"Massentourismus gefährdet die letzten der Aasfresser Kroatiens"
So lautet die Überschrift eines langen Zeitungsartikels, der in der Wochenendbeilage der WAZ (16.07.2016) abgedruckt war. Netterweise haben gleich zwei Bekannte den Artikel für mich gesichert und mir zugeschickt, da ich keine Tageszeitung lese und immer auf Infos von regelmäßigen Lesern angewiesen bin.Der Artikel handelt von den Gänsegeiern in Kroatien und der tollen Arbeit von Goran Susic, den ich bei meinen drei Einsätzen im Eko-Centar Caput Insulae Beli 2010 und 2011 kennengelernt hatte. Leider musste Goran sein Center 2012 schließen und hat es 2013 unter dem Namen "Grifon" auf dem Festland wiedereröffnet. Aufgrund des Mangels an finanziellen Mitteln geht der Wiederaufbau allerdings nur schleppend voran und die Existenzängste für Geier und Center sind allgegenwärtig.
Bis in die 50er-Jahre gab es weiten Teilen Kroatiens große Herden von Nutztieren, von denen jedes Jahr ca. 10 % starben. Genug Futter für die viele hungrigen Krummschnäbel. Als jedoch in den 60er-Jahren die meisten Nutztiere nur noch auf Bauernhöfen lebten und viele Bauern ihren Job an den Nagel hängten, mussten viele Geier Hunger leiden und starben. Außerdem rafften Giftköder gegen Wildschweine & Co viele Geier dahin. In weiten Teilen des Kroatischen Festlandes starben die Gänsegeier aus und nur auf einigen Inseln blieben wenige Exemplare übrig.
Als Goran Susic in den 80er-Jahren als Biologie-Student auf die Insel Cres kam, lebten dort nur noch etwa 60 Paare. Goran Susic erkannt die Bedrohung durch Futtermangel und eröffnete einige Geierrestaurants, um die wilden Gänsegeier mit Zusatznahrung zu versorgen. Der Nahrungsmangel und die Giftköder sind allerdings nicht die einzige Bedrohung. Viel schlimmer ist der Massentourismus, der immer weiter in die Geiereinzugsgebiete vordringt. Die Gänsegeier brüten in den steilen Felsklippen an der Küste, teils unweit von Touristenstränden, wo sie durch laute Partys, Verschmutzung und rücksichtsloses Verhalten gestört werden. Immer wieder kommt es vor, dass Jungvögel erschrecken und aus dem Nest ins Wasser fallen. Da Gänsegeier nicht schwimmen können, würden sie in kürzester Zeit ertrinken, wenn nicht zufällig jemand ihren Absturz beobachtet und Hilfe holt.
Um schneller eingreifen zu können, eröffnete Goran Susic 1993 das Eko-Centar Caput Insulae Beli in einem alten Schulgebäude des Örtchens Beli im Norden von Cres. Leider stehen Politiker, die Tourismusbranche und der Umweltschutz nicht immer auf der gleichen Seite, so dass Goran leider gezwungen war das liebevoll aufgebaute Center zu schließen und auf dem Festland neu zu eröffnen. Ich bin bisher noch nicht dort gewesen, aber ich befürchte es wird nie mehr das gleiche sein. Es bleibt nur zu hoffen, dass er genug Sponsoren findet, um das Center langfristig am Leben zu erhalten und weiterhin unsere geliebten Gänsegeier zu schützen. Die Zeit eilt, denn nachdem 2012 noch ca. 140 Gänsegeierpaare auf den Kroatischen Inseln lebten, sind es heute wohl nur noch 100 Paare.
Ich drücke Goran und seinem Team ganz fest die Daumen, dass sein neues Center noch lange bestehen und weiterhin gute Arbeit zum Geierschutz leisten kann!!!
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