Freitag, 20. Mai 2022

Kalifornische Kondore von Alt-Chemikalien bedroht

Heute stieß ich auf die Zusammenfassung einer interessanten Studie über die Bedrohung von Kalifornischen Kondoren durch Alt-Chemikalien.

Gesundheitsschädliche Chemikalien wie DDT und PCB sind in den USA zwar bereits seit vielen Jahren verboten, sie stellen aber trotzdem noch heute ein Risiko für die stark bedrohten Kalifornischen Kondore dar. Kalifornische Kondore, die sich vorwiegend entlang der Küste aufhalten, ernährend sich nämlich gerne von den angespülten Kadavern von Meeressäugetieren wie Walen und Seelöwen. Diese sind leider nachweisbar mit hohen Chemikalienrückständen kontaminiert. Futtert ein Kondor von diesem Kadaver, gelangen die gesundheitsschädlichen Chemikalien somit auch in seinen eigenen (Blut-)Kreislauf. Kalifornische Kondore, die sich eher im Inland aufhalten, haben dieses Problem nicht. Außerdem zeigte die Studie, dass Meeressäugetiere in Süd-Kalifornien, wo einst industrielle Chemikalien vermehrt ins Wasser verklappt wurden, stärker kontaminiert sind als Meeressäugetiere in Baja California, Mexiko.

© Tim Huntington – webnectar photography

Im Rahmen der Studie wurden über 400 Positiv-Proben gestrandeter Meeressäugetiere, von denen die Kondore fressen könnten, genommen. Dabei stellte sich heraus, dass die PCB-Belastung in Süd-Kalifornien 3,5x höher als in Baja California war und die DDT-Belastung sogar 7x höher. Auch viele weitere Schadstoffe und Verbindungen konnten identifiziert werden.

Neben den Kadavern wurde auch das Blut von Küsten- und Inland-Kondoren untersucht und die Schadstoff-Rückstände miteinander verglichen. Im Blut der Küsten-Kondore wurden im Schnitt Rückstände von 32 verschiedenen Schadstoffen entdeckt, bei den Inland-Kondoren nur acht. Die DDT- und PCB-Belastung war bei Küsten-Kondoren 7x bzw. sogar 40x höher als bei Inland-Kondoren. TCPM war bei den Küsten-Kondoren weit verbreitet, kam bei Inland-Kondoren jedoch gar nicht vor und der Schadstoff TCPMOH kam bei Küsten-Kondoren sogar 56x häufiger vor als bei ihren Kollegen im Inland.

Die Studie zeigt deutlich, wie lange schädliche Stoffe in der Nahrungskette verweilen, auch wenn sie bereits seit vielen Jahren verboten und nicht mehr eingesetzt werden. Schadstoffe wie DDT und PCB haben schlechte Auswirkungen auf die bedrohte Kalifornische Kondor Population sowie andere Raubvögel. Sie können nämlich zu dünneren Eierschalen führen. Dass die Eierschalen der Kondore dünner werden, haben bisherige Studien bereits aufgezeigt. Allerdings konnten bisher keine Nachweis entdeckt werden, dass die Reproduktion der Kondore hierdurch nachgelassen hat. Trotzdem ist das Ergebnis der Studie wichtig, um herauszufinden, wie mit Altlasten in der Umwelt umgegangen werden kann.

Wer jetzt denkt, dass die Kondore doch einfach weiter ins Inland fliegen sollten, stößt dabei direkt auf das nächste Problem: Im Gegensatz zu den Küsten-Kondoren sind die Inland-Kondore besonders stark durch Bleivergiftung bedroht, da noch immer weit verbreitet bleihaltige Munition verwendet wird, deren Rückstände die Kondore bei ihrem Festmahl leider viel zu häufig verschlucken. In ihrem Blut ist der Bleigehalt deutlich höher als bei ihren Küsten-Kollegen.

Quelle: „Assessing Marine Endocrine-Disrupting Chemicals in the Critically Endangered California Condor: Implications for Reintroduction to Coastal Environments“ von Margaret E. Stack, Jennifer M. Cossaboon, Christopher W. Tubbs, L. Ignacio Vilchis, Rachel G. Felton, Jade L. Johnson, Kerri Danil, Gisela Heckel, Eunha Hoh, and Nathan G. Dodder

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