Mittwoch, 13. November 2019

4 tote Schmutzgeier auf Markt in Niger

Auf einem Markt in Niger sind vier tote Schmutzgeier entdeckt worden. Bei der Untersuchung des Marktes entdeckte das Team von Egyptian Vulture New LIFE (EVnewLIFE) nicht nur Körperteile von Geiern, sondern auch Geiernester. Wieder einmal mehr zeigt sich, dass die Nutzung von Geiern in der traditionellen Medizin weiterhin eine große Bedrohung für den Artbestand darstellt.
Zu diesem Thema ist kurz vorher ein Artikel veröffentlich worden, der einen guten Überblick über den Einfluss der Nachfrage an Geier-Körperteilen auf die heimische Geier-Population gibt. Eine Zusammenfassung wurde bereits auf der European Vulture Conference der Vulture Conservation Foundation (VCF) in Portugal vorgestellt, aber ein paar mehr Infos hierzu können sicher nicht schaden.
Geier-Körperteile werden in der traditionellen Medizin und zu anderen Glauben-basierten Zwecken genutzt, da sich die Kunden eine Heilung von einer Vielzahl verschiedener physischer und psychischer Krankheiten erhoffen. Aufgrund der guten Sehkraft von Geiern wird ihnen außerdem nachgesagt, dass sie in die Zukunft schauen können – und dabei u. a. die Lottozahlen oder das Ergebnis von Fußballspielen vorhersagen können. Geier gehören damit zu den begehrtesten gehandelten Vogelarten. Der illegale Handel mit Geier-Körperteilen ist flächendeckend bekannt, von Nigeria bis Südafrika. Die Frage ist nun, wie sich die hohe Nachfrage auf den migrierenden Schmutzgeier auswirkt.
(c) Sahara Conservation Fund
Schmutzgeier sind die einzigen Geier, die über viele tausende Kilometer zwischen Afrika, Asien und Europa migrieren. Leider gehen die Zahlen nicht nur in Afrika, sondern auch in vielen einstigen Brutgebieten Europas zurück. Seit 2011 haben sich viele Projekte, darunter The Return of the Neophron (LifeNeophron), im Balkan zusammengeschlossen, um den Schmutzgeier zu erforschen und besser schützen zu können. Seit 2016 werden mit dem neuen Projekt Egyptian Vulture New LIFE (Partner von The Return of the Neophron) die Bedrohungen für den Schmutzgeier in den 14 Ländern entlang der Migrationsroute untersucht, darunter auch Niger und Nigeria. Hierzu wurden viele Schmutzgeier mit GPS-Sendern ausgestattet.
2018 wurden viele Märkte in Niger und Nigeria auf Geier-Körperteile, speziell Schmutzgeier, untersucht. Dabei wurde je Markt dokumentiert wie viele Verkaufsstände Geier-Körperteile anboten, wie viele früher Geier-Körperteile angeboten haben und wie viele wiederum Geier-Körperteile verkaufen würden, wenn sie denn welche hätten. Außerdem wurden die Verkäufer nach der Herkunft der Geier gefragt und wie groß sie die Geier-Population einschätzen.
(c) Sahara Conservation Fund
Es zeigte sich, dass der illegale Handel mit Geiern in Nigeria 10x größer ist als in Niger. Von den 19 untersuchten Märkten in Nigeria mit ca. 26.000 Verkaufsständen verkauften 397 Stände Geier-Körperteile. Es konnten zwar keine Schmutzgeier entdeckt werden, aber jeder Verkäufer merkte an, dass er Schmutzgeier verkaufen würde. In Niger wurden nur an 3 von 2.950 Ständen Geier-Körperteile angeboten.
Der Hauptgrund dafür, dass auf den Märkten in Nigeria keine Schmutzgeier gefunden wurden, liegt laut den Verkäufern daran, dass Schmutzgeier in Nigeria sehr selten geworden sind. Sie stimmten zu, dass dies vor allem an der direkten Verfolgung für illegalen Handel, Medizin, Rituale oder Nahrung liegt. In Niger merkten die Händler an, dass die Geier-Population durch die hohe Nachfrage aus Nigeria dezimiert wurde. Es zeigte sich zudem, dass aufgrund der schwindenden Population die meisten Geier-Körperteile nicht mehr aus Nigeria oder Nachbarländern wie Niger, Tschad, Kamerun oder Burkina Faso kommen, sondern auch aus entfernteren Ländern wie Mali, Senegal oder der Zentralafrikanischen Republik. Die hohe Nachfrage an Geiern in Nigeria beeinflusst also eindeutig auch die Geier-Populationen im subsaharischen Afrika.
(c) Sahara Conservation Fund
In Nigeria sind Geier gesetzlich geschützt und das Töten von Geiern sowie der Handel mit ihnen verboten. Allerdings wird dieses Gesetz nicht gelebt. Bleibt die Nachfrage nach Geier-Körperteilen weiterhin so hoch, sieht die Zukunft der Schmutzgeier düster aus. Zusammengefasst: Würden alle 397 befragten Verkäufer in Nigeria nur jeweils einen Schmutzgeier pro Jahr anbieten, so wäre die gesamte osteuropäisch Schmutzgeier-Population (nur ca. 60 Brutpaare) ratzfatz ausgerottet.
Um den Handel mit Geier-Körperteilen in Nigeria zu stoppen, wurde durch die Nigerian Conservation Foundation (NCF) gemeinsam mit BirdLife Africa ein neues Projekt gegründet. Dieses wird vom United States Fish and Wildlife Service (USFWS) finanziert.

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