Mittwoch, 5. Oktober 2022

Gesundheitscheck bei unseren Küken

Aufgrund der Hitze fangen wir bereits um 6 Uhr morgens mit der Arbeit an. Dafür gibt es neben der Frühstückspause eine diesmal sogar zweistündige Mittagspause. Leider war ich bereits um 4 Uhr hellwach und konnte bei dem starken Sturm draußen nicht mehr einschlafen. Solche heftigen Stürme fegen hier nachts häufiger von der Bergkette herab, verwehen sich aber im Laufe des Morgens.

Leider hat der Sturm wohl auch einen wilden Geier vom Baum gefegt, der nachts hier bei VulPro rasten wollte. Kerri brachte ihn morgens erstmal ins Hospital Camp, wo wir dem armen Häufchen Elend eine Decke aufgerollt hatten, um seinen Kopf im Liegen zu stützen. Da heute der Gesundheitscheck aller Geierküken von VulPro anstand, konnten wir einfach auf das Eintreffen der Tierärzte warten, statt den Geier zu einer Praxis fahren zu müssen. Der Pechvogel wurde untersucht und es konnten keine Knochenbrüche festgestellt werden. Allerdings schien war er dehydriert und schien schlimme Schmerzen in der Nierengegend zu haben. Die Tierärzte nahme ihn später mit, um ihn mit Flüssigkeit aufzupäppeln und zu röntgen. Leider verstarb der Geier bei der Untersuchung und es wurde Blut im Schlauch gefunden, mit dem ihm Flüssigkeit zugeführt werden sollte. Armes Tier! :-(

Der Gesundheitscheck der Geier war aber klasse! Sowas habe ich noch nie mitgemacht und ich glaube in dieser Form ist es auch eine Premiere gewesen. Da in letzter Zeit zwei Küken verstorben waren, traf Kerri die Entscheidung alle Geier auf Calciummangel oder andere Unregelmäßigkeiten hin zu prüfen. Da wir in drei Volieren insgesamt 16 Küken haben, gab es eine Menge zu tun. Und Geiereltern sind nicht gerade glücklich, wenn man ihren Küken zu nahe kommt. Die meisten Küken sind mittlerweile schon fast ausgewachsen und ihre bisher kaum beanspruchten Krallen messerscharf. Aber wann hat man schonmal die Gelegenheit mit Geierküken zu arbeiten??? Traumhaft!!!
Wir begannen mit den Weißrückengeiern und die Küken leisteten heftige Gegenwehr! Dank erfahrener Geierfänger war es aber kein Problem und schon bald untersuchten wir die Geier im Akkord!
Zunächst musste notiert werden, um welchen Geier es sich handelt (Ringnummer) und wer seine Eltern sind. Außerdem wurden Alter und Gewicht notiert. Um das Gewicht zu berechnen, hat sich Obert samt Geier auf eine Waage gestellt und sein eigenes Gewicht abgezogen. Danach wurde an den Krallen bzw. am Flügel Blut abgezapft, der Gesamtzustand des Geiers wurde bewertet und abhängig um Körpergewicht eine Spritze mit Calcium und Nährstoffen verabreicht. Anschließend wurde das Küken wieder zurück ins Nest zu seinen aufgeregten Eltern gebracht. Mit vielen helfenden Händen konnten wir die Arbeiten zügig durchführen und die Geier nicht mehr als nötig stressen. Einige eher unbeteiligte Geier waren aber nicht begeistert und flatterten wild um uns herum.
Nach den Weißrückengeiern ging es in die offene Voliere der Kapgeier, wo wieder fleißig gebrütet wurde. Auch hier lief alles wie am Schnürchen und wir konnten ein Küken nach dem nächsten abarbeiten. Einige könnten jeden Moment flügge werden, andere haben an der Unterseite ihrer Flügel noch herrlich flauschigen weißen Flaum. Ein Küken niedlicher als das andere!
Die größte Herausforderung waren die sieben Küken in der Kapgeier-Brutvoliere, die in der künstlichen Felswand großgezogen werden. Dort ist es wesentlich schwieriger an die Küken zu kommen, ohne ein paar wütende Schnabelhiebe der Eltern oder anderer Geier zu ernten. Zur Selbstverteidigung hilft hierbei immer ein Besen, mit dem man wütende Geier notfalls vorsichtig wegfegen kann.
Die Küken machten sich sofort klein, als wir die Voliere betraten, aber natürlich erwischten wir alle!
Nicht nur die Geiereltern legten Protest ein, sondern auch die Küken! Aber mit geübten Hände, respektvollem Umgang und einem netten Lächeln konnten wir die Küken beruhigen und die Arbeit erledigen.
Während Obert die Küken zum Wiegen auf den Arm nahm, wollte sich ein erwachsener Geier lieber selber wiegen...
Ich hatte es kaum zu hoffen gewagt, aber wir holten auch das kleinste Küken aus dem Nest! Was für ein entzückendes Schätzchen!!! Es war natürlich Liebe auf den ersten Blick! So ein flauschiges Hühnchen.
Das es noch so klein war, konnten wir es in eine Waagschale setzen. Allerdings wollte es da auch gleich wieder raus.
Von der Untersuchung habe ich kaum was mitbekommen, weil ich so glücklich war dieses Prachtküken festhalten zu dürfen! Am liebsten wäre ich diekt damit abgehauen und hätte es mit auf mein Zimmer genommen! Geierküken in diesem Stadium sind einfach nur flauschig, kuschelig, warm und herzergreifend entzückend!
Was für ein absolutes Highlight!!! Und das bereits am zweiten Tag! Das kann doch gar nicht mehr getoppt werden! ;-)
Auch der Rest des Tages war klasse, aber mehr dazu im nächsten Artikel.

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