.
Hoffentlich geht es dem kleinen Weißrückengeier morgen wieder deutlich besser! Es wäre echt traurig, wenn eine gründliche Untersuchung seinen Zustand zusätzlich verschlimmert!
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