Gastbeitrag von Caroline Stollmeier
Tatort: Erlebnis Zoo Hannover. Bereits vom Parkhaus aus bemerken wir mit Schrecken, dass die große Gänsegeiervolliere fast vollständig demontiert ist, drum herum nichts als Baustelle. Wo zum Geier sind die Geier? Beim letzten Besuch in Hannover gab es dort noch mehrere Arten, nun keine mehr.
Im Laufe des Tages verwickeln wir einige Zoomitarbeiter in nette Gespräche. Sie wirken kompetent in ihren jeweiligen Bereichen, können aber größtenteils nur die wenig überraschende Auskunft geben: die Geier sind weg. Wohin? Wissen sie auch nicht genau.
Endlich finde ich eine Trainerin, die mir erzählt: „Alle Geier sind nach Walsrode umgezogen.“
Hm, ich finde es erstaunlich, dass der Weltvogelpark so viel freien Platz gehabt haben soll. Aber glücklicherweise waren wir in Hannover ja nur auf der Durchreise nach Walsrode. Und so hatten wir bald Gelegenheit der Fährte der Geier zu folgen...
Einen Tag später im Weltvogelpark Walsrode: Wir sehen viele verschiedene Geier – auch an der beeindruckenden Flugshow nehmen welche Teil. Aber sind darunter die Geier aus Hannover?
Endlich gelingt es auch hier ein paar Tierpfleger und -trainer ins Gespräch zu verwickeln. Jedoch: „Geier aus Hannover? – Haben wir nicht!“ Mein komisches Bauchgefühl war also berechtigt.
Was nun?
Das Rätsel um die verschwundenen Geier ließ unserer ganzen Familie keine Ruhe. Natürlich haben wir auch die ganze Zeit „Schwestie“ Bettina auf dem Laufen gehalten, die natürlich sehr besorgt war.
Wieder zuhause schrieb ich eine E-Mail an den Erlebnis Zoo Hannover, die innerhalb weniger Tage beantwortet wurde:
„Leider haben Sie bei der Auskunft über den Umzug unserer Geier keine korrekten Informationen erhalten, daher möchten wir Ihnen gerne im Folgenden die neuen Aufenthaltsorte bzw. den Verbleib unserer Greifvögel mitteilen:
Unsere vier Gänsegeier wurden Anfang März 2016 an den Artis Zoo in Amsterdam abgegeben. Der letzte bei uns verbliebende Bartgeier verließ den Erlebnis-Zoo bereits im Oktober 2014 und zog in die Greifvogelstation in Haringsee (Österreich).
Von unseren beiden Andenkondoren starb das weibliche Tier im Juni 2013 (mit beinahe 53 Jahren), der männliche Kondor wurde im März 2015 an den Vogelpark Irgenöd (Ortenburg) in Bayern abgegeben.“
Zumindest die Information über den Verbleib des Bartgeiers konnte Bettina inzwischen überprüfen und bestätigen. Damit konnte das Rätsel um die verschwundenen Geier von Hannover also doch noch gelöst werden.
Bleibt noch eine Bitte an Euch alle, Leute: Jeder Tierpfleger, den ich bisher kennen gelernt habe, weiß Geschichten darüber zu erzählen, wie sich Besucher geradezu unverantwortlich benommen und damit das Leben von Zootieren gefährdet haben. Lasst das einfach! Den (meisten) Zoos und ihren Mitarbeitern liegt das Wohl der Tiere sehr am Herzen. Und Euch doch auch, oder?! Kein Füttern, kein Streicheln, nicht in die Gehege fassen oder klettern. Ihr richtet vielleicht selber keinen Schaden an. Aber Ihr könntet beobachtet werden von Anderen, die sich von Euch „anstecken“ lassen und weniger vorsichtig sind. Und manchmal ist einem vielleicht auch gar nicht klar, dass man die Tiere großen Risiken aussetzt, obwohl man es doch nur gut meint (z.B. wenn man einen Pinguin mit dem Fisch füttert, der eigentlich für die Pelikane gedacht war oder schädliche Verunreinigungen durch seine Schuhen in die Gehege bringt).
Geier und viele andere Tiere sind bedroht. Zoos können wirksam zu deren Arterhaltung beitragen und fühlen sich dieser Aufgabe (zumeist) verpflichtet. Lasst uns sie unterstützen anstatt sie zu sabotieren!
alle Bilder © C. Stollmeier, 2016
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