Mittwoch, 9. Juni 2021

Noch 1 Tag bis zur Bartgeier-Auswilderung in Berchtesgaden

Heute früh wachte ich so früh und aufgeregt auf, als wenn bereits heute die Bartgeier-Auswilderung im Nationalpark Berchtesgaden wäre. Ob es den Kollegen vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V., der Vulture Conservation Foundation und den Nationalpark-Rangern genauso geht? Vermutlich.

Da bereits am frühen Morgen die Sonne wieder herrlich schien, machten Barty und ich uns auf den Weg zur Wimbachklamm. Auch ein Ort, an dem ich bereits als Kind gewesen bin. Ich hatte die Klamm deutlich kürzer als die Almbachkamm im Hinterkopf und lag damit komplett richtig. Die eigentliche Klamm, für die Eintritt gezahlt wird, ist als Einbahnstraße nur 300 m lang. Leider drang das Sonnenlicht nicht bis in die Schlucht, so dass die Bilder nicht sonderlich gut geworden sind.

Hinter der Klamm führt ein Wanderweg weiter bergauf ins Wimbachtal. Das Tal ist breit genug, um der Sonne Platz zu geben, die ordentlich brutzelte. Der Wildfluss zog mich sofort in seinen Bann, weil ich dieses brodelnde Geräusch, das glasklare Wasser, die vielen Steine und die grüne Landschaft drum herum einfach klasse finde. Das könnte genauso gut irgendwo in Kanada sein!
Auch Barty kletterte aus seiner Höhle in meinem Rucksack und erkundete die traumhafte Landschaft.
Was für ein wahnsinns Panorama!!! Da der Wanderweg sehr gut gepflegt ist, konnten wir nonstop geradeaus in die Ferne schauen und die hohen, schneebedeckten Gipfel genießen. Ohne Wolken wird erstmal richtig klar, wie beeindruckend diese Alpenlandschaft ist!
Zwischendurch ging es hier und da durch einen kleinen Wald. Auch viele Blumen zierten den Wegesrand, aber da ich so von dem Wildfluss und dem Fernblick begeistert war, schenkte ich den Blumen diesmal weniger Beachtung.
Der Weg geht stetig bergauf, aber zum Glück die meiste Zeit mit geringer Steigung. Nach einer Weile verschwindet der Fluss und weicht einem breiten schottergefüllten Steinbett, auch Gries genannt. An dieser Stelle verläuft der Fluss unterirdisch.
Nach etwas über 4 km, in denen stolze 300 Höhenmeter zurückgelegt wurden, erreichten Barty und ich das Wimbachschloss, ein ehemaliges Jagdhaus des bayerischen Königshauses. Jetzt ist es eine gern gesehene Einkehrmöglichkeit auf halber Strecke zur Wimbachgrieshütte. Da diese allerdings nochmal über 4 km und weitere 400 Höhenmeter entfernt ist, endete unser Weg am Wimbachschloss - nicht ohne ein in Vanillesauce ertränktes Stück Strudel und einen großen Napf Schorle verschlungen zu haben.
Blinder Passagier auf meinem Rucksack, als würde es nicht reichen, dass ich schon Barty die ganze Zeit schleppen muss.
Am Wimbachschloss kommen die hohen Felswände sehr nah. Kein Wunder, dass Barty sehnsüchtig hinauf schaute auf der Suche nach einer gemütlichen Felsniesche. Bartgeier nisten nämlich nicht auf Bäumen, wie viele andere Geierarten, sondern in der Felswand. Auch für die beiden jungen Bartgeier, die morgen ausgewildert werden, ist eine gemütliche und gut geschützte Felsniesche ausgesucht und hergerichtet worden.
Auf dem Rückweg entdeckte ich sogar einige Boggel im Wald. Außerdem kam ich mit sehr netten Wanderern ins Gespräch, so dass die 4 km Rückweg ratzfatz vergingen.
Natürlich blieb dennoch genug Zeit das Panorama flussabwärts...
...und flussaufwärts weiter zu genießen!
Nach der Tour durchs wunderschöne Wimbachtal checkte ich in Ramsau den Parkplatz am Eingang zum Nationalpark ab, wo morgen früh das große Geierevent startet.
 
Der Parkplatz ist nichtmal einen Kilometer vom Hintersee entfernt, so dass ich die Gelegenheit nutzen wollte den Hintersee einmal mit Aussicht auf die Berge zu umrunden. Während des Hinweges machte ich ein paar Bilder von schönen Blümchen...
... und merkte dabei gar nicht, dass plötzlich dunkle Wolken aufzogen.
Es reichte noch für zwei, drei Fotos und etwa ein Drittel der Seeumrundung, als der Himmel die Sschleusen öffnete. Genau, als Barty gerade ein Foto vor dem Auswilderungsbergzug seiner Kollegen machen wollte. Bevor sein Gefieder noch nasser wurde, stopfte ich ihn schnell in den Rucksack. Faszinierend, wieviel Zeug man so rumschleppt, aber der Schirm liegt natürlich im Auto! Zum Glück hatte ich zumindest eine dünne Regenjacke und einen Regenüberzug für den Rucksack griffbereit.
Aus den schönen Bildern mit See und Bergen im Hintergrund wurde allerdings wieder nichts.
Ich suchte Zuflucht auf einer Terrasse mit Seeblick und gönnte mir einen Nachmittagssnack. Zwischenzeitlich schien die Sonne wieder, als wäre nichts geschehen. Kaum hatte ich bezahlt und machte mich auf die 1,5 km zum Parkplatz, da öffnete der Himmel wieder die Schleusen. Besten Dank, Petrus! Aber besser heute als morgen am großen Geiertag!!!
Ab 18 Uhr, als ich bereits wieder in meiner Unterkunft war, zog ein heftiges Unwetter durch Schönau am Königssee. Innerhalb weniger Minuten waren die Berge hinter Dunst und Wolken verschwunden und es blitze und knallte, dass das ganze Ferienhaus bebte. Vom sicheren Balkon aus herrlich anzuschauen!
Aber jetzt freue ich mich nur noch auf den großen Tag morgen, auf die beiden jungen Geiermädchen und meine Geierfreunde, die ebenfalls heute angereist sind.

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