Der Mönchsgeier ist mit bis zu 2,95 m Spannweit ein Riese unter den Geiern und zählt ebenfalls zu den vier europäischen Geierarten. Sein wuscheliges Federkäppchen auf dem Kopf und seine flauschige, kragenähnliche Halskrause erinnern an Mönchskutten, daher auch seine Namensgebung.
Mönchsgeier haben einen starken Schnabel, mit dem sie – im Gegensatz zu vielen anderen Geierarten – problemlos dicke Haut von Kadavern aufreißen können. Geierarten wie der Gänsegeier müssen hingegen warten, bis Mönchsgeier oder größere Raubtiere die Haut aufreißen, damit sie an das zarte Fleisch herankommen können. Der Mönchsgeier ernährt sich allerdings weniger von Eingeweiden, als vielmehr von leckeren Hautbrocken und Fell. Weil die Fellbüschel nicht so leicht verdaubar sind, würgen Mönchsgeier Gewölle aus. Aufgrund ihrer weniger blutigen Nahrungsvorliebe können sie sich ein hübsches Federkleid rund um Kopf und Hals leisten.
Ihre riesigen Nester bauen sie mit Vorliebe in Baumwipfel nahe Gebirgsketten. Dort haben sie eine gute Thermik, um ihre riesigen Schwingen in die Lüfte zu heben und auf Nahrungssuche zu fliegen. Das Mönchsgeierpaar legt in der Regel nur ein Ei, das ca. 55 Tage bebrütet wird. Mit gut vier Monaten ist das Mönchsgeierküken flügge und ist zunächst schwarz gefiedert. Mit zunehmendem Alter verändert sich die Gefiederfarbe Richtung dunkelbraun.
Seit Jahrzehnten ist der Mönchsgeier-Bestand akut gefährdet und bereits aus großen Teilen Ost- und Mitteleuropas sowie Nordafrikas völlig verschwunden. Der europäische Rest-Bestand wird auf unter 2000 Brutpaare in zwei großen Populationen geschätzt, die auf der Iberischen- und der Balkan-Halbinsel angesiedelt sind. Um die stark abnehmende, wilde Mönchsgeier-Population zu unterstützen, hat auch dieser Geier Brut- und Schutzprogramme, die ihn durch Auswilderungen von Nachzuchten unterstützen.
Das katalanische Projekt TRENCA setzt sich seit 2007 u.a. für die Wiederansiedlung der Mönchsgeier in den Pyrenäen ein. An zwei Auswilderungsorten der katalanischen Vor-Pyrenäen werden junge Mönchsgeier freigelassen. Diese Gebiete befinden sich genau mittig zwischen der Französischen und Iberischen Mönchsgeier-Population und sollen helfen die beiden Populationen miteinander zu verbinden. Damit sich die Mönchsgeier in dieser Gegend besonders wohlfühlen, wurden fast 50 Brutplattformen errichtet, die den Mönchsgeiernestern sehr ähneln. Außerdem wird durch Futterstellen das Nahrungsangebot unterstützt und es finden viele Konferenzen, Vorträge und Aufklärungskampagnen zur Sensibilisierung der Bevölkerung statt.
Seit 2007 wurden fast 70 Mönchsgeier ausgewildert, aber leider ist die Sterblichkeitsquote nach wie vor zu hoch: Mindestens 17 Geier wurden tot gefunden (u.a. erlagen sie an Abschüssen, Gift oder durch Kollisionen mit Stromleitungen und Windparks). Außerdem werden mindestens 7 weitere vermisst bzw. haben die Region dauerhaft verlassen. Es gibt aber auch Erfolge zu verzeichnen: 2010 wurde nach über einem Jahrhundert Abstinenz das erste wilde Mönchsgeierküken in den Pyrenäen geboren. Es befindet sich nach wie vor in der Gegend. In den folgenden Jahren bildeten sich weitere junge Mönchsgeierpaare, ebenfalls mit süßem Bruterfolg.
Drücken wir diesen majestätischen Riesen auch weiterhin im verzweifelten Kampf gegen das Aussterben die Daumen!
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