Dienstag, 1. November 2016

Kapgeier-Beringung im Geierrestaurant

Endlich haben die 40 Grad ein Ende und die lang ersehnte Abkühlung traf ein. Den ganzen Tag über war es bei VulPro meist bewölkt, darunter tiefschwarze Unwetterwolken, die leider bisher nur ca. 20 tropfen Regen brachten. Aber es wehte ein leichter Wind, der diesmal nicht wie ein Föhn wirkte und die Temperaturen sanken deutlich.
Morgens verbrachte ich zwei Stunden im Beobachtungshaus des Geierrestaurantes, weil wir versuchen wollten drei bestimmte, jugendliche Kapgeier einzufangen, deren GPS entweder nicht mehr sendete oder die Flügelmarkierungen unleserlich wurden. Der GPS-Sender hatte natürlich Vorrang. Wir legten also die Reste des gestrige Futterschweines in die Einfangvoliere, die sich auf der Rückseite der Brutvoliere nahe des Geierrestaurantes befindet. Der Vorhang der Einfangvoliere lässt sich mit einem langen Seil bequem aus dem Beobachtungshäuschen heraus zuziehen. Danach muss man nur noch schnell zum Vorhang wetzen, das lose Ende befestigen und die Geier sitzen in der Falle. Soweit der Plan. Allerdings spielten die Geier nicht wirklich mit.
 
Erst kurz nach der Frühstückspause segelten die ersten wilden Kapgeier ins Geierrestaurant.
Da das Landen der wilden Geier bedeutet, dass offenbar keine Gefahr droht, segelten auch die Junggeier vom Dach der Brutvoliere. Darunter auch unser gesuchter Geier mit dem defekten GPS-Sender.
Während die ersten Geier bereits in der Einfangvoliere futterten und sich weitere Geier aufgeregt warteten, setzten Maggie und ich den Rest des Teams in Alarmbereitschaft. Unser Plan hatte sich nämlich spontan erweitert, so dass wir auch weitere wilde Kapgeier untersuchen und beringen wollten.
Nur wenige Minuten später eilte der gesuchte Geier in die Einfangvoliere und wir ließen den Vorhang zuschnappen. 20 Geier auf einen Streich! Zuerst schnappten wir uns den gesuchten Geier und brachten seinen GPS-Sender in Ordnung. Er war offenbar doch noch funktionstüchtig, aber mit Federn zugewuchert. Dadurch konnte sich der Solarbetrieb nicht vollständig aufladen. Nachdem wir einige Federn zurechtgestutzt hatten, konnte wir das Jungtier wieder freilassen. Auf zum nächsten Geier. Bei dem stattlichen Gewühl in der Auffangvoliere hatten wir eine super Auswahl.
Unglaublich, wie riesig die wilden Kapgeier sind. Mir kam das Vieh fast noch fetter vor als der Ohrengeier vor ein paar Tagen. Herrlich, den ganzen Arm voll Geier zu haben!
Die wilden Geier müssen bei der Beringung eine kleine Prozedur über sich ergehen lassen. Zuerst bekommen sie einen Metallring mit einer Kennummer um die Kralle.
Anschließend wird ihnen Blut zur Untersuchung abgenommen und ein paar Federn ausgerupft. Das ist gar nicht so einfach, denn die flaumigen Brutfedern sitzen richtig fest. Irgendwie eine Quälerei, aber drei Federn kann der Geier verkraften. Die Federn kommen in einen Umschlag und dürfen auf keinen Fall am ausgerissenen Kiel angefasst werden, um das spätere Untersuchungsergebnis nicht zu verfälschen.
Danach wird der Geier auf eine Transportbox gelegt. Während ein Helfer seine Beinchen festhält und ein zweiter den Kopf, muss natürlich auch der Rest vom Geier festgehalten werden. Der Geier fühlt sich in Bauchlage nicht sonderlich wohl und muss daher bei der leider schmerzhaften Flügelmarkierung gestützt werden.
Mit einem Stanzgerät wird die Markierung durch den Flügel gestochen, etwa einen Inch vom "Ellenbogen" entfernt.
 
Neben diesen Untersuchung wird noch sein Gesundheitszustand bewertet und abgeschätzt, ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handelt. Danach kann der Geier wieder in die Freiheit entlassen werden.
Machs gut, Kleiner!
Nach und nach arbeiteten wir uns auf diese Weise durch sechs oder sieben Geier, während Kerri immer wieder ruhig erklärte, worauf man alles achten muss.
Kerri und einer ihrer Schützlinge.
Es ist gar nicht mal so einfach die wilden Geier einzufangen, vor allem wenn sie haufenweise in der Einfangvoliere durcheinander rennen. Sie sind uns ja zum Glück nicht gewohnt und daher sehr ängstlich. Was auch gut ist, denn sie sollen sich in der freien Natur möglichst weit von Menschen fernhalten.
 
Ein weiterer Geier hat die Prozedur überstanden. Ich hoffe, dass wir unsere Freunde schon bald wieder im Geierrestaurant begrüßen dürfen!
 
 
Guten Flug und pass auf dich auf!
Um die Geier nicht zu sehr zu stressen, hörten wir irgendwann mit der Beringung auf und ließen die übrigen Geier wieder frei.
Erleichtert flogen sie schon bald aus der Einfangvoliere raus in die Freiheit.
Unserem vergifteten Weißrückengeier schien die Hitze der letzten Tage stark zugesetzt zu haben. Daher musste sie heute wieder an den Tropf, während sie in der "Hängematte" im Nachtquartier saß. Seelische Unterstützung bekam sie dabei vom Geierkind, dass mir heute zappelnd ein paar Kratzspuren auf der Wampe hinterlassen hat. Ist mal eine Alternative zu zerrissenen T-Shirts oder Kralle in der Handfläche...
Die zweite große Aktion war heute das Ausstatten des Martial Eagle (Kampfadler) mit einem GPS-Sender. Das war die Voraussetzung, um ihn auswildern zu dürfen.
Gerne ließ er sich nicht einfangen.
Aber nach ein paar Versuchen hat Kerri ihn erwischt und konnte seine Wahnsinnskrallen sichern.
Anschließend führte Kerri mit vielen Erklärungen vor, wie ein GPS-Sender ähnlich eines Rucksackes angepasst wird.
Während Maggie und Notice die messerscharfen Krallen sicherten, war der Adler überraschend bewegungslos.
Jezt kann er sich ein paar Tage an das Tragen des GPS-Gerätes gewöhnen, bevor er dann wieder seine Kreise in Freiheit drehen kann.
Kerri, keine Angst vor scharfen Krallen.
An dieser Stelle ganz liebe Grüße an Maike aus Hamburg! Vielen Dank für die nette Zuschrift!!!

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