Bei dem heftigen Sturm heute Nacht flogen uns halb die Geier um die Ohren. Beim nächtlichen Gang zum Klo quer über den Hof von VulPro habe ich es kaum geschafft das Tor aufzudrücken, weil der Sturm so stark war. Die Türen und Dächer klapperten die ganze Nacht und ich hatte schon Sorge um die Volieren und die Marabus, die gerne AUF den Volieren nächtigen. Der Morgen fing zwar mit einem schönen Sonnenaufgang an, aber der Himmel war voller dicker Regenwolken, die sich auch mehrfach vormittags abregneten. Zwar nie mehr als ein starker Niesel, aber zur Zeit ist hier eigentlich die Trockenzeit in vollem Gange. Alles recht merkwürdig.
Die Befürchtungen haben sich beim morgendlichen Kontrollgang leider bestätigt: Eine Voliere hat es erwischt. Ein Teil der schönen Bilder an der Fischadler- und Schlangenadler-Voliere war direkt in Windrichtung angebracht. Durch den heftigen Wind und den Widerstand hat es die Mauer unterhalb des Gitters (und des Bildes) zum Einsturz gebracht und die Adler hätten jederzeit durch den Spalt abhauen können.
Zunächst versperrten wir den Spalt notdürftig mit Leitern, Handtüchern, Schattennetz und einigen herausgebrochenen Ziegeln. Später wurde damit begonnen die Mauer zu erneuern. Die schönen Bilder mussten leider erstmal abgenommen werden.
Palmgeier beim Frühstück.
In der Kapgeier-Brutvoliere war mal wieder ein Dummy Ei aus dem Nest gefallen. Wie jeden Tag... Ob es die Eltern jemals nochmal lernen besser auf ihr Ei aufzupassen!?
Dieser unschuldig dreinblickende Kerl hier hat es tatsächlich gewagt mir einen kleinen Klecks in die Haare zu tropfen. Als ich zu ihm hochschauen und in anmotzen wollte, blickte er mich so süß an, als würde er entschuldigend die Schultern (Flügel) hochziehen. Naja, einem Geier könnte ich sowieso nie böse sein. Dieses Kerlchen ist übrigens ein alter Bekannter: Der Bienenstichgeier, der vor einer ganzen Weile freigelassen werden konnte. Zur Erinnerung: Als der Geier vor zwei (?) Jahren zu VulPro kam, hatte er über 200 Bienenstachel in Kopf und Hals stecken sowie einen hoffnungslos rampunierten Schnabel. Mit viel liebevoller Pflege konnte er aber tatsächlich wieder soweit hergestellt werden, dass er ausgewildert werden konnte. Eine schöne Erfolgsgeschichte!
Leider gab es heute früh allerdings wieder einen Trauerfall: Unser Kapgeier mit dem amputierten Flügel ist über Nacht im Hospital Camp verstorben. Als wir ihn morgens behandeln und füttern wollten, lag er bereits völlig steif und kalt in seinem Schutzhäuschen. Schnief, total traurig! Wir hatten so sehr gehofft, dass wir den armen Geier wieder aufpäppeln können, aber vergeblich. Um die Todesursache herauszufinden, haben wir ihn obduziert.
Irgendwie schlimm, dass wir den Geier aufschneiden mussten, aber da er keine offenen Wunde hatte und wir uns keinen Reim auf seinen Tod machen konnten, musste es sein.
Schnell stellten wir fest, dass der Geier innerlich total verfettet war. Die beige Masse rund um das Gedärm ist pures Fett, was dort mit Sicherheit nicht hingehört. Schon gar nicht bei einem Geier, der unterernährt ist.
Die beiden Leber-Lappen waren unterschiedlich groß, eine leicht gelblich verfärbt. Auch nicht normal!
Auf die ganzen gruseligen Details und Fotos will ich gar nicht mehr weiter eingehen, weil es einfach zu schlimm und traurig ist. Die Todesursache vermuten wir letztendlich in diesen Granulat-ähnlichen, sandigen Stibbeln und Bläschen, die überall zu finden waren: Eine Pilzinfektion, die praktisch alle Organe befallen hatte.
Das hätten wir von außen her nicht sehen und behandeln können. Nach Rücksprache mit einer Tierärztin kam zum Glück die Entwarnung für die übrigen Krummschnäbel: Es scheint nicht ansteckend zu sein. Trotzdem haben wir uns hinter vorsorglich fünfmal die Hände desinfiziert. Tut mir wirklich leid, Geier, dass wir deine Totenruhe stören mussten, aber wir mussten einfach auf Nummer sicher gehen, dass die anderen Geier aus der Open Enclosure nicht in Gefahr sind.
Die beiden Andenkondore waren wieder ser niedlich zu beobachten. Während er sie immer wieder anfauchte und biss, versuchte sie verzweifelt ihn anzubalzen.
Vergebene Liebesmüh, der Blödmann hat sie entweder ignoriert oder sogar attackiert.
Sie tut mir richtig leid!
Selbst einen Besen scheint er interessanter zu finden als seine hübsche Partnerin.
Hübsches Vögelchen vor meinem Zimmer.
Kurzer Abstecher ins Geierrestaurant, wo heute aufgrund des nicht vorhandenen Aases nicht viel los war.
Marabuflug hoch auf die Voliere in drei mehr oder weniger eleganten Flügelschlägen:
Geier- und Marabu-Schwarm:
Das stürmische Unwetter scheint den Tieren auf den Magen geschlagen zu haben. Allesamt hatten sie heute kaum Appetit. In den Volieren und in der Einfangvoliere blieb das Aas praktisch unberührt liegen.
Diesen Geier hier am Brutvolierenzaun wollen wir einfangen. Aber natürlich hat er sich von der Einfangvoliere ferngehalten.
Abendlicher Hochbetrieb auf den Volierendächern.
...und viele, viele mehr. Allerdings ist es gar nicht so leicht eine Stelle zu finden, von wo aus man die Viecher auf den Volieren ablichten kann.
Um 19 Uhr habe ich mich dann dem größten Nervenkitzel hier bei VulPro gestellt und eigenhändig alle sieben Geier-Eier aus dem Inkubator gewogen. Nicht auszudenken, wenn eines runterfallen würde. Aber der Gedanke ein heranwachsendes Geierküken in den Händen zu halten war einfach zu verlockend. Zum Glück ist alles gutgegangen und in den nächsten Tagen werde ich es wieder nur beim Eier-Drehen belassen.
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