Schreckliche Nachrichten
aus dem Kruger Nationalpark in Südafrika: Bei einer Geiermassenvergiftung sind
mindestens 86 Geier und weitere Tiere gestorben!
Vorwiegend traf es die vom Aussterben bedrohten
Weißrückengeier
(White-backed Vulture), aber auch stark gefährdete
Ohrengeier
(Lapped-faced Vulture),
Kapgeier (Cape Vulture) und ebenfalls vom
Aussterben bedrohte
Kappengeier (Hooded Vulture). Außerdem einen
Marabu,
einen Waldkauz, zwei Gaukler, eine Hyäne, einen Schakal und einen Büffel.
Am 07.03.2024
erhielt Nationalpark Ranger Joe Nkuna einen Anruf des Moholoholo Wildlife
Rehabilitation Centre, weil sich ein mit GPS ausgestatteter Geier nicht
mehr bewegt hat. Nkuna gab die letzten GPS-Daten des Geiers an seine Kollegen
weiter, die schon bald einen schrecklichen Fund machten. Sie entdeckten einen
toten Büffel, der offensichtlich in eine Schlingen-Falle geraten und von
Wilderern wegen seines Fleisches getötet worden war. Anschließend vergifteten
die Wilderer den Kadaver und als hungrige Geier sich über die Reste hermachten,
verendeten sie elendig. Nkuna informierte daraufhin die Polizei und fuhr selber
zum Tatort
im nördlichen Teil des Kruger Nationalparks, nur wenige Meter vom Grootvlei Dam
in Mooiplass, Nxanatseni, entfernt. Überall fand er die toten Geier und weitere
verendete Tiere. Ein schrecklicher Tag für Naturliebhaber Nkuna, der Ende des
Monats in den Ruhestand gehen wollte: „Ich fühle mich schrecklich 86 meiner
Geier vergiftet zu sehen. Es bedeutet, dass ich jetzt ohne Geier in meiner
Gegend bin… So viele Geier auf einen Schlag zu verlieren, tut weh!“
Auch das Team des Moholoholo
Wildlife Rehabilitation Centre und der Endangered Wildlife Trust (EWT)
fuhren an den Tatort sowie lokale Tierärzte und Vertreter von South African
National Parks (SANParks). Bei Vergiftungsvorfällen geht leider alles sehr
schnell und die Folgen sind meist fatal. So konnten nur noch zwei
Weißrückengeier lebend gefunden und zur Behandlung nach Moholoholo gebracht
werden. Die Auffangstation dort hat zwar viel Erfahrung mit der Behandlung
vergifteter Geier, aber ob sie überleben und jemals wieder ausgewildert werden
können, ist ungewiss.
Die Kadaver aller Tiere, für die jede Hilfe zu spät kam,
wurden eingesammelt und anschließend an Ort und Stelle verbrannt. Das ist
wichtig, damit nicht noch weitere Tiere von den vergifteten Kadavern fressen
und ebenfalls sterben.
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(c) Facebook VulPro: Um andere Tiere vor dem Gift zu schützen, müssen alle Kadaver eingesammelt und verbrannt werden.
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Alle kontaminierten Kadaver wurden verbrannt. (c) Phathu Luvhengo/TimesLIVE |
Warum kam es überhaupt zu so einem schrecklichen Ereignis?
Seit Jahren ist es ein perverser Trend, dass Wilderer immer
wieder ihre Beute mit Gift kontaminieren, um gezielt Geier zu töten. Diese
würden nämlich auf Nahrungssuche über dem Kadaver der Wilderer-Beute kreisen
und somit die Aufmerksamkeit von Parkrangern auf den Tatort lenken. Aus Angst,
entdeckt zu werden, wollen die Wilderer also gezielt alle Geier vergiften und
ausrotten.
Manchmal werden Geier auch getötet, um ihre Körperteile auf
dem Schwarzmarkt zu verkaufen, da ihnen heilende, glücksbringende bzw.
hellseherische Wirkung nachgesagt wird. Diese traditionelle „Medizin“ nennt
sich Muthi. Ob auch an diesem Tatort Körperteile von Geiern entfernt wurden,
konnte aufgrund der fortgeschrittenen Verwesung nicht mehr eindeutig
festgestellt werden.
Nkuna und seine Kollegen entdeckten zwei Fußspuren, die vom
Tatort zur nahe gelegenen Lebombo Bridge führten, direkt an der Grenze zwischen
Kruger Nationalpark und Mozambique. Immer wieder nehmen Parkranger Wilderer
fest, die teilweise auch aus Nachbarländern oder entfernteren Gebieten Afrikas
stammen. Wenn überhaupt Strafen verhängt werden, sind diese so gering, dass sie
kaum Nachahmer abschrecken. Die meisten Wilderer werden jedoch nie gefasst.
Der aktuelle Vorfall ist leider kein Einzelfall. Allein in
den letzten Jahren hat der Kruger Nationalpark über 2.000 Geier auf ähnlich
schreckliche Weise verloren. Und dies sind nur die Zahlen der unmittelbar
betroffenen Geier. Passiert so ein Vorfall in der Brutsaison, werden die
Geierküken ebenfalls nicht überleben, da ein Elterngeier allein das Küken nicht
ausreichend versorgen und großziehen kann. Auch ein Vorfall wie jetzt, kurz vor
der Brutsaison, hat verheerenden Auswirkungen. Geier bleiben normalerweise ein
Leben lang zusammen. Stirbt nun ein Geier, wird sein Partner sehr
wahrscheinlich nicht rechtzeitig zur Brutsaison einen neuen Partner finden und
somit kein Küken in die Welt setzen. Da Geier erst mit sechs Jahren (oder
später) geschlechtsreif werden, kommt es jedoch auf jedes einzelne Küken an. In
vielen Gegenden des Kruger Nationalparks ist die Geier-Population daher bereits
ausgelöscht.