In diesem Jahr konnten viele Zoos stolzen Geiernachwuchs feiern. Endlich traten die oft missachteten Tiere aus dem Schatten von Koala, Delfin & Co hervor. Nicht wenigen Besuchern wurde jedoch plötzlich klar, dass sie eigentlich gar nicht viel über Geier wissen. Das werde ich nun ändern! Wie jeden ersten Samstag im September seit 2009 jährt sich dieses Jahr der „International Vulture Awareness Day“ (Weltgeiertag) zum achten Mal. Als kleinen Countdown werde ich euch daher in den kommenden 7 Tagen bis zum 03.09.2016 mit vielen Informationen rund um die Geier versorgen.
Die 23 verschiedenen Geierarten weltweit werden in zwei Hauptgruppen unterteilt: Altweltgeier und Neuweltgeier. Altweltgeier sind die Geier Europas, Afrikas und Asiens, die den Habichten und Adlern nahestehen. Mönchsgeier, Gänsegeier, Schmutzgeier und Bartgeier sind hierbei die europäischen Geier-Vertreter. Neuweltgeier sind am engsten mit den Störchen verwandt und leben in der „neuen Welt“, also auf den beiden amerikanischen Kontinenten Nord- und Südamerika. In Australien und der Antarktis gibt es leider keine Geier, da es dort nie große Tierherden und Tierwanderungen gab, deren sterbliche Reste als Geiernahrung dienen.
Alle Geierarten (bis auf den fast vegetarischen Palmgeier) ernähren sich von Aas, wobei einige Arten Fleisch, Haut oder sogar Knochen bevorzugen. Altweltgeier haben hervorragende Augen und können im Flug einen kleinen Kadaver aus vielen Kilometern Entfernung sehen. Ihr Geruchssinn ist hingegen eher mäßig. Neuweltgeier können sehr gut riechen und können somit selbst unter einem dichten Blätterdach Aas finden. Altweltgeier bauen ihre Nester in großen Bäumen oder auf Felsen, während Neuweltgeier ihre Eier direkt auf den Boden, auf Felsvorsprünge, in Höhlen oder hohle Bäume legen. Außerdem spritzen Neuweltgeier – wie ihre Verwandten, die Störche – ihren Kot zur Kühlung gerne auf ihre Beine, während Altweltgeier den Kot lieber vom Körper fort sprühen. Sicherlich gibt es noch weitere Unterschiede, aber auch ebenso viele Gemeinsamkeiten. Die größte Gemeinsamkeit ist: Viele Geierarten sind weltweit bedroht und müssen dringend geschützt werden!
Im Folgenden habe ich die 23 verschiedenen Geierarten nach Altweltgeiern und Neuweltgeiern aufgeteilt und mit der Roten Liste der bedrohten Tierarten (The IUCN Red List of Threatened Species. Version 2016-1) abgeglichen. Informationen sind wie folgt aufgelistet: Deutscher Name (Lateinischer Name), Englischer Name, Status und Populationstrend.
Status: vom Aussterben bedroht (critically endangered), stark gefährdet(endangered), potenziell gefährdet(near threatened), ungefährdet (least concern)
Populationstrend: Population schwindend (decreasing), Population wachsend (increasing), Population stabil (stable)
Altweltgeier (Familie Accipitridae):
• Kappengeier (Necrosyrtes monachus), Hooded Vulture, vom Aussterben bedroht, Population schwindend
• Indiengeier (Gyps indicus), Indian Vulture, vom Aussterben bedroht, Population schwindend
• Dünnschnabelgeier (Gyps tenuirostris), Slender-billed Vulture, vom Aussterben bedroht, Population schwindend
• Kahlkopfgeier (Sarcogyps calvus), Red-headed Vulture, vom Aussterben bedroht, Population schwindend
• Sperbergeier (Gyps rueppelli), Rüppell’s Vulture, vom Aussterben bedroht, Population schwindend
• Bengalgeier (Gyps bengalensis), White-rumped Vulture, vom Aussterben bedroht, Population schwindend
• Weißrückengeier (Gyps africanus), White-backed Vulture, vom Aussterben bedroht, Population schwindend
• Wollkopfgeier / Weißkopfgeier (Trigonoceps occipitalis), White-headed Vulture, vom Aussterben bedroht, Population schwindend
• Ohrengeier (Torgos tracheliotos), Lappet-faced Vulture, stark gefährdet, Population schwindend
• Kapgeier (Gyps coprotheres), Cape Vulture, stark gefährdet, Population schwindend
• Schmutzgeier (Neophron percnopterus), Egyptian Vulture, stark gefährdet, Population schwindend
• Mönchsgeier (Aegypius monachus), Cinereous Vulture, potenziell gefährdet, Population schwindend
• Bartgeier (Gypaetus barbatus), Bearded Vulture, potenziell gefährdet, Population schwindend
• Schneegeier / Himalayageier (Gyps himalayensis), Himalayan Griffon, potenziell gefährdet, Population schwindend
• Palmgeier (Gypohierax angolensis), Palm-nut Vulture, ungefährdet, Population stabil
• Gänsegeier (Gyps fulvus), Griffon Vulture, ungefährdet, Population wachsend
Neuweltgeier (Familie Cathartidae):
• Kalifornischer Kondor (Gymnogyps californianus), California Condor, vom Aussterben bedroht, wachsend
• Andenkondor (Vultur gryphus), Andean Condor, potenziell gefährdet, schwindend
• Großer Gelbkopfgeier (Cathartes melambrotus), Greater Yellow-headed Vulture, ungefährdet, schwindend
• Königsgeier (Sarcoramphus papa), King Vulture, ungefährdet, schwindend
• Truthahngeier (Cathartes aura), Turkey Vulture, ungefährdet, stabil
• Kleiner Gelbkopfgeier (Cathartes burrovianus), Lesser Yellow-headed Vulture, ungefährdet, stabil
• Rabengeier (Coragyps atratus), American Black Vulture, ungefährdet, wachsend
Die traurige Bilanz der 23 Geierarten:
• 9 Arten sind vom Aussterben bedroht
• 3 Arten sind stark gefährdet
• 4 Arten sind potenziell gefährdet
• 7 Arten sind ungefährdet (wobei mit „ungefährdet“ leider nur der Gesamtbestand gemeint ist. Auch Geierarten wie Gänsegeier & Co sind bereits in einigen Ländern völlig vom Himmel verschwunden!)
Sonntag, 28. August 2016
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